Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Dieser Januar bleibt meist weiß
Wetter Nachdem der Dezember außergewöhnlich trocken war, rechnet der Neusässer Meteorologe Klaus Hager jetzt mit einem „normalen Winter“– mit viel Auf und Ab. Und mit einigen weiteren Eisnächten. Was kommt dann?
Region Was der Dezember an Niederschlag vorenthalten hat, das holt der Januar jetzt mit Schnee und Regen nach. Auf diesen Nenner bringt es Klaus Hager. Der Meteorologe aus Neusäß macht sich seinen eigenen Reim aus den derzeit noch etwas widersprüchlichen Berechnungen der großen Wetterdienste in den USA, England und Deutschland. Dabei greift Hager auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Wetterchef der Bundeswehr am Lechfeld und auf seine Arbeit mit Studenten an der Uni Augsburg zurück.
Hager erwartet vom Januar das Gegenteil des Dezemberwetters. Das habe in der Region Augsburg mit fünf bis sieben Liter Niederschlag pro Quadratmeter nur zehn Prozent des langjährigen Mittels gebracht. So trocken war es schon lange nicht mehr. Im Januar könnten es dagegen nun durchaus 60 Liter pro Quadratmeter werden.
Ob die Nässe am Boden als Schnee oder Regen ankommt, hängt von der Meereshöhe des jeweiligen Ortes ab. Für Schnee spricht: Der Januar werde im Durchschnitt auch noch recht kalt. Liege das langjährige Mittel in der Region bei minus 0,5 bis minus 0,2 Grad, erwartet Hager in diesem Jahr minus ein bis minus 1,5 Grad. Dabei widerspreche dieser statistische Mittelwert von Tagen und Nächten keineswegs seiner Erwartung, dass es noch einigen weitere eiskalte Nächten mit gar minus zehn Grad geben werde. Dazwischen könne es dann wieder wärmer werden. Das bedeutet für den Meteorologen: „Wir bekommen vermutlich einen für unseren Raum normalen Winter mit viel Auf und Ab.“
Ob der Januar ein weißer Monat oder nur schmuddelig kalt wird, entscheide sich also an der Grenze von etwa 500 Metern Höhe. Höher werde Schnee liegen bleiben, darunter wird es zumindest nass sein, so Klaus Hager.
Und der Februar? Da die Ergebnisse der Großrechenmodelle von Kollegen in den USA, England und Deutschland noch weit auseinandergehen, ist Hager mit Trendangaben sehr vorsichtig. Alle hätten derzeit die großen Kältepole bei Sibirien und Nordamerika im Blick, so der Neusässer Wetterexperte. Bei
ähnlichen Ausgangslagen sei es in der Vergangenheit im europäischen Teil der Wetterküche nicht so kalt geworden. Das könnte auf normale Wintertemperaturen Anfang Februar hinweisen, schließe aber nochmals Tage mit extremer Kälte in der zweiten Februarhälfte nicht aus. Wenn sich seine Erwartungen an einen „normalen Winter“erfüllen, so Hager, werden zunehmende Frühlingswärme aus dem Südwesten sowie täglich zunehmende Sonnenstunden ab Mitte März die Winterkälte vertreiben. Zu dieser für unseren Raum typische Wetterentwicklung könnten allerdings Anfang April durchaus noch einzelne Tage mit Schnee gehören. Die Trefferquote von Hagers Vorhersagen ist übrigens nicht schlecht. So hatte er frühzeitig den außerordentlichen Hitze-august 2015 angekündigt und im Vorjahr ein unspektakuläres Sommerwetter.
2016 fehlten zwischen Frühjahr und dem Herbst im Gegensatz zum Jahr davor tatsächlich stabile Großwetterlagen mit konstantem Wettergeschehen über viele Tage hinweg.
Was vielen Menschen im Nachhinein dennoch auch den Sommer 2016 besonders schön in Erinnerung bleiben lässt, war der ungewöhnlich schöne September. Den hatte Hager allerdings nicht vorhergesagt.
Das wurmt ihn aber wenig: Der September gehöre ja meteorologisch betrachtet nicht mehr zum Sommer, sondern schon zum Herbst. Und danach hatten wir ihn nicht gefragt ... Doch Klaus Hager lacht dabei: Auch auf ihn wirkt das Wettergeschehen im Detail immer wieder spannend und überraschungsreich.