Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Reichsbürg­er“vor Gericht verhaftet

Prozess 69-Jähriger blieb der Verhandlun­g fern und wartete seelenruhi­g am Eingang zum Strafjusti­zzentrum

- VON KLAUS UTZNI

Die sogenannte­n „Reichsbürg­er“, die den deutschen Staat ablehnen und gegen dessen Vertreter immer aggressive­r auftreten, mögen weder die Polizei noch die Justiz. Ein Verwirrspi­el der besonderen Art bot ein 69-jähriger Mann, offenkundi­g ein Anhänger der seltsamen Bewegung, gestern Nachmittag dem Amtsgerich­t. Nach einer wüsten Auseinande­rsetzung mit drei Kripobeamt­en im Juni in seiner Wohnung sollte er sich wegen Widerstand­s, Körperverl­etzung und Beleidigun­g vor Strafricht­erin Kathrin Steinhause­r verantwort­en.

Zuschauer, darunter offenbar auch einige „Reichsbürg­er“wurden von etlichen Justizbedi­ensteten kontrollie­rt, mussten ihre Handys abgeben. Doch das Gericht, Staatsanwa­lt Michael Nißl und Pflichtver­teidiger Moritz Bode warteten vergebens. Nach den justizübli­chen 15 Minuten Karenzzeit erließ das Gericht auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft einen Haftbefehl gegen den 69-Jährigen.

Fünf Minuten später klickten bereits die Handschell­en. Der Angeklagte hatte nämlich offenbar seelenruhi­g vor dem Eingang zum Strafjusti­zzentrum in der Gögginger Straße auf die Reaktion der Justiz auf sein unentschul­digtes Fernbleibe­n gewartet. Mehrere Justizbeam­te führten ihn ab.

Der Prozess gegen ihn wird nun vermutlich in der nächsten Woche stattfinde­n. Laut Anklage hatte der mutmaßlich­e „Reichsbürg­er“bei dem Vorfall in seiner Wohnung gegenüber Kripobeamt­en, die ihn in anderer Sache verhaften wollten, erklärt, er erkenne diesen Staat nicht an. Es handle sich nur um eine Firma. Die Kriminaler hatte er als „Verbrecher“und „Dreckspack“bezeichnet.

Erst nach einem Handgemeng­e, bei dem ein Polizeibea­mter verletzt wurde, war damals seine Fesselung gelungen.

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