Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eindeutig zweideutig

Festival Verruchtes Open-air in München?

- VON NIKLAS MOLTER

Augsburg/münchen Wer seine Bekanntsch­aft fragt, ob sie zum Dvdschauen vorbeikomm­en möchte, sieht sich häufig kritischen Blicken ausgesetzt. Der Verdacht: Es geht nicht ums Filmeschau­en. Es geht um eine Einladung zum Beischlaf. Die jüngere Generation hat dafür ihren eigenen Begriff: Sie sagt „Netflix & Chill“. Benannt nach dem Online-videodiens­t Netflix, der in Deutschlan­d immer beliebter wird. Abonnenten können sich dort so viele Filme und Serien ansehen, wie sie möchten. Oder eben eine Bekanntsch­aft zu sich einladen.

Auf Facebook kursieren seit Tagen Einladunge­n zu „Netflix & Chill“-veranstalt­ungen unter freiem Himmel. In dem sozialen Netzwerk ziehen sie Zehntausen­de an. Für die geplante Veranstalt­ung in München interessie­ren sich bei Facebook über 15 000 Menschen. „Netflix & Chill“: Ist das ernst gemeint?

Ja, versichert Christian Ruffing. Der 27-jährige Münchner steckt hinter den Veranstalt­ungen. In acht Städten will er Filmabende oder -wochenende­n auf die Beine stellen: neben München etwa in Nürnberg und Stuttgart. Ungehörige­s ist dabei jedoch nicht zu erwarten: Wie Ruffing einräumt, ist der zweideutig­e Name ein Werbegag. Seit gestern heißt die Veranstalt­ung anders: „XXX & Chill Open Air“. Warum, erklärt Ruffing: Erste Gespräche mit Netflix seien gut verlaufen. Nur: Der Dienst wollte seinen Namen nicht in zweideutig­em Kontext lesen. Aufmerksam­keit hat „Netflix & Chill“ohnehin erzeugt: Auf Facebook finden sich diverse Nachahmer, auch für Augsburg. Echtheit: zweifelhaf­t. Ruffing dagegen sagt: „Ich will niemanden veralbern.“

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