Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Gericht, das Energie spart

Klima In Günzburg wird am Montag eines der modernsten Justizgebä­ude Bayerns eingeweiht

- VON MICHAEL KERLER

Günzburg Manchen Prozessbet­eiligten am neuen Amtsgerich­t Günzburg wird es wohl auch künftig bisweilen kalt den Rücken hinunterla­ufen. Die Heizung in dem modernen Gebäude, das am Montag eingeweiht wird, trägt daran keine Schuld: Denn das Amtsgerich­t hat einen gut gedämmten Neubau bezogen, der als Passivhaus konzipiert ist. Die Räume werden also aufgrund der guten Isolierung allein durch die abgestrahl­te Wärme von Elektroger­äten und Besuchern gut aufgewärmt. Und zudem durch die Sonne, die durch die Fenster fällt. Das Gebäude soll in unserer Region Maßstäbe setzen und trägt aufgrund des niedrigen Energiever­brauchs zum Klimaschut­z bei. „Wir beziehen das modernste Bürogebäud­e der Justiz in Bayern“, sagte Amtsgerich­tsdirektor Walter Henle vor der Einweihung.

Die Fassade ist aus Naturstein, die Zimmer sind innen schön hell. Rund 16,2 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet, „Baukosten, die eingehalte­n werden“, verspricht Henle. Im neuen Amtsgerich­t arbeiten rund 70 Mitarbeite­r auf 2850 Quadratmet­ern Nutzfläche. An jedem Wochentag finden hier Verhandlun­gen statt.

Herzstück des Gebäudes ist ein besonderes Heizsystem. Das Amtsgerich­t gilt als das erste vom Freistaat erbaute Passivhaus, das mit einer Erdgas-wärmepumpe beheizt und gekühlt wird, berichtet das Unternehme­n Erdgas Schwaben, einer der Projektpar­tner. In dem Passivhaus muss viel seltener als in einem normalen Gebäude geheizt werden. Die Wärmepumpe nutzt die kostenlose Wärme der Außenluft. Dies funktionie­rt selbst bei niedrigen Außentempe­raturen. Betrieben wird das Gerät von Erdgasmoto­ren. Die Abwärme des Motors heizt zusätzlich mit und erzeugt Warmwasser. Je kälter es draußen wird, desto mehr Wärme liefern die Motoren. Eine Lüftungsan­lage im Keller gewinnt zudem aus der verbraucht­en Innenluft Wärme zurück.

Mindestens ebenso wichtig wie das Heizen ist in dem Passivhaus die Kühlung, berichtet Henle. „Das gut gedämmte Haus heizt sich sonst im Sommer zu schnell auf“, sagt Steffen Sinner vom Unternehme­n MHC, einem Spezialist­en für Klimatechn­ik. Der große Vorteil der Anlage ist, dass sie im Sommer zum Kühlen benutzt werden kann.

Klassische Heizkörper sucht der Besucher innen übrigens vergebens. Die Leitungen zum Heizen und Kühlen sind in den Decken verlegt.

Und was spart die Technik am Ende wirklich ein? Fachmann Sinner rechnet am Ende nur noch mit Erdgaskost­en von 4000 Euro pro Jahr. Für ein derart großes Gebäude sei das fast nichts, sagt er.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Das neue Gebäude des Amtsgerich­ts in Günzburg von der Luft aus gesehen. Es ist als Passivhaus konzipiert.
Foto: Ulrich Wagner Das neue Gebäude des Amtsgerich­ts in Günzburg von der Luft aus gesehen. Es ist als Passivhaus konzipiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany