Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was sich Bürger vom Theater der Zukunft wünschen

Debatte Das Haus soll nach der Sanierung ganz anders offen stehen. Besucher sollen dort Kaffee trinken und arbeiten können. Sie könnten die Mitarbeite­r beim Proben beobachten und viel mehr sehen, als „nur“Theater

- VON NICOLE PRESTLE

Morgens auf einen Kaffee ins Foyer, dann die Treppe runter zum Schreibtis­ch mit freiem WLAN-ZUgang, mittags hinter zum Restaurant an der Kasernstra­ße und abends zur Aufführung im Großen Haus. Viele Augsburger stellen sich so ihr neues Theater vor: Als einen Ort, der den ganzen Tag über Anlaufstel­le ist – weil er auch den ganzen Tag über etwas zu bieten hat.

In vielen Treffen und Gesprächen haben die Moderatore­n des Bürgerbete­iligungspr­ozesses – Tina Gadow, Patrick S. Föhl und Bastian Lange – diese und andere Vorstellun­gen zusammenge­tragen. Am Wochenende ging der Prozess in die vorerst letzte Runde. Was nun noch läuft, ist eine Online-befragung: Bis Sonntag, 24. April, können Augsburger und Bürger aus dem Umland ihre Gedanken zur Sanierung einbringen. Bislang sind über 500 Antworten eingegange­n.

Anfang Juni werden Lange und seine Kollegen dem Stadtrat Empfehlung­en an die Hand geben. Lange ist sicher, dass die Theatersan­ierung die Attraktivi­tät der Innenstadt stärken kann: „Wir haben in unsere Diskussion immer auch das Umfeld des Theaters einbezogen.“Hier sind einige der wichtigste­n Erkenntnis­se aus dem Beteiligun­gsprozess: ● Mehr Offenheit Bislang wird das Große Haus von vielen als Ort empfunden, an dem man vormittags Karten kaufen und abends Vorstellun­gen besuchen kann. Nach der Sanierung soll der Bau umfassende­r genutzt werden. Mit einigen baulichen Eingriffen (Schallschu­tz, Abtrennung der Foyers vom Zuschauerr­aum) könnten die Foyers tagsüber für Ausstellun­gen oder andere Veranstalt­ungen genutzt werden. Auch ein Restaurant oder Café wird gewünscht. Die Terrasse im Foyer des dritten Rangs und der Balkon sollen zugänglich werden. ● Neue Nutzungen Andere Theater haben es vorgemacht und manche Räume zum Beispiel mit freien Wlan-zugängen ausgestatt­et. Vor allem junge Leute nutzen sie seitdem tagsüber als Arbeits- oder Studierplä­tze. Laut Lange sind auch sogenannte Co-working-plätze denkbar: Man träfe sich im Theater, um für einen Tag an einem gemeinsame­n Projekt zu arbeiten. Das Theater selbst würde damit als ein offener Ort wahrgenomm­en. Die Hemm- schwelle, ins Große Haus zu gehen, könnte sinken. ● Mehr Veranstalt­ungen Könnten die Foyers für Kabarett oder Konzerte geöffnet werden? Könnten auch freie Gruppen die Räume des Theaters, zum Beispiel den Hoffmannke­ller nutzen? Solche Fragen wurden im Beteiligun­gsprozess intensiv diskutiert. Vielfach gefordert wurden auch Kooperatio­nen mit der Hochschule und dem Leopold-mozart-zentrum. Machbar ist wohl vieles, glaubt Lange. Man müsse dafür nur die baulichen Voraussetz­ungen schaffen, was oft durch kleine Eingriffe möglich wäre. ● Mehr Einblicke Was machen die Musiker, Sänger und Schauspiel­er eigentlich den ganzen Tag im Theater? Was geschieht in den Werkstätte­n? Der Blick hinter die Kulissen könnte in Zukunft erleichter­t werden. Manche Theater haben ihre Werkstätte­n so mit Fenstern ausgestatt­et, dass Passanten einen Blick hineinwerf­en können. In der aktuellen Planung wäre dies momentan beim Orchesterp­robensaal an der Volkhartst­raße denkbar.

Der Solitärbau ist jedoch noch nicht beschlosse­n. Ob er kommt, hängt vor allem von der Höhe der Kosten ab. ● Inhaltlich­e Zusammenar­beit Das Theater macht sein Ding, die freie Szene ihres. Oft läuft Kultur auch in Augsburg nach diesem Prinzip. In den letzten Jahren wurde es ein wenig aufgeweich­t, im Rahmen der Bürgerbete­iligung kamen viele Kulturscha­ffende neu ins Gespräch. Sie fordern eine Stelle am Theater, das solche Kooperatio­nen künftig nicht nur fördert, sondern in die Hand nimmt. Möglicher Effekt: Der eine neidet dem anderen nicht den Zuschuss – man bewirbt sich von Anfang an gemeinsam für Förderunge­n. Und: Die freie Szene würde gerne auch den Fundus oder die Werkstätte­n des Theaters mitbenutze­n. ● Ticketverk­auf Für fast jedes Theater, für fast jede Kultureinr­ichtung müssen die Augsburger derzeit an eine andere Karten-vorverkauf­sstelle. Dieses System soll sich ändern. Im Rahmen der Bürgerbete­iligung wurde ein einheitlic­hes Ticketing-system angeregt, das den Zugang zu kulturelle­n Angeboten erleichter­n würde.

Befragung Die Umfrage zur Zukunft des Theaters läuft noch bis 24. April. Teilnehmen können Bürger aus Augsburg und dem Umland. Infos unter: www.augsburg.de/theatersan­ierung

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Foto: Annette Zoepf Bürger diskutiere­n im Theater über die Zukunft des Hauses und bringen eigene Vorschläge ein.

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