Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So putze ich die Zähne richtig

Vorsorge Bei der Mundhygien­e verlassen sich viele fälschlich­erweise auf Techniken, die sie noch aus der Kindheit kennen. Was Experten empfehlen und welcher Fehler häufig gemacht wird

- VON SARAH SCHIERACK VON JENS NOLL jens.noll@augsburger-allgemeine.de

Augsburg Man sieht es ihnen nicht an, aber unsere Zähne vollbringe­n täglich Höchstleis­tungen. 18 Tonnen Nahrungsmi­ttel zerkleiner­t jeder Mensch im Schnitt in seinem Leben. Das sind, wie die Initiative Prodente errechnet hat, etwa 10 000 Hähnchen oder ein viereinhal­b Kilometer langes Brot. Wer seine Zähne angesichts dieser Belastung bis ins hohe Alter behalten will, sollte sie regelmäßig und sorgfältig pflegen. Wir haben die wichtigste­n Tipps zusammenge­stellt. Wie lange und wie oft sollte ich putzen? „Zweimal täglich alle Zähne von allen Seiten putzen, das ist die aktuelle Empfehlung“, sagt Barbara Bückmann, die für die Stiftung Warentest den Ratgeber „Gesunde Zähne“geschriebe­n hat. Das dauere in etwa zwei bis drei Minuten. Die Initiative Prodente aus Aachen rät, sich eine „Zahnputzuh­r“zuzulegen, um einen ungefähren Überblick über die Zeit zu bekommen. Auf die Sekunde komme es aber nicht an, betont Bückmann. „Sondern darauf, dass man alle Zahnfläche­n systematis­ch bearbeitet und jeden Zahn einzeln putzt.“

Was kann man beim Putzen falsch machen? Kreisen, fegen oder rütteln? Wenn es um die richtige Zahnputzte­chnik geht, driften die Meinungen bei vielen Menschen auseinande­r. Die weitverbre­itete Rotationsm­ethode empfehlen Experten allerdings nur bei Kindern. Glaubt man einer Studie der Universitä­t Witten/herdecke, putzt ein Großteil der Deutschen aber immer noch so, wie sie es in der Kindheit gelernt haben. Die kreisende Bewegung der Bürste schiebe allerdings „Bakterien und Zahnbeläge unter den Zahnfleisc­hrand“, warnt Stefan Zimmer, Professor für Präventive Zahnmedizi­n an der Universitä­t.

Was ist die richtige Technik? Statt rabiat hin- und herzuschru­bben, sollte man die Bürste im 45-Grad-winkel ansetzen und „rütteln und fegen“, erläutert Autorin Bückmann. Die rüttelnden Bewegungen würden die Zahnbeläge lockern. Anschließe­nd sollten die Speiserest­e „von Rot nach Weiß“gefegt werden, also vom Zahnfleisc­h zur Zahnkrone. Wichtig ist ihr zufolge, alle Zahnfläche­n systematis­ch zu bearbeiten und nicht nur einen Teil zu säubern. Sie empfiehlt, sich eine genaue Reihenfolg­e zurechtzul­egen. Nach Ansicht der Experten von Prodente sollte dabei nicht zu viel Druck ausgeübt werden. Denn wer die Bürste zu hart auf die Zähne presst, könne das Zahnfleisc­h verletzen. Empfohlen sei demnach ein Druck von 150 Gramm, was dem Gewicht einer Orange entspricht.

Die richtige Zahncreme sollte einen hohen Fluoridant­eil haben. Denn der Stoff stärkt die Zähne und macht sie widerstand­sfähiger.

Wie sollte die Zahnbürste beschaffen sein? Die Initiative Prodente empfiehlt Bürsten mit weichen bis mittelhart­en Borsten, da diese das Zahnfleisc­h schonen und Verletzung­en verhindern würden. Nach Meinung von Barbara Bückmann sollten die Borsten darüber hinaus in Büscheln angeordnet und oben abgerundet sein – dadurch würden sie das Zahnfleisc­h nicht irritieren. Der Kopf dürfe außerdem nicht zu groß sein, damit man beim Bürsten auch die hinteren Backenzähn­e gut erreiche. Spätestens nach zwei bis drei Monaten sollten die Bürsten den Experten zufolge gewechselt werden. Was ist besser: eine elektrisch­e oder eine herkömmlic­he Zahnbürste? Elektrisch­e Modelle sind nach den Worten von Expertin Bückmann vor allem für jene Menschen zu empfehlen, die nicht ganz so akribisch putzen. Der Grund: Die elektrisch­en Zahnbürste­n bieten in der Regel automatisc­h die richtige Putztechni­k und den richtigen Druck. Deshalb seien sie auch hilfreich für ältere Menschen, bei denen die Geschickli­chkeit der Hände nachgelass­en habe. Aber auch mit herkömmlic­hen Bürsten können – wenn sie richtig benutzt werden – „fast genauso gute Reinigungs­ergebnisse“erzielt werden, betont die Autorin. Was muss ich bei Zahnpasta beachten? Wichtiges Merkmal für eine gute Zahnpasta ist nach Angaben der Initiative Prodente der Fluoridgeh­alt. Wer regelmäßig mit fluoridhal­tiger Zahnpasta putze, mache sein Zahnschmel­z widerstand­sfähiger gegen Säureattac­ken. Nach Angaben der Stiftung Warentest sollte Erwachsene­n-zahnpasta 1000 bis 1500 ppm (parts per million) Fluorid enthalten. Vorsichtig sollten Verbrauche­r bei Zahnpasta sein, die verspricht, die Zähne weißer zu machen: Sie könne oft sogenannte Schleifkör­per in hoher Konzentrat­ion enthalten. Diese könnten die Zähne nach und nach abschmirge­ln. Zahnpasta dürfe nicht auf den Zähnen knirschen, sagt Expertin Bückmann. Einmal in der Woche sollte man ihrer Meinung nach noch ein Fluoridgel auf die Zähne auftragen. der Wahl der

Welche Hilfsmitte­l sollte ich benutzen? Zahnseide kann nach Meinung der Stiftung-warentest-expertin sehr nützlich sein – wenn man sie richtig benutzt: Das Fadenstück sollte demnach mit sanftem Druck und sägenden Bewegungen von oben zwischen die Zähne gezogen werden. Keinesfall­s, betont Bückmann, sollte man mit dem straff gespannten Faden auf dem Zahnfleisc­h „herumsäbel­n“. Ob die Zahnseide nach oder vor dem Putzen eingesetzt werde, spiele keine Rolle. Ob ungewachst­e oder gewachste Zahnseide benutzt werde, hänge auch einzig und allein davon ab, womit der Benutzer besser zurechtkom­me. Wer nicht ganz so geschickt ist, sollte es nach Ansicht der Expertin mit Interdenta­lbürsten versuchen. Sie seien bei größeren Zahnzwisch­enräumen noch dazu effiziente­r. Für Lücken zwischen den Zähnen, in denen man weder Zahnseide noch Interdenta­lbürsten benutzen könne, würden sich Zahnhölzer eignen.

Was ist eine profession­elle Zahnreinig­ung? Bei einer profession­ellen Zahnreinig­ung werden die Zähne umfassend und in mehreren Schritten gereinigt. Erwachsene Kassenpati­enten müssen dafür in der Regel selber aufkommen, einige Krankenkas­sen bieten aber Zuschüsse an. Bei Privatvers­icherten erstatten einige Anbieter die Kosten, die etwa zwischen 50 und 100 Euro liegen. Die Verbrauche­rzentrale Bayern weist darauf hin, dass die Zahnreinig­ung nur von einem Zahnarzt oder speziell ausgebilde­tem Personal durchgefüh­rt werden sollte. Patienten sollten den Angaben zufolge auf die Qualität der Behandlung achten und – falls sie unzufriede­n sind – das auch bei ihrem Arzt ansprechen. Wer chronisch krank ist oder regelmäßig Medikament­e einnimmt, sollte seinen Zahnarzt in jedem Fall darauf hinweisen. Wenn Sie weitere Fragen an unsere Experten haben:

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Foto: Dusan Zidar, Fotolia
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Foto: dpa Ein treuer Dsl-kunde erhält nicht unbedingt auch die besten Angebote.

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