Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Warum die Linie 5 einen neuen Weg nehmen soll
Verkehr Bislang war klar: Die neue Straßenbahn fährt durch die Hessenbachstraße. Jetzt ist überraschend die Holzbachstraße wieder im Rennen. Mit Bürgerprotesten hat das offiziell nichts zu tun Kommentar
Stadt und Stadtwerke verabschieden sich von der bisherigen Planung für die künftige Straßenbahnlinie 5 im Bereich Pfersee-nord und Rosenauviertel: Zur Trasse durch die Hessenbachstraße, die bisher favorisiert wurde, ist als Alternative jetzt wieder die Holzbachstraße auf den Tisch gekommen. Man habe die Hessenbachstraße nicht abgeschrieben, so Stadtwerke-geschäftsführer Walter Casazza, aber es spreche viel dafür, dass die Holzbachstraße auch eine „gute Lösung“sein könnte. Voraussetzung ist, die Holzbachstraße in Richtung Norden zur Einbahnstraße zu machen. Entschieden ist aktuell noch nichts. Die mögliche Umplanung kommt zum jetzigen Zeitpunkt aber äußerst überraschend: Die Stadtwerke feilen im Auftrag des Stadtrates seit knapp zwei Jahren an der Detailplanung durch die Hessenbachstraße.
Auch der Zeitplan mit einer Inbetriebnahme 2019, wie er für die Straßenbahnlinie zwischen Hauptbahnhof und dem Klinikum ursprünglich vorgesehen war, ist wohl nicht mehr zu halten. Aufgrund des noch gar nicht begonnenen mehrmonatigen Genehmigungsverfahrens (Planfeststellung) durch die Regierung von Schwaben und einer geschätzten Bauzeit von zweieinhalb Jahren ist ein späterer Start realistisch. Etwaige Umplanungen zum jetzigen Zeitpunkt seien aber zeitlich nicht gravierend, so Casazza. Schließlich habe man schon viele Vorarbeiten im Zuge der Trassenuntersuchungen geleistet.
Dass die Stadtwerke jetzt nochmals Alternativen ins Auge fassen, hat mit den anhaltenden Protesten von Anwohnern gegen die Trasse durch die Hessenbachstraße zumindest offiziell nichts zu tun. Ein Thema sind dort die Baumfällungen. Allerdings meldete auch die Naturschutzbehörde in ihrer Stellungnahme dem Vernehmen nach recht deutliche Vorbehalte gegen die Planung in der Hessenbachstraße an.
Dass man jetzt den Blick auf andere Varianten richte, habe nichts mit Beliebigkeit zu tun, betont Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU). „Dass man im Zuge der weiteren Ausarbeitung von Plänen alle Varianten nochmal anschaut, ist normal. Dabei haben sich neue Fakten ergeben.“Laut Baureferent Gerd Merkle stellte sich etwa heraus, dass die Ampelanlage an der Kreuzung Augsburger Straße/hessenbachstraße teurer wird als gedacht. Gleichzeitig habe das Tiefbauamt ermittelt, dass eine neue Querung der Wertach, die bei der Holzbach-variante nötig ist, günstiger zu machen ist als ursprünglich gedacht. Statt eine neue Straßenbahnbrücke für fünf Millionen Euro parallel zur Bürgermeister-acker- mann-straße zu bauen, soll die Tram jetzt auf dem Straßenbrücken-neubau, der aktuell erstellt wird, fahren. Dies wäre mit Mehrkosten von einer Million Euro verbunden. Weil die Brücke für Schwertransporte ausgelegt ist, trage sie auch eine Tram, so Merkle.
Die Idee ist nun, den Oberbau der Brücke zu verbreitern und die Spuren für Autos und Fußgänger leicht zu verschmälern. So soll Platz für eine Tramtrasse in Mittellage zwischen den Autospuren gewonnen werden. Diese Option müsse man wegen der Zuschüsse noch mit dem Land absprechen. Um die Fertigstellung nicht zu verzögern, müsse man aber innerhalb der nächsten vier Wochen entscheiden und breitere Betonmodule ausschreiben, so Merkle. Für die Holzbachstraße bestehe jetzt die „letzte Chance“.
Aus Sicht der Stadtwerke ist maßgeblich, ob für die neue Trasse auch Fördermittel zu holen wären. Untersucht werden müssen nun Fahrzeit, Fahrgastpotenzial und Kosten, zumal in der Holzbachstraße eine Haltestelle mehr als in der Hessenbachstraße gebaut werden müsste. Der neue Vorschlag sieht vor, dass die Straßenbahn teils im bisherigen Straßenraum, teils in der Grünanlage am Wertachkanal fahren würde. Wie viele Bäume fallen würden, ist noch unklar, allerdings dürften es weniger sein als in der Hessenbachstraße. Die Parkplätze auf einer Seite »