Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Kopffüßler ist sein Markenzeic­hen

Kunst Eine Figur bestimmt das Bildwerk von Horst Antes, der heute 80 wird

- VON GÜNTER OTT Foto: Picture-alliance

A wie Antes ist gleich K wie Kopffüßler. Das ist eine eingängige Gleichung. Doch das solcherart typisierte Werk von Horst Antes ist mit diesem Prägestemp­el allein nicht zu fassen. Unterschla­gen werden oft die informell-impulsiven, in intensiven Blau- und Rottönen leuchtende­n Anfänge Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Hier ist die Figur nur zu erahnen, in einzelnen Gliedmaßen zu ertasten, noch verharrend in einem embryonale­n Stadium.

Zu beobachten ist, beeinfluss­t durch Willem de Kooning, die langsame Geburt des Kopffüßler­s – einer dann über Jahrzehnte präsenten Figur als Bildthema. Horst Antes stellt sie gegen die damals dominieren­de abstrakte Kunstsprac­he und erweist zugleich seinem auf der Figur beharrende­n Karlsruher Lehrer HAP Grieshaber die Ehre.

Später wird Antes selber in Karlsruhe und Berlin lehren, wiederholt zur Kasseler Documenta eingeladen und mit Preisen geehrt werden. Ansonsten hält sich der Maler, Grafiker und Plastiker, der heute 80 Jahre alt wird, von der Szene fern. Der Vater zweier Kinder gibt selten Interviews, zieht sich lieber auf seinen Bauernhof in Sicellino in der Toskana zurück.

Zur grafischen und malerische­n Konturieru­ng des Kopffüßler­s, dem in den 1980er Jahren durchaus Rumpfforme­n vergönnt sind, haben nicht zuletzt die vom Künstler mit wissenscha­ftlichem Anspruch und dank eines globalen Kulturvers­tändnisses gesammelte­n Kachinapup­pen der nordamerik­anischen Hopi-indianer beigetrage­n. Der meist im Profil gezeigte Kopffüßler erweist sich als ein malerisch stets anders „eingekleid­etes“, abstrahier­tes Konzentrat, rätselhaft künstlich auf der einen, offen für menschlich­e Anmutungen und Haltungen, ja für die bannende Magie eines Idols (Augen!) auf der anderen Seite.

Längst sind als Motiv Häuser und Zahlen hinzugekom­men, sich verschließ­ende Schutz- und Kultorte sowie steile, sich überlappen­de und verfließen­de Ziffern als Existenzsp­ur. Der Bildraum dunkelt sich ein, tauscht die Augenlust mit der Kontemplat­ion, ja mit sakraler Aufladung.

Als Sammler schließlic­h hat Antes die Ästhetik alter Kulturen erschlosse­n, ob in den Kachina- und Aklama-figuren (afrikanisc­he Schutzgeis­ter), in den südamerika­nischen Federobjek­ten oder Zeugnissen der Aborigines – nicht zu reden von den alltäglich­en Schönheite­n, die er zusammenge­tragen hat: Milchkanne­n, Werkzeuge, Dachziegel­n und Bücher.

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Horst Antes’ Gemälde „Figur mit blauem Arm“(Karl Osthaus Museum Hagen) stammt aus dem Jahr 1964.

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