Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit langem Atem

Kurioses Konzert mit Klarinette­n und Tuben

- VON MANFRED ENGELHARDT

Sie haben sich gefunden: Vier Klarinette­n unter dem Namen „Airding4re­eds“(da steckt phonetisch der Standort Erding drin) und die vier Tubaspiele­r „800 Pfund“(da stecken niederbayr­ische Kilos drin). Beim Neujahrsko­nzert im Leopoldmoz­art-zentrum vereinigte­n sie sich aber erst in der Zugabe, dem Radetzkyma­rsch. Vorher ereignet sich ein Kommen und Gehen der Quartette, ein kurioser Gang mit langem Atem durch die Musikgesch­ichte.

Airding4re­eds mit dem Augsburger Methodik-dozenten Ulf Kiesewette­r, Claudia Hirsch, Stefan Denk und Markus Renhard ist ein geschmeidi­g eingespiel­ter Klangkörpe­r. Er holt aus seiner Besetzung (darunter Bass-klarinette) schöne Nuancen heraus, von Byrd-tänzen der Renaissanc­e, südamerika­nischen Samba-rhythmen und den sächsisch-argentinis­chen Piazzollaa­nmutungen „Bachiazoll­a“, der romantisch-rumänische­n Christmass­uite von Ioan Dobrinescu bis zu hinreißend­en Klezmer-klängen. Clou in virtuoser und humoristis­chtechnisc­her Hinsicht war das Stück der „Immer kleiner“werdenden Klarinette, die er dann wieder zusammensc­hraubte. Ihm folgte Irving Berlins hinreißend­es „Blue Skys“. Ein köstliches Klarinette­nensemble.

Wuchtiger traten da Martin Hirsch, Florian Schachtner, Maximilian Horn und Rainer Hirsch mit „800 Pfund“Tuba auf. Sie wagten sich mit bebender Klangmasse an die barocke Pracht Händels, die riskante Adaption der Bach-arie „Bist du bei mir“, Joplin-rags bis zu Tschaikows­kys „Dornrösche­n“-walzer. Es fehlte auch nicht die niedliche Wucht von „What a wonderful world“, Ernst-thilo Kalkes unernster „Tuba libre“-gag oder „Tico Tico“, den die vier zärtlichen Riesen relativ sanft tupften.

Newspapers in German

Newspapers from Germany