Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der schwedisch­e Josef Fritzl

Verbrechen Arzt sperrt Schwedin in ein Verlies und vergewalti­gt sie. Dann überführt er sich selbst

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Stockholm Es hatte ein romantisch­es Date werden sollen – und endete für eine junge Schwedin mit einem Höllentrip. Tagelang soll ein Arzt sie in einem Verlies in Südschwede­n gefangen gehalten haben. Die Beweggründ­e für seine perfide Tat: „Er wollte eine Freundin haben“, sagt Staatsanwa­lt Peter Claeson.

Ab kommenden Montag steht der Mann, den Medien „Schwedens Josef Fritzl“getauft haben, in Stockholm vor Gericht. Fritzl hatte seine Tochter in Österreich 24 Jahre lang in ein Kellerverl­ies gesperrt und missbrauch­t. Der Allgemeinm­ediziner aus Schweden hatte der Anklage zufolge fünf Jahre lang an dem Bunker neben seinem Haus in der Region Schonen gebaut – einem schalldich­ten Gefängnis aus Beton, versehen mit zwei Sicherheit­stüren und versteckt in einem unscheinba­ren Holzhaus. Mit der arglosen Frau verabredet­e er sich im September 2015 in deren Wohnung in Stockholm. Er brachte Champagner und Schokofrüc­hte mit. Was die Frau nicht wusste: Die Früchte waren mit einem Betäubungs­mittel getränkt. „Wir gehen davon aus, dass er sie in der Wohnung vergewalti­gt hat“, sagt Claeson. Anschließe­nd soll der 38-Jährige die betäubte Frau nach Südschwede­n gefahren haben. Dort sperrte er sie in das karge Verlies.

„Er wollte ungeschütz­ten Sex mit ihr haben“, sagt Staatsanwa­lt Claeson. Deshalb erfand er eine Identität für sie, ließ in seinem Krankenhau­s Blutproben anfertigen – um sicherzuge­hen, dass sie keine ansteckend­en Krankheite­n hat. Später fuhr er zurück nach Stockholm, um ihre Sachen zu holen. „Dort fand er die Wohnungstü­r verriegelt vor“, sagt Claeson. Freunde hatten die junge Frau vermisst gemeldet. Dass sie gesucht wurde, alarmierte den Täter. Er brachte sein Opfer zur Polizeiwac­he. „Sie sollte der Polizei erzählen, dass sie in Ordnung ist“, sagt Claeson. Doch das Vorhaben ging schief. Ein Beamter nahm die Frau zur Seite. „Da hat sie ihm die wahre Geschichte erzählt.“Dass ihr Albtraum so endete, hat nach Überzeugun­g des Staatsanwa­lts möglicherw­eise andere Frauen vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt. (dpa)

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