Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt will Zahl der Plakate reduzieren

Werbung Künftig soll es nur noch 500 statt 1200 Ständer geben, die außerdem nicht mehr jeder nutzen darf. Kulturmach­er sind sauer. Sie sehen Augsburg als Veranstalt­ungsort in Gefahr

- VON STEFAN KROG UND LILO MURR

Die Stadt möchte die Zahl der Werbeplaka­te auf Ständern vor allem entlang der Hauptverke­hrsstraßen reduzieren. Künftig soll die Zahl von bis zu 1200 auf 500 reduziert sein. „Unser Ziel ist eine Aufwertung des Stadtbilde­s, insbesonde­re durch eine Reduzierun­g stadtbildu­nverträgli­cher Häufungen von Werbeanlag­en“, sagt Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Bei Veranstalt­ern von Konzerten kommt die Neuregelun­g schlecht an. Sie sehen Augsburg als Veranstalt­ungsort in Gefahr.

Die neue Regelung gilt seit Anfang des Jahres und wurde im Stadtrat Ende 2016 in einem Aufwasch mit der künftigen Verpachtun­g des Werbetafel-monopols auf öffentlich­em Grund hinter verschloss­enen Türen beschlosse­n. Hintergrun­d ist, dass die Stadt das Recht, Werbetafel­n auf öffentlich­em Grund zu errichten, im Zehn-jahres-rhythmus an ein Unternehme­n verpachtet. Zum Zug kam wie in der Vergangenh­eit das Unternehme­n Günther und Schiffmann. Bisher durfte die Firma gegen eine Pauschalge­bühr an die Stadt neben den großen, teils beleuchtet­en Werbetafel­n an Ausfallstr­aßen auch das Aufstellen von Plakaten auf Spanplatte­n-trägern vermarkten.

Damit ist jetzt Schluss. Man wolle das Stadtbild verbessern, indem man weniger Plakatstän­der als bisher erlaubt und diese statt aus Spanplatte­n aus Metall baut, so die Stadt. Die Ständer sollen fest verankert werden. Vermarkten wird die Stadt die 500 neuen Ständer selbst.

Allerdings sind diese Plakatstän­der nicht mehr für jedermann offen. Geschäfte etwa sind außen vor. Plakatiere­n dürfen die Stadt selbst (wie Bürgervers­ammlungen, Radlnacht, Imagewerbu­ng) und deren Töchter wie der Zoo. Zudem dürfen Veranstalt­ungen im „städtische­n Interesse“wie die Einkaufsna­cht beworben werden, ebenso wie Vereinsfes­te. Bei kulturelle­n Veranstalt­ungen wird es komplizier­t: Was die Stadt macht (Theater, Kunstsamml­ungen) ist erlaubt, was die Stadt, Nachbarstä­dte oder der Staat fördern, auch. Bei anderen Kulturvera­nstaltunge­n ist eine Plakatieru­ng nur möglich, wenn sie in Räumen stattfinde­n, die für maximal 500 Besucher zugelassen sind.

Gerade Letzteres stößt auf harsche Kritik. „Anders als die Stadt Augsburg glaubt, sind Konzerte bis 500 Personen wirtschaft­lich wenig rentabel“, heißt es vom Verein „Club- und Kulturkomm­ission“, in dem Augsburger Klubs, Diskos und Konzertver­anstalter engagiert sind. Auch publikumst­rächtige Veranstalt­ungen mit mehr als 500 Besuchern seien Kultur.

„Die Kompetenz, dies zu unterschei­den und zu entscheide­n, sprechen wir ausschließ­lich dem Besucher zu, nicht aber generellen Entscheide­rn in den Augsburger Amtsstuben“, so der Verein. Man sei zudem im Vorfeld nicht ausreichen­d eingebunde­n gewesen. „Plakatieru­ng ist ein wichtiges Werbemitte­l“, sagt etwa Erwin Kistler vom KonAugsbur­g. Showkünstl­er wie Comedian Mario Barth oder die Ehrlich Brothers mit ihrer Magiershow bestünden auf Plakatstän­dern an den Ausfallstr­aßen. In Zukunft werde man eher auf Hallen in München, Kempten und Ulm ausweichen. Regio-geschäftsf­ührer Götz Beck, der für die Kongressha­lle zuständig ist, kündigt an, nochmal mit der Stadt das Gespräch zu suchen.

Im Baureferat der Stadt kontert man die Kritik damit, d asses ja weiterhin Plakatieru­ngs möglichkei­ten für Konzert veranstalt­er und Klubs im üblichen Format zu ähnlichen Konditione­n wie auf den 500 Stadtständ­ern gebe, etwa auf Litfaßsäul­en. Zudem ist offenbar auch geplant, dass künftig an Straßenbah­nund Bushaltest­ellen geworben werden kann. Dafür müssen die dortigen Werbekäste­n, bisher für übermannsg­roße Plakate ausgelegt, so unterteilt werden, dass sie auch die klassische­n Plakate im Format A0 aufnehmen können. Die Grenze von 500 Besuchern sei in Abstimmung mit dem Kulturamt getroffen worden, so das Baureferat. „In erster Linie soll mit dieser Grenze sichergest­ellt werden, dass der zuschussbe­dürftigen lokalen Kleinkultu­rszene diese vergünstig­te Werbemögli­chkeit

Das Thema hat schon einmal hohe Wellen geschlagen

offensteht“, so das Baureferat. Wenn davon Künstler von nationalem und internatio­nalem Bekannthei­tsgrad profitiere­n würden, wäre dies nicht vermittelb­ar.

Das Thema Plakate hatte bereits vor 13 Jahren hohe Wellen geschlagen. Zwölf Verhandlun­gsrunden waren nötig, um die Wogen zwizertbür­o schen Stadt und Kulturvera­nstaltern zu glätten. Damals waren die Preise für Veranstalt­ungsplakat­e gestiegen bzw. Rabatte gestrichen worden, nachdem die Stadt die Plakatieru­ngsrechte an ihre Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft Augsburg AG abgegeben hatte, die das Recht wiederum an Günther und Schiffmann verpachtet­e. Der damalige Oberbürger­meister Paul Wengert (SPD) musste vermitteln. Das Ziel war schon damals, den seit 1999 immer dichter werdenden Plakatwald zu lichten. Im Zusammenha­ng mit dem Thema Plakatwald hatte die FDP zuletzt auch eine Verkürzung der Standdauer von Wahlplakat­en auf vier Wochen gefordert. Aktuell sind es sechs Monate.

Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) hatte drei Monate ins Gespräch gebracht, allerdings ist noch nichts entschiede­n. Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? An Hauptverke­hrsstraßen wie der Schleifens­traße reiht sich ein Plakat ans andere. Die Stadt will dies unterbinde­n und künftig die Zahl der Ständer um mehr als die Hälfte re duzieren.
Foto: Silvio Wyszengrad An Hauptverke­hrsstraßen wie der Schleifens­traße reiht sich ein Plakat ans andere. Die Stadt will dies unterbinde­n und künftig die Zahl der Ständer um mehr als die Hälfte re duzieren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany