Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Eine Galeristin packt aus
Ausstellung Beate Berndt hat in drei Jahren elf Künstler präsentiert. Jetzt bilden sie eine spannende Gemeinschaft
Von der Quintessenz ihrer Galeriearbeit spricht Beate Berndt, wenn sie in ihren Räumen am Fischertor auf die Retrospektive „every which way“blickt. Schon elf Ausstellungen hat die Galeristin seit der Eröffnung vor drei Jahren realisiert. Jetzt scheint es, als würden sich die unterschiedlichen Kunstwerke miteinander bestens unterhalten. In enger nachbarschaftlicher Hängung bauen sie gegenseitig Spannung auf. Und selbst so extrem verschiedene Formate wie Norbert Kienings expressiv explodierendes Gemälde neben der feingliedrig zarten Papierarbeit von Akiko Tomikawa ergänzen sich aufs herrlichste. Das Große verdrängt nicht das Kleine, vielmehr macht es auch das Kleine groß.
An jeder Wand zeigt sich ein fein ausbalanciertes Spiel von Korrespondenzen und Gegensätzen. Die kompakten, weißen Reliefs von Reinhard Gupfinger, die digital abstrahiert die Klänge von religiösen Orten visualisieren, finden sich in Nachbarschaft zu einem farbzart gehauchten Rastergemälde von Celia Mendoza. Die enggeführten, freihändigen schwarz-weißen Schraffuren Udo Rutschmanns kontrastieren mit Simone Distlers surrealer Landschaft mit dunkler, gestischer Aufwallung und hellem, pastellig-wolkigen Firmament.
Bernd Rummert gelingt es mit seinen Drahtgeflechten, das starre, kalte Material in fast schon organische Strukturen umzuwandeln. Ein fedriges, netzartiges Blatt wölbt sich an der Wand, kleine spitze Bäumchen wachsen robust aus dem Boden. Indes verzichtet Anna Ottmann als Aktzeichnerin auf Vollständigkeit und belässt bei einer mit wenigen Strichen und Pinselaufträgen konturierten Körperlichkeit.
Im zweiten Raum der Galerie gehen die kleinen, erzählerischen Ar- von Rainer Kaiser einen Dialog mit dem meditativen Farbspektrum von Bernadette Jiyong Frank ein. Beiden gemeinsam ist mystische Transparenz und Tiefe, hier präzise Schicht für Schicht lasiert, dort mit Wachsauftrag die erste Zeichenebene halb verbergend. Wie anders wirken daneben die mit reinen Pigmenten kolorierten Sandsteine von Beate Berndt. Die pure Natur wirkt in beiderlei Materialien, dabei wird zugleich der gestaltende Geist spürbar – in den Fugen und Rillen, die der Steinmetz eingegraben hat, und in den sorgfältig aufgeriebenen verschiedenen Farben.
Räume aus Licht baut malerisch Celia Mendoza auf. Sie gestaltet eigentlich große, oft leuchtende Glasfenster für Kirchen, doch auch auf der Leinwand wirken ihre Farbfelbeiten der, mal mit kräftigen Farbtönen, mal fast körperlos-milchig Ton in Ton bestechend. Ihrer Mystik antworten Simone Distlers energische Kompositionen voller Dynamik, die trotzdem aber auch eigentümliche Ruhe ausstrahlen.
Im Hintergrund ihrer Ausstellungen hat die Galeristin Beate Berndt anhaltende geschäftliche Beziehungen zu ihren Künstlern aufgebaut und vermittelt ihre Arbeiten einem ebenso treuen wie solventen Freundesund Kundenkreis. „Der Verkauf entwickelt sich nach und nach – auch über Augsburg hinaus in den Münchner Raum“, erzählt sie.
Bis 28. Januar, geöffnet Do., Fr., 16– 19 Uhr, Sa. 11–14 Uhr und nach Verein barung, Tel. 0821/51 92 69. Im Internet unter www.galerie augsburg.com