Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Albtraum Traumschiff
Es hört sich an wie ein Albtraum, aber es ist aktenkundig. Sascha Hehn ist ein schwerer Reisemangel. Aktenzeichen: Amtsgericht Bonn 101C 423/15.
Sascha Hehn in seiner Rolle als Zdftraumschiffkapitän auf dem Promenadendeck hat einem Ehepaar eine Traumreise auf einem Kreuzfahrtschiff gründlich versaut. Wie ist das möglich? Ist ein Zusammentreffen mit Sascha Hehn, ein Zusammenschippern mit ihm nicht ein Reisehöhepunkt, noch dazu auf einem Kreuzfahrtschiff? Wird denn nicht jede Kreuzfahrt durch Dreharbeiten für die beliebte Serie veredelt, um nicht zu sagen: live vertraumschifft? Wie muss man sich ein deutsches Rentnerehepaar vorstellen, 82 und 79 Jahre alt, das vor Sascha Hehn davonläuft – soweit das auf einem Schiff überhaupt möglich ist?
Die Reisenden wurden 2015 zwischen Vietnam und Neuseeland überrascht von dem Drehteam des ZDF, das die „MS Amadea“ enterte, um eine Folge „Traumschiff“zu produzieren. Zwölf der 26 Reisetage, für die das Rentnerpaar 11080 Euro bezahlt hatte, teilten sich die Passagiere ihr Schiff mit den Fernsehleuten. Was bedeutete: Absperrungen an Deck, Sägen und Hämmern, Megafon-geschrei, Unruhe, Gedöns. Wer je eine Tv-meute bei der Arbeit gesehen hat, kann sich vorstellen, was auf dem Kahn los war für jene Kauze, die unempfänglich sind für das übliche Sascha-hehn-kapitäns-entzücken. Die Hölle. Jetzt zahlt man schon Gez-gebühren, und dann verfolgen sie einen mit ihrem Kitsch bis nach Neuseeland! Auf 1022,76 Euro bezifferte das Amtsgericht Bonn, wo die Rentner auf Preisminderung klagten, nachdem sie Sascha Hehn entkommen und wieder an Land und daheim waren, den entstandenen Schaden. Das Reiseunternehmen geht in Berufung. Es geht ja irgendwie auch um den Ruf Sascha Hehns. (mls)