Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Heizen und dabei Strom erzeugen
Energie Mini-kraftwerke für den Keller schonen die Umwelt und können auch für Privatleute interessant sein. Jetzt haben sich Förderregeln geändert
Berlin Strom und Wärme selbst gemacht, dazu klimafreundlich und auch noch staatlich bezuschusst. Mini-kraftwerke für den Keller daheim können für Hausbesitzer und Mietergemeinschaften attraktiv sein. Zuletzt schwächte sich die Nachfrage aber ab, etliche Regeln zur Förderung der sogenannten Kraft-wärme-kopplung, kurz KWK, wurden angepasst. Ein Überblick, für wen sich die Technik trotzdem rentieren kann.
Was ist eigentlich Kraft-wärmekopplung, und wie funktioniert sie?
Die Energie eines Brennstoffs wie Öl, Gas oder Holzpellets kann man doppelt nutzen – zur Gewinnung von Elektrizität und zum Betrieb der Heizung. Denn auch der überschüssige heiße Dampf, der nicht für die Bewegung einer Turbine und danach für den Betrieb eines Stromgenerators nötig ist, kann weiterverwendet werden, anstatt als Abwärme zu verpuffen. Die anfallende Wärme fließt bei Kraft-wärme-anlagen zum Beispiel in einen Wärmespeicher oder in ein Wärmenetz. Das parallele Erzeugen von Strom und Wärme macht die Technik effizient. Ihr Wirkungsgrad – also das Maß, mit dem die Anlage die zugeführte Energie nutzt – liegt bei bis zu 90 Prozent, normale Kraftwerke bleiben oft unter 50 Prozent.
Wie können private Verbraucher Mini-kraftwerke damit nutzen?
Neben der Industrie sind Mini- oder Mikro-blockheizkraftwerke auch für Bewohner von Ein- oder Mehrfamilienhäusern interessant. Hier geht es um Kleinanlagen mit einer elektrischen Leistung von bis zu 50 Kilowatt. Etwas größere Blockheizkraftwerke können Gewerbegebäude, Schwimmbäder oder Siedlungen über ein Nahwärmenetz beliefern. Als innovativer Ansatz gilt die Möglichkeit, eine Selbstversorgung an Strom zu erreichen: Diese dezentrale Lösung kann das Energienetz stabilisieren.
Kann sich die Technik denn durchsetzen?
Die Hoffnungen waren groß – aber nach Angaben des Bundesverbands Kraft-wärme-kopplung wurden sie aber in den vergangenen Jahren gedämpft. Der Zubau sank zuletzt. Zulassungen und Nachrüstungen für kleine Anlagen mit zwei bis zehn Kilowatt Leistung gingen von 2649 Stück im Jahr 2014 auf vorläufig 739 im Jahr 2016 zurück. Bei noch kleineren Anlagen mit weniger als zwei Kilowatt sank die Zahl von 2026 Systemen im Jahr 2013 auf 313 im Jahr 2016. Dabei hatte es einst viele Initiativen gegeben. So hatten Volkswagen und der Ökostrom-anbieter Lichtblick 2010 eine Kooperation für den Bau und Vertrieb von „Zuhause-kraftwerken“mit Gasmotoren gestartet. Diese lief im Frühjahr 2014 nach Differenzen zwischen den Partnern aus.
Warum ist das Interesse abgeflaut?
Folgt man der Einschätzung des Verbands, ist die Politik nicht ganz unschuldig: „Ständige Novellierungen, Gesetzesänderungen und Diskussionen schrecken Investoren und private Interessenten ab.“Ein weiterer Grund: Investitionen in sparsame Heiztechnik seien wegen der geringen Ölpreise für Verbraucher nicht mehr so dringend gewesen.
Wie fördert der Staat die Anlagen?
Einerseits gibt es günstige Kredite und Zuschüsse für die Anlagen selbst. Andererseits erhalten Erzeuger von Kwk-strom Vergütungen für die Einspeisung – ähnlich wie bei Ökostrom nach dem Erneuerbareenergien-gesetz. Hinzu kommt ein gesonderter Kwk-zuschlag – und eine Sondervergütung für eingesparte Netzkosten, wenn der Strom vom Anlagenbetreiber selbst verbraucht wird.
Was hat sich im Vergleich zu den früheren Regeln geändert?
Betreiber größerer Ökostromanlagen erhalten seit dem Jahreswechsel keine pauschalen Einspeisevergütungen mehr, sondern müssen bei neuen Projekten an Ausschreibungen teilnehmen. Beim Kwk-strom gibt es nun eine Parallele: Im Dezember beschloss der Bundestag, dass Vorhaben für größere Anlagen öffentlich ausgeschrieben werden. Bei kleinen, privaten Kraftwerken wurde dagegen die maximale Förderdauer auf bis zu 60000 Betriebsstunden verlängert. Während der Kwk-zuschlag bei Anlagen bis 50 Kilowatt für ins Netz eingespeisten Strom wuchs, bekommen Selbstverbraucher nun etwas weniger. Lichtblick 2010 sieht die Reformen dennoch positiv: „Sie bedeuten mehr Markt und bieten eine Chance, den Energiewende-beitrag zu verbessern.“