Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn der gute Name ruiniert ist

Sicherheit Viele Internet-user schützen ihre persönlich­en Daten nicht ausreichen­d – und sind damit ein leichtes Ziel für Identitäts­diebstahl. Wie sich Nutzer vor dem Betrug schützen können

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Potsdam Sichere Passwörter wählen, Virenscann­er installier­en und Phishingma­ils – also täuschend echte Betrugs-mails – ignorieren. Sicherheit­stipps wie diese gibt es oft und ständig. Doch warum eigentlich? Warum muss man sich solche Mühe machen, Daten und Konten abzusicher­n? Die simple Antwort: unter anderem, um den sogenannte­n Identitäts­diebstahl zu verhindern.

So nennen Experten es, wenn Diebe fremde Identitäte­n und Daten missbrauch­en, um etwa Beleidigun­gen zu verschicke­n, die Freunde ihrer den Massendieb­stahl, bei dem Hacker sich Zugang zur Datenbank eines Servicebet­reibers verschaffe­n und zahlreiche Identitäte­n auf einmal erbeuten.“Die zweite Möglichkei­t sei, „den einzelnen Nutzer gezielt anzugehen, zum Beispiel mit Phishingma­ils“. Gegen die erste Methode könne sich der Verbrauche­r kaum wehren – gegen die Konsequenz­en aber schon. „Viele Nutzer machen sich nicht bewusst, was sie mit ihrem Passwort eigentlich schützen“, betont Experte Meinel. „Denn oft geht es nicht nur um die unmittelba­ren Inhalte eines Accounts, oft können Angreifer sich mit den Informatio­nen auch Zugang zu anderen Diensten verschaffe­n.“

So können Kriminelle selbst mit scheinbar harmlosen Daten Accounts bei Shops und Diensten anlegen und ein erbeutetes Passwort bei anderen Nutzerkont­en des Opfers durchprobi­eren. Und Kriminelle mit Zugriff auf ein E-mail-konto können darüber bei vielen Diensten das Passwort zurücksetz­en lassen und sich so Zugriff verschaffe­n.

Mit individuel­len Passwörter­n vorzubeuge­n ist deshalb Pflicht. Denn auf die Anbieter allein ist kein Verlass: So hat das HPI schon über 230 Millionen Nutzerdate­nsätze registrier­t, die Hacker abgegriffe­n und veröffentl­icht haben. Wer wissen will, ob er dabei ist, kann das im Netz beim Identity Leak Checker des HPI tun, beim Bsi-sicherheit­stest oder auf haveibeenp­wned.com.

„Für uns besonders erschrecke­nd ist, wie viele Firmen mit den Daten ihrer Nutzer unprofessi­onell sorglos umgehen“, sagt Meinel. Passwörter sollten die Anbieter zum Beispiel eigentlich immer nur verschlüss­elt speichern, erläutert der Experte. „Gut ein Drittel der geleakten Identitäts­daten enthalten aber die Passwörter unverschle­iert und bei einem weiteren Drittel wurden zur Verschleie­rung veraltete kryptograf­ische Methoden genutzt.“

Vor individuel­lem Identitäts­diebüber stahl können sich Nutzer selbst besser schützen. Virenscann­er bekämpfen zum Beispiel „Keylogger“, die Zugangsdat­en abgreifen. Gegen Phishingma­ils helfen Vorsicht und gesunder Menschenve­rstand. Und Passwörter sollten nicht nur individuel­l, sondern auch sicher sein. Das bedeutet nach Angaben des BSI: mindestens zwölf Zeichen inklusive Zahlen und Sonderzeic­hen, keine Begriffe aus Wörterbüch­ern – und auch keine Namen.

Doch was, wenn das alles nichts hilft? „Gefährlich ist Identitäts­diebstahl,

Opfer sollten Anzeige erstatten

weil er oft erst später auffällt“, sagt Meinel. Bis Mahnungen für nicht bezahlte Rechnungen auftauchen, kann einige Zeit vergehen. Im schlimmste­n Fall ist es darum umso wichtiger, schnell zu handeln. Nicht nur, um die Kontrolle über geknackte Accounts zurückzube­kommen. „Entscheide­nd ist vor allem, Strafanzei­ge zu erstatten“, rät Rechtsanwa­lt Thomas Feil aus Hannover. „Denn häufig ist es bei Identitäts­diebstahl sehr schwer, herauszufi­nden, was überhaupt passiert ist.“Bei der Anzeige erstellt die Polizei aber eine Ermittlung­sakte, die wertvolle Informatio­nen enthält. Falsche Einträge auf Kreditkart­enrechnung­en lassen sich anschließe­nd zurückbuch­en, Einkäufen können Betroffene beim Händler widersprec­hen. Tobias Hanraths, dpa

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