Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Veränderung braucht Mut
Vor einigen Monaten zog meine Freundin in eine andere Stadt, um dort eine neue Stelle anzunehmen. Sie wollte sich beruflich verändern. Irgendwie war es dann doch nicht das Richtige. Sie kehrte zurück und arbeitet wieder in ihrem alten Job. „Ich bin gescheitert!“, klagt sie. Ich sehe das anders: Meine Freundin hatte den Mut, einen neuen Schritt zu wagen. Das allein ist großartig. Denn Veränderung braucht Mut!
Sich einrichten an einem bequemen Ort – wie schön ist das. Man weiß, was passiert. Neues zu versuchen, klingt zwar verlockend, aber der warme Platz hinter dem Ofen ist doch so vertraut und gemütlich. Veränderung macht Angst. Alles Neue, Unbekannte wirkt oft bedrohlich. „Wenn“und „Aber“warnen uns vor neuen Wegen, stutzen uns manchmal die Flügel.
Ein Schritt ins Ungewisse, das braucht manchmal Überwindung. Und es kann auch schiefgehen. Manchmal ist es sehr schmerzlich, wie zum Beispiel eine Beziehung zu beenden, die nicht guttut. Gelegentlich müssen wir uns ganz klein machen, um uns zu verändern, zum Beispiel, wenn wir den Schritt auf den anderen zu machen, ihn um Verzeihung bitten, einen sinnlosen Streit beenden. Oder wenn wir nur unseren Blick ändern: den nervigen Kollegen versuchen zu verstehen, den mürrischen Nachbarn grüßen, die Verwandte wieder in unser Haus laden.
Wie gesagt, nicht immer ist das Verändern von Erfolg belohnt. Wie bei meiner Freundin. Oder wenn wir auf den anderen zugehen – und er sich dennoch abwendet.
Was bleibt? Ich glaube, der Versuch einer Veränderung wandelt uns. Denn Veränderung ist Leben. Alles Starre, Statische ist lähmend, kann tödlich sein. Die Gewissheit aber, dass ich mich gewagt habe, macht mich stark und lebendig. Ich bin aus meinen Puschen gekommen, habe ausgetrampelte Pfade verlassen. Der Mut zur Veränderung macht mich zuversichtlich, dass ich es schaffe, hinauszugehen in ein „fremdes, unbekanntes Land“– ins Leben.