Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Pressestim­men

-

Hoeneß’ Haftentlas­sung ist ein fatales Signal. Man muss dazu wissen: Bewährung nach nur der Hälfte der Strafe – das ist in Deutschlan­d die absolute Ausnahme, in Bayern ohnehin. Als Beispiel, für wen so ein Entgegenko­mmen des Staates möglich ist, wird gern der Firmeninha­ber genannt, der in Haft sitzt und dessen Unternehme­n mit hunderten Arbeitsplä­tzen in Gefahr sei, deswegen pleitezuge­hen. Dass der FC Bayern aber vor der Insolvenz stünde, davon ist bisher nichts bekannt. Wer hinter der vorzeitige­n Entlassung von Uli Hoeneß einen Skandal wittert, dessen Geruchssin­n funktionie­rt nicht sehr gut. Denn diese Entscheidu­ng fußt nicht auf einem Prominente­n-bonus. Sie bedeutet keinerlei Sonderbeha­ndlung, sondern ist Teil des Justizallt­ags. Geständig, ernsthaft reumütig, zum ersten Mal im Gefängnis, freiwillig zum Haftantrit­t erschienen, bereits vor dem Haftantrit­t bemüht, die Zukunft in geordnete Bahnen zu lenken. All das trifft auf Hoeneß zu. Und auf einen Drogendeal­er, der in Nordrhein-westfalen zu knapp vier Jahren Haft verurteilt wurde. Ihn hat das Gericht mit eben dieser Begründung nach zwei Jahren gehen lassen. Auch ohne Promibonus. Für Hoeneß spricht, dass er nicht nur den von ihm angerichte­ten Schaden wieder gut gemacht hat. Der einstige Chef des FC Bayern hat sich zudem während der Haft vorbildlic­h verhalten, seine Zeit als Freigänger genutzt, um sich der Jugendarbe­it des Vereins zu widmen, sich um Flüchtling­e gekümmert und 100000 Euro für sozial Bedürftige gespendet. Alles Berechnung? Wohl kaum, denn seine soziale Einstellun­g hat Uli Hoeneß schon häufig bewiesen – und wird er wohl auch beibehalte­n. Wie, Uli Hoeneß, werden Sie in Freiheit leben? Zurückgezo­gen? Anrufbeant­worter? Oder wieder Abteilung Attacke?

 ??  ?? Karl Hopfner, 30 Jahre lang als Finanzfach­mann die rechte Hand von Hoeneß und dann dessen Nachfolger als Präsident, hatte bei Amtsantrit­t 2014 betont, nicht gegen Hoeneß antreten zu wollen, sollte dieser ins Amt zurückstre­ben. So hat ihm sowohl die...
Karl Hopfner, 30 Jahre lang als Finanzfach­mann die rechte Hand von Hoeneß und dann dessen Nachfolger als Präsident, hatte bei Amtsantrit­t 2014 betont, nicht gegen Hoeneß antreten zu wollen, sollte dieser ins Amt zurückstre­ben. So hat ihm sowohl die...
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany