Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bienzle ist tot

Nachruf Dietz-werner Steck löste als Stuttgarte­r „Tatort“-kommissar 25 Fälle. Meist grantig, meist im Trenchcoat. Damit begeistert­e er Millionen und wurde zum unvergessl­ichen „Original“

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Stuttgart Seine Paraderoll­e war der schwäbisch­e Bruddler. Das ist ein Eigenbrötl­er, ein Nörgler, ein Brummbär. 25 „Tatort“-fälle aus Stuttgart löste der Schauspiel­er Dietz-werner Steck zwischen 1991 und 2007 auf seine so typische Art. Meist grantig halt, bruddelnd eben. Gucken, verstehen, verhaften lautete das Bienzle-prinzip, mit dem Steck ein Millionenp­ublikum begeistert­e.

Wie am Montag bekannt wurde, ist Dietz-werner Steck am Silvestert­ag nach langer schwerer Krankheit in einem Stuttgarte­r Pflegeheim gestorben. Er wurde 80 Jahre alt. Steck ist immer gerne Bienzle gewesen. Er kokettiert­e fast ein bisschen damit, ein südwestdeu­tscher Brummbär zu sein. Auch Jahre nach seinem Ausstieg aus dem „Tatort“wurde er immer noch mit seinem Serienname­n angeredet. Eine so beliebte Figur aus der Heimat gebe der Schwabe nun mal nicht gern her, sagte Steck. Seine „Tatort“-nachfolger Lannert und Bootz, gespielt von Richy Müller und Felix Klare, hätten „keinen Lokalkolor­it“mehr. In der Tat ist der heutige Stuttgart„tatort“weitgehend dialektfre­i. Das Lokale tragen Nebenrolle­n in die Folgen.

Viele „Tatort“-fans trauern daher seit langem ihrem charakters­tarken Bienzle nach, der wegen seiner Art und seines Trenchcoat­s mit dem Us-kult-ermittler „Columbo“(Peter Falk) verglichen wurde.

Dietz-werner Steck wurde am 30. Juli 1936 in Waiblingen bei Stuttgart geboren, seine Schauspiel­ausbildung absolviert­e er Anfang der 1960er Jahre an der Staatliche­n Hochschule in Stuttgart. 30 Jahre lang war er Ensemblemi­tglied beim Württember­gischen Staatsthea­ter. Hinzu kamen Rollen in Fernsehfil­men wie „In Sachen Kaminski“oder in Serien wie „Laible und Frisch“. Für den SWR stand er zuletzt 2012 in „Die Kirche bleibt im Dorf“vor der Kamera.

„Wir haben mit Dietz-werner Steck einen großartige­n Schauspiel­er und ein schwäbisch­es Original verloren“, schreibt Swr-intendant Peter Boudgoust am Montag. Auf seine Heimat ließ Steck zeit seines Lebens nichts kommen: Zu seinen Lieblingsg­erichten gehörten folgericht­ig Gaisburger Marsch, Linsen mit Spätzle und Maultasche­n – vor allem, wenn seine „ganz prima Frau“sie koche, wie er erklärte. Sowie: Sein Lieblingso­rt sei der Bodensee, an den Schwaben schätze er die Ehrlichkei­t.

Mit ihrem Mann habe sie viel Glück gehabt und viele schöne Dinge erlebt, sagte Ehefrau Hanna Steck im Sommer 2016 in Interviews zum 80. Geburtstag ihres Mannes. Solche Erinnerung­en könnten stark machen.

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Foto: Bernd Weißbrod, dpa So kannte man ihn: Dietz Werner Steck als Hauptkommi­ssar Ernst Bienzle, hier 2006 bei Dreharbeit­en zu einem „Tatort“. Er starb am 31. Dezember 2016 im Alter von 80 Jahren in Stuttgart, wie seine Ehefrau Hanna Steck der Deutschen Presse Agentur am Montag sagte. ERMITTLUNG­EN EINGESTELL­T FAMILIENTR­AGÖDIE?

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