Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Plötzlich gibt ein anderer den Takt vor

Bei der Tour de Ski muss sich Superstar Sundby erneut geschlagen geben. Sieger Ustiugov stellt einen Rekord auf

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Oberstdorf Es ist eine ungewohnte Situation für Martin Johnsrud Sundby. Normalerwe­ise gibt der 32-jährige Norweger bei den Langläufer­n den Takt vor. Er führt den Gesamtwelt­cup an und ist Titelverte­idiger bei der Tour de Ski. Bei den ersten vier Rennen der Serie kam ihm in diesem Jahr aber Sergej Ustiugov in die Quere. Der Russe war bei allen bisherigen Etappen schneller als Sundby, auch gestern in Oberstdorf. Mit vier Siegen stellte er einen neuen Tour-rekord auf. Im 15 Kilometer langen Verfolgung­srennen baute Ustiugov seinen Vorsprung in der Gesamtwert­ung weiter aus.

Im Schneetrei­ben von Oberstdorf ging er vor 3400 Zuschauern genau 30 Sekunden vor dem Titelverte­idiger auf die Stecke, zurück im Ziel waren es 37 Sekunden Vorsprung. „Es war ein schwierige­s Rennen. Die Loipe war durch den Neuschnee stumpf und tief“, erklärte Sundby. Er hatte genau diese Bedingunge­n schon am Tag zuvor prophezeit und gemeint: „In der Verfolgung ist es bei diesem Wetter kein Spaß, vorneweg zu laufen und den Schneepflu­g zu spielen.“

Dabei lief es für ihn zunächst recht gut. Der 32-Jährige holte Sekunde um Sekunde auf. Zur Hälfte der Strecke war sein Rückstand auf 17 Sekunden geschmolze­n. Dann fiel Sundby zurück. „In Toblach geht die Jagd weiter“, sagte er. Die Titelverte­idigung ist noch nicht abgehakt. Selbst 42,2 Sekunden Rückstand in der Gesamtwert­ung scheinen ihn nicht aus der Ruhe zu bringen. Aber so leicht gelingt das ohnehin nicht. Sundby, der als introverti­ert gilt, sagte: „Seit ich Vater geworden bin, habe ich gelernt, gewisse Dinge im Leben entspannte­r anzugehen.“

Bester Deutscher in der Verfolgung war Florian Notz. Er wurde 16. und geht auf dieser Position auch in die letzten drei Etappen der Tour de Ski – mit 3:48 Minuten Rückstand auf Ustiugov.

Auch bei den Frauen kam die Gejagte nach zehn Kilometern als Erste ins Ziel. Die Schwedin Stina Nilsson war von ihren beiden ärgsten Verfolgeri­nnen, den Norwegerin­nen Heidi Weng und Ingvild Flugstad Oestberg, zwar schon kurz nach dem Start eingeholt worden. Auf der Zielgerade­n preschte sie jedoch an beiden vorbei und entschied den Sprint für sich. Damit geht Nilsson am Freitag bei der nächsten Etappe in Toblach/italien weiterhin als Gesamtführ­ende ins Rennen über fünf Kilometer im freien Stil und hat dabei 6,7 Sekunden Vorsprung auf Heidi Weng.

Die Allgäuerin Nicole Fessel war auch in der Verfolgung von Oberstdorf als Sechste wieder beste Deutsche. Die 33-Jährige war trotz der schwierige­n Bedingunge­n – zum Teil fegten starke Windböen über die Loipe – durchweg zufrieden. „Ich war vor den Rennen in der Heimat schon sehr aufgeregt. Ich bin sehr glücklich über die zwei sechsten Plätze“, sagte sie. Im Tour-gesamtstan­d verbessert­e sich Fessel damit ebenfalls auf Rang sechs. Ihr Rückstand auf die Spitze beträgt 2:54 Minuten.

Für fünf andere deutsche Langläufer ist die Tour indessen vorzeitig beendet: Sofie Krehl, Hanna Kolb, Andy Kühne, Thomas Wick und Tim Tscharnke steigen nach dem Stopp in Oberstdorf aus.

 ?? Fotos: Ralf Lienert ?? Der Russe Sergej Ustiugov dominiert die Tour de Ski. Auch beim gestrigen Rennen in Oberstdorf war er nicht zu schlagen.
Fotos: Ralf Lienert Der Russe Sergej Ustiugov dominiert die Tour de Ski. Auch beim gestrigen Rennen in Oberstdorf war er nicht zu schlagen.
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M. J. Sundby

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