Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So trotzt Augsburg dem Winter

Wetter Schnee, Kälte und vereiste Straßen: Wie die Stadtwerke ihre Fahrzeuge im Takt halten, warum sich der Handel freut und wo Sportler jetzt die Langlaufsk­ier anschnalle­n können

- VON MICHAEL HÖRMANN

Schnee in Augsburg: Er kam zum Jahreswech­sel – mit kleiner Verspätung: Seit 2. Januar hat der Winter die Stadt mehr oder weniger im Griff. Verkehrsbe­hinderunge­n sind an der Tagesordnu­ng. Auch wenn Augsburg bislang vom Blitzeis verschont blieb, kam der eine oder andere Passant zu Sturz. Weil es draußen kalt ist, erwärmt dies eine Branche. Eine Zwischenbi­lanz.

Unfälle Eine exakte Zahl, wie viele Unfälle im Stadtgebie­t auf den Winter zurückzufü­hren sind, hat die Polizei nicht. Es sind in der Summe bislang 165 aufgenomme­ne Unfälle.

Nahverkehr Bislang sei es nur zu wenigen Behinderun­gen aufgrund der winterlich­en Verhältnis­se gekommen, sagt Stefanie Rohde von den Stadtwerke­n: „Dies betraf weniger die Fahrzeuge, sondern eher die Strecken.“Problem: Teils sei zu nah an Gleisen geparkt worden, weil Schienen und Fahrbahnma­rkierungen im Schnee schwer erkennbar sind. Von Vorteil seien, sagt Rohde, die baulich abgetrennt­en Gleiskörpe­r: „Hier kommen solche Behinderun­gen nicht vor.“Die Stadtwerke wissen sich zudem zu helfen: „In der Betriebspa­use verhindern wir durch zusätzlich­e Fahrten mit der Straßenbah­n, dass die Fahrleitun­g vereist.“Alles kein Vergleich zum ersten März-wochenende im Jahr 2006. Über Nacht fielen damals über 40 Zentimeter Neuschnee, der öffentlich­e Nahverkehr kam teils zum Erliegen. Tagelang kam es zu Verkehrsbe­hinderunge­n.

Busse und Straßenbah­nen Die Busse, die am nächsten Tag im Einsatz sind, stehen in Hallen im Busbetrieb­shof. Die Trams stehen ebenfalls großteils in Fahrzeugha­llen. Lediglich fünf Fahrzeuge werden im Freien abgestellt. Hier wird laut Stefanie Rohde darauf geachtet, dass nur der Fahrzeugty­p außen abgestellt werde, der über eine Standheizu­ng verfüge: „Hierdurch war bisher ein Freikratze­n der Fahrzeugsc­heiben nicht erforderli­ch.“

Städtische­r Winterdien­st 173 Mitarbeite­r sind beim städtische­n Räum- und Streudiens­t im Einsatz. Rad- und Gehwege sind gut geräumt – auch an den beliebten Ausflugsst­recken von Lech und Wertach. Wer sucht, wird fündig: Es gibt einzelne Fußwege, die ausgespart bleiben: Beispiel am Proviantba­ch.

Wasserrohr­brüche Auch wenn es in den Nächten teils bitterkalt gewesen ist, seien Wasserrohr­brüche zum jetzigen Zeitpunkt eher untypisch, sagt Thomas Hosemann von den Stadtwerke­n. „Dies ist eher der Fall, wenn es nach einer Frostperio­de beginnt zu tauen.“

Klinikum Das Patientena­ufkommen in der Notaufnahm­e des Klinikums Augsburg wurde durch die wenigen Wintertage nicht maßgeblich beeinfluss­t. Dies teilt der Chefarzt der Notaufnahm­e, Dr. Markus Wehler, mit. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die niedrigen Temperatur­en nicht mit aufkommend­em Blitzeis einherging­en. Schnee allein erhöhe die Zahl der Stürze nicht wesentlich. Das mag in Nord- und Ostdeutsch­land anders sein, da diese Regionen mit Glatteis zu kämpfen hatten. „Deshalb mussten wir auch keinen Tag als Unfallschw­erpunkt verzeichne­n“, so Wehler.

Handel Wolfgang Puff, Spitzenver­treter des schwäbisch­en Einzelhand­elsverband­s, ist zunächst erst einmal froh, dass der Winter da ist: „Wir hätten ihn gerne rechtzeiti­g im Dezember zu spüren bekommen, da hätten gerade die Branchen Textil, Oberbeklei­dung, Schuhe, Sportbekle­idung erheblich davon profitiere­n können.“Aber besser spät als nie, heißt es im Handel. Puff sagt: „Wir merken eine zunehmende Nachfrage nach Winterware und -accessoire­s, Kälte und Schnee machen Lust auf Winterspor­t.“Zudem sei Augsburg auf allen Verkehrswe­gen gut erreichbar. „Solange Blitzeis keinen Strich durch die Rechnung macht, darf sich der Winter gerne von seiner guten Seite zeigen.“

Arbeitsrec­ht Auch bei Eis und Schnee gilt, Arbeitnehm­er müssen pünktlich am Arbeitspla­tz erscheinen. Darauf weist Anita Christl, Arbeitsrec­htsexperti­n der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK), hin: „Wichtig ist, früher loszufahre­n, um pünktlich am Arbeitspla­tz zu erscheinen.“In der Praxis würden Arbeitgebe­r bei einmaligem Zuspätkomm­en wohl keine arbeitsrec­htlichen Schritte unternehme­n. Anita Christl: „Mehrmalige­s Zuspätkomm­en kann jedoch Grund für eine Abmahnung sein.“

Freizeit Auch nach Ende der Ferien bleibt an den Rodelberge­n in der Stadt und im Umland die Möglichkei­t zum Schlittenf­ahren. Die Loipen für Langläufer sind von der Stadt Augsburg frisch gespurt: auf den Golfplätze­n in Leitershof­en und Burgwalden, auf der Sportanlag­e Süd und am Lechdamm (Hochablass). Nähere Informatio­nen dazu gibt es unter Tel. 0821/3249779. Der Winter lädt außerdem zu Spaziergän­gen ein, Ausflügler sind immer unterwegs. Manche in ungewöhnli­cher Begleitung: Am Sonntag kamen zwei Gäste der Kulperhütt­e an der Wertach hoch zu Ross.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Winter hat Einzug gehalten in Augsburg. Die Autofahrer haben bislang die winterlich­en Straßenver­hältnisse gut im Blick. Sie stellen sich auf die Wetterbedi­ngungen ein. Das Bild entstand in der Ilsungstra­ße nahe der Sportanlag­e Süd.
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Fotos: Anne Wall, Michael Hörmann Die Straßenbah­n kommt: Auch bei winterlich­en Verhältnis­sen – wie hier in Lechhau sen – wird der Fahrplan großteils eingehalte­n.
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Foto: Michael Hörmann Es gibt sie Gehwege. noch: die nicht geräumten

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