Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was sich Bürger vom Theater der Zukunft wünschen
Debatte Das Haus soll nach der Sanierung ganz anders offen stehen. Besucher sollen dort Kaffee trinken und arbeiten können. Sie könnten die Mitarbeiter beim Proben beobachten und viel mehr sehen, als „nur“Theater
Morgens auf einen Kaffee ins Foyer, dann die Treppe runter zum Schreibtisch mit freiem WLAN-ZUgang, mittags hinter zum Restaurant an der Kasernstraße und abends zur Aufführung im Großen Haus. Viele Augsburger stellen sich so ihr neues Theater vor: Als einen Ort, der den ganzen Tag über Anlaufstelle ist – weil er auch den ganzen Tag über etwas zu bieten hat.
In vielen Treffen und Gesprächen haben die Moderatoren des Bürgerbeteiligungsprozesses – Tina Gadow, Patrick S. Föhl und Bastian Lange – diese und andere Vorstellungen zusammengetragen. Am Wochenende ging der Prozess in die vorerst letzte Runde. Was nun noch läuft, ist eine Online-befragung: Bis Sonntag, 24. April, können Augsburger und Bürger aus dem Umland ihre Gedanken zur Sanierung einbringen. Bislang sind über 500 Antworten eingegangen.
Anfang Juni werden Lange und seine Kollegen dem Stadtrat Empfehlungen an die Hand geben. Lange ist sicher, dass die Theatersanierung die Attraktivität der Innenstadt stärken kann: „Wir haben in unsere Diskussion immer auch das Umfeld des Theaters einbezogen.“Hier sind einige der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Beteiligungsprozess: ● Mehr Offenheit Bislang wird das Große Haus von vielen als Ort empfunden, an dem man vormittags Karten kaufen und abends Vorstellungen besuchen kann. Nach der Sanierung soll der Bau umfassender genutzt werden. Mit einigen baulichen Eingriffen (Schallschutz, Abtrennung der Foyers vom Zuschauerraum) könnten die Foyers tagsüber für Ausstellungen oder andere Veranstaltungen genutzt werden. Auch ein Restaurant oder Café wird gewünscht. Die Terrasse im Foyer des dritten Rangs und der Balkon sollen zugänglich werden. ● Neue Nutzungen Andere Theater haben es vorgemacht und manche Räume zum Beispiel mit freien Wlan-zugängen ausgestattet. Vor allem junge Leute nutzen sie seitdem tagsüber als Arbeits- oder Studierplätze. Laut Lange sind auch sogenannte Co-working-plätze denkbar: Man träfe sich im Theater, um für einen Tag an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Das Theater selbst würde damit als ein offener Ort wahrgenommen. Die Hemm- schwelle, ins Große Haus zu gehen, könnte sinken. ● Mehr Veranstaltungen Könnten die Foyers für Kabarett oder Konzerte geöffnet werden? Könnten auch freie Gruppen die Räume des Theaters, zum Beispiel den Hoffmannkeller nutzen? Solche Fragen wurden im Beteiligungsprozess intensiv diskutiert. Vielfach gefordert wurden auch Kooperationen mit der Hochschule und dem Leopold-mozart-zentrum. Machbar ist wohl vieles, glaubt Lange. Man müsse dafür nur die baulichen Voraussetzungen schaffen, was oft durch kleine Eingriffe möglich wäre. ● Mehr Einblicke Was machen die Musiker, Sänger und Schauspieler eigentlich den ganzen Tag im Theater? Was geschieht in den Werkstätten? Der Blick hinter die Kulissen könnte in Zukunft erleichtert werden. Manche Theater haben ihre Werkstätten so mit Fenstern ausgestattet, dass Passanten einen Blick hineinwerfen können. In der aktuellen Planung wäre dies momentan beim Orchesterprobensaal an der Volkhartstraße denkbar.
Der Solitärbau ist jedoch noch nicht beschlossen. Ob er kommt, hängt vor allem von der Höhe der Kosten ab. ● Inhaltliche Zusammenarbeit Das Theater macht sein Ding, die freie Szene ihres. Oft läuft Kultur auch in Augsburg nach diesem Prinzip. In den letzten Jahren wurde es ein wenig aufgeweicht, im Rahmen der Bürgerbeteiligung kamen viele Kulturschaffende neu ins Gespräch. Sie fordern eine Stelle am Theater, das solche Kooperationen künftig nicht nur fördert, sondern in die Hand nimmt. Möglicher Effekt: Der eine neidet dem anderen nicht den Zuschuss – man bewirbt sich von Anfang an gemeinsam für Förderungen. Und: Die freie Szene würde gerne auch den Fundus oder die Werkstätten des Theaters mitbenutzen. ● Ticketverkauf Für fast jedes Theater, für fast jede Kultureinrichtung müssen die Augsburger derzeit an eine andere Karten-vorverkaufsstelle. Dieses System soll sich ändern. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde ein einheitliches Ticketing-system angeregt, das den Zugang zu kulturellen Angeboten erleichtern würde.
Befragung Die Umfrage zur Zukunft des Theaters läuft noch bis 24. April. Teilnehmen können Bürger aus Augsburg und dem Umland. Infos unter: www.augsburg.de/theatersanierung