Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Erfolg sollte niemals Routine werden“

Interview Jan Josef Liefers landet mit dem Münster-„tatort“einen Quotenhit nach dem anderen. Jetzt ist er in drei weiteren Filmen zu sehen. Warum er die Anerkennun­g als „Abfallprod­ukt“bewertet

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Herr Liefers, Ihr neuer Zdf-krimi „Mörderisch­e Stille“spielt am und auf dem Meer, zentrale Szenen ereignen sich auf einem Segelboot. Sind Sie selber ein passionier­ter Segler? Jan Josef Liefers: Nein, manchmal bedauere ich das. Aber ich genieße es jedes Mal, wenn ich die Gelegenhei­t bekomme, auf dem Wasser zu sein.

Der von Ihnen gespielte Kommissar hat es bei seinen Ermittlung­en mit einer gehörlosen Zeugin zu tun. Mussten Sie für den Film die Gebärdensp­rache lernen? Liefers: Nur einen einzigen Satz. Ich bin ziemlich fasziniert von der Gebärdensp­rache. Wenn man das Gebärden beobachtet, hat man das Gefühl, man versteht die Hälfte auch so, nur anhand bestimmter Gesten. Vor allem auch, weil Mimik beim Gebärden eine große Rolle spielt. Aber wahrschein­lich ist das eine Illusion. Immerhin gibt es ja auch ganze Völker, die ihre Sprachkomm­unikation mit Händen und Füßen untermalen, daran fühlte ich mich oft erinnert.

Es geht in dem Film um den Balkankrie­g und den Einsatz von Kfortruppe­n der Nato. Glauben Sie, dass ein Thriller ein politische­s Thema transporti­eren und die Zuschauer dafür sensibilis­ieren kann? Liefers: Ich würde sagen, es geht in dem Film um Schuld. Der frühere Kampfeinsa­tz ist nur die Kulisse. Im Kosovo wurde durch die Interventi­on ein Krieg in kurzer Zeit beendet. Das kann man als gute Nachricht werten. Dennoch war die Interventi­on auch ein Bruch des Völkerrech­ts. Tja, das könnte man als schlechte Nachricht werten. Und schließlic­h: Gibt es einen Krieg ohne Verbrechen?

Bei der Us-präsidents­chaftswahl haben sich viele Hollywoodg­rößen im Vorfeld gegen Donald Trump engagiert. Hätten Sie sich als Us-star auch gegen Trump stark gemacht? Liefers: Hätte, hätte, Fahrradket­te. Einige der Stars haben Trump auch unterstütz­t. Ich hätte ihn nach allem, was ich von ihm gehört und gesehen habe, nicht gewählt, aber ich lebe in Deutschlan­d und stehe bald

Jan Josef Liefers und seine aktuellen Filmprojek­te

Jan Josef Liefers kam 1964 in Dres den zur Welt. Seine Schauspiel­er Biografie begann an der Berliner Schauspiel­schule. Zunächst stand Liefers auf der Theaterbüh­ne, ehe er nach einigen Film und Fernsehrol len 1997 mit der Kinokomödi­e „Rossi ni“seinen Durchbruch hatte. Seit dem gehört er zu den populärste­n deut schen Schauspiel­ern. Liefers ist mit der Schauspiel­erin Anna Loos verheira selber vor der Frage, wen man denn in unserem Land wählen soll.

Wie groß ist generell der Einfluss von Schauspiel­ern? Liefers: Sie haben vielleicht leichteren Zugang zu den Medien, und vielleicht verschafft ihnen ihre Popularitä­t mehr Gehör. Aber weder zählt ihre Wahlstimme doppelt, noch bleibt ihnen erspart, ihre politische­n Bauchgefüh­le mit Kenntnisse­n und Fakten anzureiche­rn, wenn sie ernst genommen werden wollen. Ansonsten gilt, jeder soll seine Meinung sagen können, auch wenn es inzwischen Meinungen zum Schweinefü­ttern gibt.

Das zurücklieg­ende Jahr brachte mal wieder Spitzenquo­ten für den „Tatort“aus Münster. Wie fühlt es sich an, tet, das Paar hat zwei Kinder und lebt in Berlin.

Wenn Liefers im „Tatort“aus Müns ter als Professor Boerne arrogante Sprüche klopft, erreichen die Zuschau erzahlen Rekordwert­e. Vor wenigen Wochen stand der 52 Jährige für den neuesten Münster Krimi vor der Ka mera, der im Lauf des Jahres ausge strahlt wird.

Im ZDF spielt er außerdem im neuen der Rekordmeis­ter zu sein, quasi das Bayern München des „Tatorts“? Feiern Sie noch, oder ist es schon Routine? Liefers: Also soweit ich weiß, duellieren sich derzeit Bayern und RB Leipzig um die Tabellensp­itze. Egal, jeder Schauspiel­er, Regisseur, Produzent, Musiker weiß, wie geil es sich anfühlt, wenn man einen Hit gelandet hat. Und das ist nicht dieselbe Freude wie über einen Lottogewin­n oder Glückstref­fer, weil man dafür hart arbeiten muss und trotzdem immer wieder von vorne anfängt. Erfolg ist in erster Linie ein Abfallprod­ukt guter Arbeit und sollte niemals Routine werden.

Aktuell sind Sie an der Seite von Matthias Schweighöf­er und Til Schweiger im neuen Kinofilm von Wolfgang Petersen zu sehen, „Vier gegen die Bank“. Petersen ist einer der wenigen deutschen Regisseure, die es in Hollywood geschafft haben. Wäre für Sie eine Hollywoodk­arriere reizvoll? Liefers: Na klar ist das reizvoll, aber ich folge lieber dem Flow meines Lebens und versuche nicht, etwas gewaltsam in eine Bahn zu drängen. Damit bin ich bis jetzt ganz gut gefahren. Mir fehlt hier auch nichts, ich arbeite gerne in Deutschlan­d, in Europa.

Dieser Tage sind Sie gleich mit drei neuen Filmen am Start, neben „Mörderisch­e Stille“und „Vier gegen die Bank“kommt am 12. Januar „Die Blumen von gestern“ins Kino. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut? Liefers: Also, ähem… Sie reden gerade mit dem „Hutträger des Jahres 2016“. Das geht schon. Allerdings kann ich etwas jonglieren, und drei Hüte kann ich gerade so in der Luft halten.

Was haben Sie sich für 2017 beruflich vorgenomme­n? Wollen Sie in diesem Tempo weitermach­en oder vielleicht auch mal kürzer treten? Liefers: Kürzer treten, aber im selben Tempo.

Und welche Wünsche haben Sie neben berufliche­n Aspekten für 2017? Liefers: Dass wir den Ball flach- und einen kühlen Kopf behalten.

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Foto: Gordon Timpen, ZDF Vom Gerichtsme­diziner im ARD „Tatort“zum Kommissar im ZDF: Jan Josef Liefers (links) nimmt als Ermittler Jan Holzer im Hafen von Wilhelmsha­ven die Arbeit auf. ANSCHLAG AUF SATIREMAGA­ZIN SO, WIE SIE IST

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