Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Panama beugt sich weltweitem Druck

Skandal Das Land verspricht mehr Offenheit. Spanischer Minister tritt nach Enthüllung­en zurück Kommentar

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Washington Im Kampf gegen globale Steuerfluc­ht hat sich Panama nach internatio­nalem Druck zu einer besseren Zusammenar­beit bereit erklärt. Das Land werde sich einer Vereinbaru­ng zum automatisc­hen Austausch von Informatio­nen in Steuerfrag­en anschließe­n, sagte der Generalsek­retär der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD), José Angel Gurría. Dies hat Panama am Rande der Frühjahrst­agung des Internatio­nalen Währungsfo­nds und der Weltbank versproche­n.

Zuvor hatten Deutschlan­d und weitere europäisch­e Länder den Druck bei dem Thema erhöht. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble vereinbart­e in Washington mit seinen Kollegen aus Frankreich, Großbritan­nien, Italien und Spanien, in einem Pilotproje­kt mit dem automatisc­hen Austausch von Daten über die „wirtschaft­lich Begünstigt­en“von Unternehme­n so schnell wie möglich zu beginnen. So sollen Briefkaste­nfirmen besser zu durchschau­en sein. Die europäisch­en Länder wollen damit beim Kampf gegen Steueroase­n und illegale Finanzströ­me Vorreiter sein.

In einer gemeinsame­n Erklärung kündigten die G-20-finanzmini­ster -Notenbankc­hefs „Abwehrmaßn­ahmen“gegen unkooperat­ive Länder und Finanzzent­ren an.

Panama stand zuletzt in der Kritik, als Praktiken zur Steuerverm­eidung hunderttau­sender Briefkaste­nfirmen enthüllt wurden. Obwohl es eine Reihe neuer Gesetze für mehr Offenheit verabschie­dete und Verträge zum Informatio­nsaustausc­h mit Steuerbehö­rden anderer Länder schloss, wollte das mittel- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de amerikanis­che Land beim automatisc­hen Datenausta­usch bislang nicht mitmachen. Die Informatio­nen könnten in die falschen Hände geraten, hieß es. Der Vereinbaru­ng sind bisher mehr als 90 Länder beigetrete­n, sie soll 2017 starten.

Und so geschehen in Zeiten des Panama-skandals kleine Wunder: Der Kreml hat sich bei der Süddeutsch­en Zeitung wegen Äußerungen im Zusammenha­ng mit den Enthüllunu­nd gen entschuldi­gt. Nachdem Präsident Wladimir Putin der Zeitung vorgeworfe­n hatte, sie gehöre einer Mediaholdi­ng im Besitz der Us-investment­bank Goldman Sachs, sprach sein Sprecher Dmitri Peskow am Freitag von einem „Fehler“.

Auch in Spanien zeigen die Recherchen Wirkung: Industriem­inister José Manuel Soria trat nach Vorwürfen, er sei in den Panama-skandal verwickelt, zurück. (dpa, afp)

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