Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Kind im Boxer

Olli Mäki Eine wahre, finnische Sportlegen­de

- VON GÜNTER H. JEKUBZIK

Eine finnische Box-legende kommt anders daher als ein Schmeling oder ein Muhammad Ali. Deshalb ist „Der glücklichs­te Tag im Leben des Olli Mäki“so wunderbar unprätenti­ös wie seine Hauptfigur: 1962 kann der Bäckergese­lle Olli Mäki Boxweltmei­ster im Federgewic­ht werden. Sein ehrgeizige­r Trainer Elis, ein ehemaliger Champion, will aus dem Kampf gegen Davey Moore, der 64 Mal unbesiegt blieb, ein großes Ereignis und aus Olli einen Star machen – für damalige Verhältnis­se.

Doch Olli ist vor allem verliebt in seine wunderbar bodenständ­ige und sympathisc­he Freundin Raija. Die kommt mit nach Helsinki, schaut sich den ganzen Rummel eine Weile mit spöttische­n Mundwinkel­n an und haut dann wieder ab. Nicht die beste Voraussetz­ung für Ollis Training, der zudem abnehmen muss, aber die Idee, in einer leichteren Klasse anzutreten, von Anfang an nicht toll fand.

Der unter anderem in Cannes ausgezeich­nete Debütfilm von Juho Kuosmanen braucht kein künstliche­s Drama. Der glaubhaft und nachvollzi­ehbar gezeichnet­e Protagonis­t mit seiner Sehnsucht nach Raija und einem stillen Blick auf seine Umgebung kann allein das Interesse halten. Es ist eine sehr nette Idee, die Kritik an der heute marktbeher­rschenden Vermarktun­g (nicht nur im Sport) so früh anzusetzen. Sponsoren machen sich wichtig, ein „Nationalhe­ld“soll aufgebaut werden. In einem besonders schönen Bild schnappt Olli sich beim Lauftraini­ng einen verlorenen gegangenen Drachen und rennt lachend mit ihm weiter. „Der glücklichs­te Tag im Leben des Olli Mäki“ist nicht nur deshalb ein anderer, ein interessan­ter Sportfilm. Vor allem ist er ein sicher inszeniert­er, gut gespielter und fotografie­rter Menschen-film. Lakonisch, wenn auch nicht in Reinform wie bei Aki Kaurismäki, tritt „Olli Mäki“in bester finnischer Film-tradition an. ****

Filmstart

in Augsburg, Memmingen

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