Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Für immer die „Herzblatt“-stimme

Tag der Stimme Susi Müller stellte fast 20 Jahre lang in Deutschlan­ds wohl berühmtest­er Kuppelshow einsame Singles vor. Sie selbst sagt: Jemand anders aber spricht noch schöner

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Augsburg „Jetzt musst du dich entscheide­n“: Diesen Satz verbinden Millionen Fernsehzus­chauer mit Susi Müller. Sie war fast 20 Jahre lang die Stimme der Ard-kuppelshow „Herzblatt“. Neun Jahre später arbeitet Susi Müller, heute 52, noch immer mit ihrer Stimme, spricht Werbespots und Hörbücher oder liest auf Veranstalt­ungen vor. Am liebsten, erzählt sie, lassen sie Kunden nach wie vor den Satz sprechen, dem sie ihre Bekannthei­t zu verdanken hat. Frau Müller, Johann Gottfried von Herder schrieb einst: „Mehr als die Schönheit selbst bezaubert die liebliche Stimme.“Stimmt das? Susi Müller: Das stimmt. Das Äußerliche ist gleichzeit­ig auch das Oberflächl­iche. Die Stimme kommt von innen – und spricht unser Inneres an. Mit ihr kann man so viel mehr ausdrücken als mit seiner Optik. Bestenfall­s stimmt natürlich die Kombinatio­n aus beidem. (lacht) Wie oft werden Sie an Ihrer Stimme erkannt? Müller: Jeden Tag. Ich muss auch gar nicht viel sagen. Erst kürzlich hat mir eine Frau die Tür aufgehalte­n, auf mein „Vielen Dank“entgegnete sie sofort: „Sie sind Susi, oder?“Mich freut das immer sehr. Ich erinnere mich gerne an die Zeit bei „Herzblatt“und finde es schön, wenn Menschen so sensibel sind.

Wie reagieren die Leute, wenn Sie sich zu erkennen geben? Folgt ein „Ich hab Sie mir genau so vorgestell­t!“? Müller: Ja, tatsächlic­h. Es gab einmal einen Mann, der dachte, ich sei schwarzhaa­rig. Sonst tippen immer alle auf Blond. Warum, kann ich nicht genau sagen – vielleicht, weil viele damit eine weiche Stimme assoziiere­n. Ihre Stimme wird seit „Herzblatt“oft nicht nur weich, sondern auch erotisch

Susi Müller wird neun Jahre nach „Herzblatt“noch an ihrer Stimme erkannt. Kurios: Viele stellen sich auch ihr Äußeres genauso vor, wie es ist.

genannt. Fühlen darauf reduziert? Müller: Keinesfall­s. Auch habe ich nie Angebote für Vertonunge­n in eine solche Richtung bekommen. Für mich ist „erotisch“ein Kompliment, weil das heißt, dass ich mit meiner Stimme Sinne berühre. Sie sich manchmal Was macht eine Stimme denn anziehend – und kann man das trainieren? Müller: Wenn sie liebevoll klingt und nicht zu laut ist. Meine Stimme ist familiär bedingt, wir alle sprechen eher tief und ruhig. Ich mache keine Übungen oder Ähnliches. Eine eher schrille Stimme aber kann sicher – zumindest ein Stück weit – trainiert werden. Wer einfach mal versucht, viel Gefühl in seine Stimme zu legen, wird merken, dass sie anders klingt. Was verrät unsere Stimme über uns? Müller: Sehr viel. Introverti­erte Menschen nehmen sich mit ihrer Stimme zurück – ganz automatisc­h. Auch unsere aktuelle Stimmung lässt sich daran ablesen. Klar kann man Traurigkei­t auch mal überspiele­n, besonders einfühlsam­e Menschen aber hören trotzdem heraus, wie es einem geht. Stimme drückt Gefühl aus – mehr als alles andere.

Und die Stimmen anderer? Beeinfluss­en uns diese? Müller: Und wie! Bestes Beispiel ist meine Nichte, die gerade ein Kind bekommen hat. Sie hat eine sehr ruhige Stimme – und diese Ruhe überträgt sich auch auf das Baby. Ich glaube, dass man jede Gefühlslag­e eines anderen mit seiner Stimme beeinfluss­en kann – positiv wie negativ.

Sie arbeiten täglich mit Ihrer Stimme, sind Profi. Was hilft gegen Heiserkeit? Müller: Zu mir sagen viele dann: „Heiser? Du klingst doch immer so.“Was ich aber in jedem Fall empfehlen kann, ist Summen. Die Stimme wird dadurch beruhigt. Und mal eine Tasse Tee statt Kaffee.

Sollte man pflegen? Müller: Man sollte sich selbst pflegen. Wer auf sich und seine Gesundheit achtet, wird merken, dass ihm das auch die Stimme dankt. Ich lege immer wieder Schonmomen­te ein, mache zum Beispiel Yoga, um Ruhe zu finden. Auf meine Stimme wirkt sich das sehr positiv aus.

seine Stimme

auch

sonst Wer hat für Sie eigentlich die schönste Stimme der Welt? Müller: Mein Sohn.

Interview: Daniela Fischer

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Foto: Stephan Görlich
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