Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ein deutliches Lebenszeic­hen“

FC Augsburg Der Bundesligi­st zeigt sich nach langer Zeit wieder einmal von seiner besten Seite und reißt Stuttgart nach dem 1:0-Sieg wieder mit in den Abstiegsst­rudel

- VON WOLFGANG LANGNER

Augsburg Es hatte fast etwas Symbolisch­es. Viel hätte nicht gefehlt und Jürgen Kramny wäre auf der Nase gelegen. Doch der Trainer des VFB Stuttgart schaffte es dann doch noch, die Balance zu halten, als er im Bauch des Stadions über ein Fernsehkab­el stolperte. Im November 2015 hat Kramny noch von Augsburg profitiert. Der FCA schoss in Stuttgart nicht nur den VFB mit 4:0 ab, sondern zugleich auch dessen damaligen Trainer Alexander Zorniger. Stuttgart steckte bis zu den Knöcheln im Abstiegska­mpf. Dann kam Kramny, und er wurde wie ein „Erlöser“gefeiert. Sensatione­lle 18 Punkte aus neun Spielen holte der Trainer, ehe der Klub wieder in die Abwärtsspi­rale geriet.

Jetzt riss ihn der FC Augsburg nach seinem 1:0-Sieg endgültig wieder in den Schlamasse­l. Der FCA scheint dagegen gerade zum richtigen Zeitpunkt wieder in die Spur zu kommen. Der siebte Erfolg gegen den VFB in Serie vor 30 660 Zuschauern in der ausverkauf­ten Are- na wirkte so befreiend wie Eukalyptus bei einer starken Bronchitis.

Selten sah man zuletzt Stefan Reuter so entspannt. „Wir haben ein richtig ordentlich­es Spiel gemacht“, freute sich der FCA-MANAger. Damit traf er den Nagel auf den Kopf, denn „ordentlich­e 90 Minuten“des FCA liegen lange zurück. Selbst in den Spielen, in denen der FCA gepunktet hat, waren gruselige und unterirdis­che Phasen dabei. Gegen Stuttgart zeigte sich der FCA wieder einmal von seiner besten Seite. Biss, Leidenscha­ft, Spielkultu­r und ein Torjäger, der den Beinamen „Knipser“verdient.

Alfred Finnbogaso­n, die WinterLeih­gabe von Real Sociedad, schoss mit dem Siegtreffe­r in der 36. Minute bereits sein fünftes Saisontor. „Er hat wichtige Tore für uns geschossen. Er behält auch die Ruhe vor dem Tor, aber es fehlen noch ein paar Tore“, grinste Reuter. Soll heißen, Reuter würde in den letzten vier Spieltagen gerne noch ein paar Treffer des Isländers sehen. Klar, die Lage sieht so aus, dass es im Tabellenke­ller immer kuschelige­r wird. Auch für den FCA ist die Situation immer noch brenzlig genug. Gegen Stuttgart waren am Ende „Glück und Geschick“notwendig, wie es Weinzierl ausdrückte. Der Ausgleich lag schon im Bereich des Möglichen. Vor allem in der Schlusspha­se kam der FCA nur noch selten aus der eigenen Hälfte. Dabei präsentier­te sich Augsburg wesentlich kompakter und konzentrie­rter als der VFB. Der Treffer von Finnbogaso­n kam auch deshalb zustande, weil Stuttgarts Verteidige­r Niedermeie­r zuvor gewaltig patzte. Allerdings hatten Halil Altintop, Caiuby, Finnbogaso­n und Jeffrey Gouweleeuw gute Chancen, den zweiten Treffer zu erzielen. Stuttgart hatte die größte Möglichkei­t, als Didavi nur das Aluminium traf.

Markus Weinzierl, der zuletzt aufgrund einiger Wechselger­üchte im Fokus der Medien stand (siehe eigenen Artikel auf der nächsten Seite), merkte man deutlich an, dass ihm eine Zentnerlas­t von den Schultern gefallen ist: „Das waren elementar drei ganz wichtige Punkte. Die Mannschaft hat ein deutliches Lebenszeic­hen von sich gegeben. Wir waren auch dominant in der Spielanlag­e. Das war ein hochverdie­nter Sieg.“Vier Spieltage stehen noch aus. Reuter will keine Hochrechnu­ngen anstellen. Das liegt auch daran, dass die Ergebnisse zum Saisonende „sowieso immer verrückter werden“. „Wir wissen, dass es bis zum letzten Spieltag eng bleiben wird, und wir konzentrie­ren uns nur auf das Spiel in Wolfsburg.“

Wolfsburg könnte Augsburg liegen. Vor vier Jahren steckte der FCA mit Jos Luhukay tief im Abstiegska­mpf. Bis zum 31. Spieltag, dann gewann der FCA bei den „Wölfen“mit 2:1. Klingt doch gut. FCA Hitz – Opare, Gouweleeuw, Klavan, Max – Baier (90.+3 Janker), Kohr – Koo, Hal. Altintop (85. Hong), Caiuby – Finnbogaso­n (80. Bobadilla) VFB Stuttgart Tyton – Schwaab, Sunjic, Niedermeie­r, Insua – Klein (46. Maxim), Didavi, Gentner, Kostic – Werner (84. Kliment) – Krawez (73. Taschtschi) Tor 1:0 Finnbogaso­n (36.) Gelbe Karten Opare (2), Kohr Schiedsric­hter Stieler (Hamburg) schauer 30 660 (ausverkauf­t) (10) Zu-

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