Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Servus Dialekt!

Studie Wie Schulbüche­r Kinder auf Hochdeutsc­h einschwöre­n

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Fragt ein Wanderer einen Einheimisc­hen: „Wie heißt denn bitte der Berg dort drüben?“Sagt der Einheimisc­he: „Wosnfüäanä?“. Der Wanderer: „Vielen Dank.“

Diesen Scherz findet man in dutzenden Sammlungen für Mundartwit­ze. Und in einem Realschulb­uch für Deutsch in der siebten Klasse. Was der Dialog vermitteln soll, liegt auf der Hand: Hätte der Einheimisc­he Hochdeutsc­h gesprochen, wäre das nicht passiert.

Der Augsburger Germanisti­kprofessor und Sprachfors­cher Péter Maitz ärgert sich über solche Inhalte. Er hat bayerische Schulbüche­r analysiert und herausgefu­nden, dass in jedem von ihnen der Dialekt überwiegen­d als „Sprachbarr­iere und Kommunikat­ionshinder­nis“dargestell­t wird. Mehr noch: Kinder würden in den Büchern gar an die Sprache des deutschen Nordens herangefüh­rt. Begrüßen uns bayerische Schüler also bald mit einem fröhlichen „Hummel, hummel“und verdrücken in der Pause ein Rundstück statt der bewährten Salamisemm­el? Ganz so weit geht es natürlich nicht. Dennoch stammt die Sprache, die die meisten von uns als einzig wahres Hochdeutsc­h empfinden, aus Norddeutsc­hland. Eigentlich erfüllen die Schulbüche­r also durchaus ihren pädagogisc­hen Auftrag, wenn sie diese Art zu reden auch den Schülern vermitteln. Anderersei­ts aber sorgt sich sogar die Unesco um die sprachlich­e Vielfalt auf der Welt. Allein in Deutschlan­d sind der Un-organisati­on zufolge 13 Sprachform­en vom Aussterben bedroht, darunter auch Bairisch. Das Schwäbisch­e taucht bislang nicht auf der Liste auf. Was an den Schulen passieren muss, damit das so bleibt und damit es auch Rettung fürs Bairische gibt, lesen Sie in einem Interview mit Péter Maitz auf Bayern.

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Foto: Jana Knörnschil­d

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