Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Adler fliegt nicht mehr

Nachruf Glenn Frey, Mitbegründ­er der erfolgreic­hen kalifornis­chen Band The Eagles, ist mit 67 Jahren gestorben

- VON RUPERT HUBER

Augsburg Glenn Frey auf der Bühne singen zu hören, war das eine. Ihn aber zu beobachten, wie er das tat, war etwas ganz Besonderes. Mit geschlosse­nen Augen und ein wenig nach vorne gebeugt, zelebriert­e er fast scheu seine Songs. Jetzt ist der Sänger, Gitarrist und Autor der kalifornis­chen Countryroc­k-gruppe The Eagles im Alter von 67 Jahren in New York gestorben. Die Gruppe teilte auf ihrer Website bulletinmä­ßig mit: „Er erlag traurigerw­eise den Komplikati­onen einer rheumatoid­en Arthritis, einer akuten Dickdarmen­tzündung Die Eagles, 1971 gegründet von Frey und dem Schlagzeug­er Don Henley, sind ein Phänomen. Obwohl sie zwischen 1980 und 1994 pausierten, bekamen die Adler danach einen Riesenaufw­ind und feierten ein großes Comeback. Mit einer Mischung aus melodiösen Songs, Rocknummer­n, die keinen verstören, sowie der Perfektion der Gesangshar­monien und einem Livesound, der seinesglei­chen sucht. Konzerte, die zumindest in Deutschlan­d so routiniert abliefen, als hätte ein DJ eine Schallplat­te aufgelegt.

und

einer

Lungenentz­ündung.“ Neue Alben waren eine Rarität. Die Tourneen liefen auch so wie eine Gelddruckm­aschine.

Rückblick in die siebziger Jahre: Während Don Henley, der sich oft mit Frey überwarf, als Sänger für die emotionale­ren Songs zuständig war („Witchy Woman“, „Hotel California“), nahm Frey die Jacksonbro­wne-nummer „Take It Easy“und kombiniert­e in seiner Version einen Auto-flirt mit federleich­ten Rhythmen. Aber Kalifornie­n kann auch melancholi­sch sein: Von der Kurzfristi­gkeit, von Beziehunge­n und Lebenslüge­n handeln die von Frey interpreti­erten Lieder „Lyin‘ Eyes“und „New Kid in Town“. Frey brauchte die Eagles, auch wenn er zwischendu­rch einen Solohit („The Heat Is On“) landete.

Dass die „Greatest Hits“der Eagles als Allzweckmu­sik zu den meistverka­uften Alben in den USA gehören, ist keine Überraschu­ng. Nun gibt Don Henley den Old Shatterhan­d, der über Winnetou Glenn Frey spricht: „Er war wie ein Bruder für mich (...), der Bund, den wir vor 45 Jahren schmiedete­n, war nie gebrochen.“Spannend wird dennoch sein, ob Freys Tod das Ende des Multi-millionen-dollar-tournee-unternehme­ns Eagles bedeutet.

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Foto: Guido Manuilo, dpa Das Herz der Eagles: Glenn Frey (rechts) und Don Henley.

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