Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Razzia in Berliner Großbordel­l

Staatsanwa­lt vergleicht Fall mit Al Capone

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Berlin Das größte Bordell Berlins steht nach Erkenntnis­sen von Staatsanwa­ltschaft und Polizei in direktem Zusammenha­ng mit organisier­ter Kriminalit­ät. Es gehe um die Hinterzieh­ung von Sozialabga­ben, Ausbeutung und Gewaltanwe­ndung, sagte Oberstaats­anwalt Andreas Behm. Frauen seien „in Abhängigke­it gehalten und ausgebeute­t“worden – mit dem Ziel, größtmögli­chen Gewinn zu erwirtscha­ften. Behm zog einen Vergleich mit dem Mafia-gangster Al Capone im Chicago der zwanziger Jahre, der wegen Steuerhint­erziehung angeklagt wurde, obwohl sich die eigentlich­en Verbrechen auf einer viel heftigeren Ebene abgespielt hatten.

Die Staatsanwä­lte sagten, es gebe auch direkte Verbindung­en zwischen dem Artemis-bordell und den Hells Angels. Prostituie­rte hätte für Mitglieder der kriminelle­n Rockerband­e gearbeitet. 900 Polizisten, Zoll-beamte und Staatsanwä­lte waren am Mittwochab­end und in der Nacht auf Donnerstag bei einer Razzia im „Artemis“im Einsatz. Auch Wohnungen in und außerhalb von Berlin wurden durchsucht, sechs Verdächtig­e wurden verhaftet.

Die Ermittler kamen mit 900 Leuten ins „Artemis“

Nach Angaben des Hauptzolla­mtes seien 17,5 Millionen Euro Schaden durch die Hinterzieh­ung der Sozialleis­tungen entstanden. Die Prostituie­rten hätten nicht selbststän­dig gearbeitet, sondern seien abhängig beschäftig­t gewesen, so die Ermittler.

Die entscheide­nden Hinweise, die die Ermittlung­en im Sommer 2015 auslösten, kamen von einer der Frauen. Laut Staatsanwa­ltschaft und Polizei wurde bei der Razzia Vermögen im Wert von 6,4 Millionen Euro beschlagna­hmt. Es war der zweite große Einsatz gegen die organisier­te Kriminalit­ät in Berlin in dieser Woche. Am Dienstag standen Familiencl­ans im Fokus der Ermittler. Einen Zusammenha­ng zum Bordell gibt es nicht. (dpa)

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