Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nicht lustig
„Horror-clowns“Das Motto der Medientage München lautete „Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert“. Es ging darum, auf welchen Kanälen die Menschen von Medien erreicht werden. Und wie sich Menschen ihre eigene Medienwelt erschaffen. Es ging um den digitalen Fortschritt, der die Medienbranche unmittelbar betrifft. Wie sie ihn (mit-)gestaltet, wird über ihre Zukunft (mit-)entscheiden.
Mindestens ebenso entscheidend aber wird die journalistische Qualität ihrer Produkte sein. Klingt abstrakt? Dann lassen Sie uns über die „Horror-clowns“reden, die gerade ihr Unwesen treiben und durch die Medien spuken. Was für Boulevardmedien ein Geschenk zu sein scheint („Jetzt eskaliert der Clown-krieg“,
stellt andere Redaktionen vor schwierige Entscheidungen. Die Frage ist dabei nicht so sehr, ob berichtet werden muss – wenn sich die Vorfälle häufen und sich unter anderem Bayerns Innenminister zu Wort meldet. Die Frage ist, wie berichtet werden sollte.
Denn was immer der Grund für das Auftauchen gewalttätiger Kostümierter sein mag, es handelt sich auch um ein Internetphänomen, das seinen Weg aus den USA zu uns fand, eine Art böse „Ice Bucket Challenge“. Wer einen „Horrorclown“auf Youtube sieht, will möglicherweise selbst als „Horrorclown“auf Kinder losgehen. Weil er es möglicherweise für „cool“hält.
Medien können das nicht verhindern, indem sie einfach nicht berichten. Gleichwohl üben sie wohl Einfluss auf potenzielle Nachahmer aus. Im Falle von Selbsttötungen ist belegt, dass Berichte darüber zu einer Zunahme führen (können). Medien berichten daher äußerst zurückhaltend über Suizide. Es gibt aber auch eine Medienwirkung, die „Papageno-effekt“genannt wird. „Berichte über Personen, die schildern, wie diese mit ihren Suizidgedanken umgegangen sind, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen haben“, könnten „mit einer Senkung der Suizidraten“in Verbindung gebracht werden, sagte der Sozialmediziner Thomas Niederkrotenthaler aus Wien der
Daraus lässt sich für die Berichterstattung über „Horror-clowns“folgern: Sie muss sachlich sein. Sie muss erklären und aufklären. Sie muss Gerüchte von Fakten trennen. Und: Sie sollte thematisieren, wie man mit einem „Horror-clown“, falls man einen trifft, am besten umgeht. Journalistische Qualität eben, unabhängig vom Medien-kanal.