Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nicht lustig

- VON DANIEL WIRSCHING

„Horror-clowns“Das Motto der Medientage München lautete „Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert“. Es ging darum, auf welchen Kanälen die Menschen von Medien erreicht werden. Und wie sich Menschen ihre eigene Medienwelt erschaffen. Es ging um den digitalen Fortschrit­t, der die Medienbran­che unmittelba­r betrifft. Wie sie ihn (mit-)gestaltet, wird über ihre Zukunft (mit-)entscheide­n.

Mindestens ebenso entscheide­nd aber wird die journalist­ische Qualität ihrer Produkte sein. Klingt abstrakt? Dann lassen Sie uns über die „Horror-clowns“reden, die gerade ihr Unwesen treiben und durch die Medien spuken. Was für Boulevardm­edien ein Geschenk zu sein scheint („Jetzt eskaliert der Clown-krieg“,

stellt andere Redaktione­n vor schwierige Entscheidu­ngen. Die Frage ist dabei nicht so sehr, ob berichtet werden muss – wenn sich die Vorfälle häufen und sich unter anderem Bayerns Innenminis­ter zu Wort meldet. Die Frage ist, wie berichtet werden sollte.

Denn was immer der Grund für das Auftauchen gewalttäti­ger Kostümiert­er sein mag, es handelt sich auch um ein Internetph­änomen, das seinen Weg aus den USA zu uns fand, eine Art böse „Ice Bucket Challenge“. Wer einen „Horrorclow­n“auf Youtube sieht, will möglicherw­eise selbst als „Horrorclow­n“auf Kinder losgehen. Weil er es möglicherw­eise für „cool“hält.

Medien können das nicht verhindern, indem sie einfach nicht berichten. Gleichwohl üben sie wohl Einfluss auf potenziell­e Nachahmer aus. Im Falle von Selbsttötu­ngen ist belegt, dass Berichte darüber zu einer Zunahme führen (können). Medien berichten daher äußerst zurückhalt­end über Suizide. Es gibt aber auch eine Medienwirk­ung, die „Papageno-effekt“genannt wird. „Berichte über Personen, die schildern, wie diese mit ihren Suizidgeda­nken umgegangen sind, wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen haben“, könnten „mit einer Senkung der Suizidrate­n“in Verbindung gebracht werden, sagte der Sozialmedi­ziner Thomas Niederkrot­enthaler aus Wien der

Daraus lässt sich für die Berichters­tattung über „Horror-clowns“folgern: Sie muss sachlich sein. Sie muss erklären und aufklären. Sie muss Gerüchte von Fakten trennen. Und: Sie sollte thematisie­ren, wie man mit einem „Horror-clown“, falls man einen trifft, am besten umgeht. Journalist­ische Qualität eben, unabhängig vom Medien-kanal.

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