Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schlechte Zeiten für Mieter
Kommentar
VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE lokales@augsburger-allgemeine.de
Was viele Wohnungssuchende in Augsburg seit Jahren beklagen, bestätigt nun also auch eine Untersuchung eines Marktforschungsinstitutes: Die Mieten sind in den vergangenen Jahren sehr stark angestiegen. Das macht vor allem Familien zu schaffen, die mehr Wohnfläche benötigen, als ein Single. Sie suchen nach Wohnungen mit vier, besser fünf Zimmern. Das bedeutet aber auch, dass sie mindestens mit 1000 Euro Kaltmiete kalkulieren müssen. Familien sind teils gezwungen, die Hälfte ihres Einkommens für die Warmmiete auszugeben. Das Geld fehlt dann natürlich an anderer Stelle. Früher hieß es immer, bei einer solchen Mietbelastung könne man auch gleich kaufen.
Angesichts der gleichermaßen steigenden Immobilienpreise ist aber auch das für immer mehr Augsburger ebenso unerschwinglich, mal abgesehen davon, dass die Nachfrage größer ist als das Angebot. Für viele Vermieter sind es goldene Zeiten. Sie können mehr verlangen als früher und sich die Mieter wegen des starken Zuzugs nach Augsburg mehr aussuchen als früher. Die Erfahrungen im Freundes- und Bekanntenkreis diesbezüglich sind ernüchternd: Wer ausländische Wurzeln hat, hat schlechtere Chancen, eine Wohnung zu bekommen. Auch Kinder sind bei vielen Vermietern wahrlich kein Vorteil, dann lieber jemand mit Haustier. Und auch einkommensschwache Wohnungssuchende erhalten häufig Absagen.
Es gibt eigentlich nur einen Bereich, in dem der Handlungsspielraum für Vermieter kleiner wird: Bei großen Wohnungen mit 150 oder 170 Quadratmetern jemanden zu finden, der bereit ist, 10 Euro oder mehr Kaltmiete je Quadratmeter zu zahlen, ist bei dem Einkommensniveau in Augsburg schwierig. Leider gibt es derzeit wenig Grund anzunehmen, dass sich die Lage für Mieter und potenzielle Immobilienkäufer entspannt – und auch die Stadt hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten, der Entwicklung entgegenzuwirken.