Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eindeutig zweideutig
Festival Verruchtes Open-air in München?
Augsburg/münchen Wer seine Bekanntschaft fragt, ob sie zum Dvdschauen vorbeikommen möchte, sieht sich häufig kritischen Blicken ausgesetzt. Der Verdacht: Es geht nicht ums Filmeschauen. Es geht um eine Einladung zum Beischlaf. Die jüngere Generation hat dafür ihren eigenen Begriff: Sie sagt „Netflix & Chill“. Benannt nach dem Online-videodienst Netflix, der in Deutschland immer beliebter wird. Abonnenten können sich dort so viele Filme und Serien ansehen, wie sie möchten. Oder eben eine Bekanntschaft zu sich einladen.
Auf Facebook kursieren seit Tagen Einladungen zu „Netflix & Chill“-veranstaltungen unter freiem Himmel. In dem sozialen Netzwerk ziehen sie Zehntausende an. Für die geplante Veranstaltung in München interessieren sich bei Facebook über 15 000 Menschen. „Netflix & Chill“: Ist das ernst gemeint?
Ja, versichert Christian Ruffing. Der 27-jährige Münchner steckt hinter den Veranstaltungen. In acht Städten will er Filmabende oder -wochenenden auf die Beine stellen: neben München etwa in Nürnberg und Stuttgart. Ungehöriges ist dabei jedoch nicht zu erwarten: Wie Ruffing einräumt, ist der zweideutige Name ein Werbegag. Seit gestern heißt die Veranstaltung anders: „XXX & Chill Open Air“. Warum, erklärt Ruffing: Erste Gespräche mit Netflix seien gut verlaufen. Nur: Der Dienst wollte seinen Namen nicht in zweideutigem Kontext lesen. Aufmerksamkeit hat „Netflix & Chill“ohnehin erzeugt: Auf Facebook finden sich diverse Nachahmer, auch für Augsburg. Echtheit: zweifelhaft. Ruffing dagegen sagt: „Ich will niemanden veralbern.“