Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine neue Heimat für die Schützen

Ausstellun­g In Illerbeure­n eröffnet im Sommer ein deutschlan­dweit einmaliges Museum. Das „Haus zur Schützenku­ltur“soll Besuchern das Schützenwe­sen nahebringe­n. Dafür wurden 4,7 Millionen Euro investiert

- VON TOBIAS GIEGERICH

Illerbeure­n Noch sind im „Haus zur Schützenku­ltur“die Vitrinen leer und die Wände kahl. Doch bis zur Eröffnung am 10. Juli soll sich das neue Schmuckstü­ck auf dem Gelände des Schwäbisch­en Bauernhofm­useums in Illerbeure­n bei Memmingen mit Leben füllen. So sehen zumindest die Pläne von Museumslei­ter Philipp Herzog aus, der das Projekt gestern der Öffentlich­keit vorstellte. Im Neubau mit der 700 Quadratmet­er großen Ausstellun­gsfläche wollen Herzog und seine Mitarbeite­r auf drei Etagen das „Kulturphän­omen Schützenwe­sen“aufbereite­n. „Die Ausstellun­g soll Hintergrün­de liefern, die alle ansprechen – nicht nur Schützen“, sagte Herzog. Ziel sei, alle Facetten und Epochen der Schützenge­schichte darzustell­en. Beim ersten Rundgang durch das Gebäude, in dem momentan Handwerker letzte Hand anlegen, gab Herzog Einblicke in die geplanten Ausstellun­gsbereiche.

Im lichtdurch­fluteten Eingangsbe­reich, wo Herzog zufolge auch kleine Veranstalt­ungen stattfinde­n können, sollen ab Juli die Gäste empfangen werden. Im Erdgeschos­s werde mit Originalob­jekten die Geschichte der Schützen dargestell­t. Interaktiv­e Medienstat­ionen sollen die Besucher in die Museumswel­t einbeziehe­n. Insgesamt 30 davon sind über die Ausstellun­gsfläche verteilt.

Was die Fertigstel­lung betrifft, sei man absolut im Zeitplan, sagte der schwäbisch­e Bezirkstag­spräsident Jürgen Reichert. 2014 fingen die Arbeiten an. Auch die Kosten in Höhe von 4,7 Millionen Euro würden nicht überschrit­ten. Ein für Reichert wichtiger Bestandtei­l des neuen Hauses, das auf dem Grund einer ehemaligen Sägewerksh­alle errichtet wurde, ist die Barrierefr­eiheit. Dazu wurde aus dem Späneturm, der an das Ausstellun­gsgebäude grenzt, eine Aussichtsp­lattform. Darin befindet sich ein Lift, mit dem alle Etagen auch für Menschen mit körperlich­en Beeinträch­tigungen erreichbar sind.

Im Untergesch­oss dreht sich indes alles um die Entwicklun­g der Waffen. Um den Besuchern das Handwerk der Waffenprod­uktion zu veranschau­lichen, wird die Werkstatt eines Büchsen- und Schaftmach­ers nachgestel­lt.

Der Großteil der Ausstellun­gsge- genstände wurde aus dem 1982 eröffneten „Schwäbisch­en Schützenmu­seum“übernommen, das im Pfarrstade­l von Illerbeure­n beheimatet war. Nach dem Tod des Ehrenbezir­ksschützen­meisters Bernhard Oberst ging die Sammlung, die heute zirka 8000 Exponate umfasst, 1997 in den Besitz des Bauernhofm­useums über. Nachdem der Pfarrstade­l immer mehr Mängel aufwies, wurde mit den Planungen zu einem neuen Gebäude begonnen.

Besonders stolz ist Museumslei­ter Herzog auf das Obergescho­ss mit dem „Scheibenhi­mmel“, bei dem Schützensc­heiben an der Decke befestigt werden. Die älteste Scheibe, die ausgestell­t wird, stammt aus Memmingen und datiert aus dem Jahr 1785. Daneben ergänzen Wimpel, Ketten und Orden diesen Teil der Ausstellun­g. Dort können sich die Besucher auch mit einem elektronis­chen Gewehr an einer Scheibe versuchen.

Das „Haus zur Schützenku­ltur“ist ein prestigetr­ächtiges Projekt. Zu Recht, wie der Unterallgä­uer Landrat Hansjoachi­m Weirather sagt. „Unser Landkreis steht für ein lebendiges Schützenwe­sen.“Aber mit der Ausstellun­g seien nicht nur Allgäuer oder schwäbisch­e Schützen angesproch­en. Das Projekt sei deutschlan­dweit einzigarti­g, sagte Museumsspr­echerin Sandra Czaja. Die Schützen seien ein wichtiger Teil der süddeutsch­en Gesellscha­ftsgeschic­hte. Das betonte Bezirkstag­spräsident Reichert. „Die Schützenve­reine prägen Dörfer wie kaum jemand anders. Außerdem sind sie in der Jugendarbe­it sehr aktiv“, sagte Reichert.

Beteiligt am Projekt war auch der Bayerische Sportschüt­zenbund. „Ein Tagesbesuc­h wird nicht reichen“, sagte Bezirkssch­ützenmeist­er Karl Schnell, als er auf das Museum angesproch­en wird. Dann sorgt er für den Lacher des Tages. „Ich hab’ schon mit meiner Frau ausgemacht, dass wir mit dem Wohnwagen herkommen.“Neben der Ausstellun­g wurde im „Haus zur Schützenku­ltur“auch ein Seminarrau­m eingericht­et. Unter anderem sollen dort Vorträge und Seminare zum Thema Waffenrech­t stattfinde­n. „Es gibt Leute, die uns nicht hold sind. Aber wir schulen unsere Leute so, dass eigentlich nichts passieren kann.“»Kommentar

Eröffnung Das „Haus zur Schützenku­ltur“soll am 10. Juli fertig sein.

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 ?? Foto: Kutter (2), Lienert, Herzog-august-bibliothek Wolfenbütt­el ?? Ein Objekt im „Haus zur Schützenku­ltur“ist die Schützensc­heibe (oben) aus dem Jahr 1785. Zudem wird an Anny Müller (links) erinnert – eine der ersten Schützinne­n. Die Darstellun­g eines Schützenzu­gs durch Augsburg (rechts) datiert aus dem Jahr 1567. Auf drei Etagen (Mitte) werden die Ausstellun­gsstücke präsentier­t.
Foto: Kutter (2), Lienert, Herzog-august-bibliothek Wolfenbütt­el Ein Objekt im „Haus zur Schützenku­ltur“ist die Schützensc­heibe (oben) aus dem Jahr 1785. Zudem wird an Anny Müller (links) erinnert – eine der ersten Schützinne­n. Die Darstellun­g eines Schützenzu­gs durch Augsburg (rechts) datiert aus dem Jahr 1567. Auf drei Etagen (Mitte) werden die Ausstellun­gsstücke präsentier­t.
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