Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Gericht, das Energie spart
Klima In Günzburg wird am Montag eines der modernsten Justizgebäude Bayerns eingeweiht
Günzburg Manchen Prozessbeteiligten am neuen Amtsgericht Günzburg wird es wohl auch künftig bisweilen kalt den Rücken hinunterlaufen. Die Heizung in dem modernen Gebäude, das am Montag eingeweiht wird, trägt daran keine Schuld: Denn das Amtsgericht hat einen gut gedämmten Neubau bezogen, der als Passivhaus konzipiert ist. Die Räume werden also aufgrund der guten Isolierung allein durch die abgestrahlte Wärme von Elektrogeräten und Besuchern gut aufgewärmt. Und zudem durch die Sonne, die durch die Fenster fällt. Das Gebäude soll in unserer Region Maßstäbe setzen und trägt aufgrund des niedrigen Energieverbrauchs zum Klimaschutz bei. „Wir beziehen das modernste Bürogebäude der Justiz in Bayern“, sagte Amtsgerichtsdirektor Walter Henle vor der Einweihung.
Die Fassade ist aus Naturstein, die Zimmer sind innen schön hell. Rund 16,2 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet, „Baukosten, die eingehalten werden“, verspricht Henle. Im neuen Amtsgericht arbeiten rund 70 Mitarbeiter auf 2850 Quadratmetern Nutzfläche. An jedem Wochentag finden hier Verhandlungen statt.
Herzstück des Gebäudes ist ein besonderes Heizsystem. Das Amtsgericht gilt als das erste vom Freistaat erbaute Passivhaus, das mit einer Erdgas-wärmepumpe beheizt und gekühlt wird, berichtet das Unternehmen Erdgas Schwaben, einer der Projektpartner. In dem Passivhaus muss viel seltener als in einem normalen Gebäude geheizt werden. Die Wärmepumpe nutzt die kostenlose Wärme der Außenluft. Dies funktioniert selbst bei niedrigen Außentemperaturen. Betrieben wird das Gerät von Erdgasmotoren. Die Abwärme des Motors heizt zusätzlich mit und erzeugt Warmwasser. Je kälter es draußen wird, desto mehr Wärme liefern die Motoren. Eine Lüftungsanlage im Keller gewinnt zudem aus der verbrauchten Innenluft Wärme zurück.
Mindestens ebenso wichtig wie das Heizen ist in dem Passivhaus die Kühlung, berichtet Henle. „Das gut gedämmte Haus heizt sich sonst im Sommer zu schnell auf“, sagt Steffen Sinner vom Unternehmen MHC, einem Spezialisten für Klimatechnik. Der große Vorteil der Anlage ist, dass sie im Sommer zum Kühlen benutzt werden kann.
Klassische Heizkörper sucht der Besucher innen übrigens vergebens. Die Leitungen zum Heizen und Kühlen sind in den Decken verlegt.
Und was spart die Technik am Ende wirklich ein? Fachmann Sinner rechnet am Ende nur noch mit Erdgaskosten von 4000 Euro pro Jahr. Für ein derart großes Gebäude sei das fast nichts, sagt er.