Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stadt will Zahl der Plakate reduzieren
Werbung Künftig soll es nur noch 500 statt 1200 Ständer geben, die außerdem nicht mehr jeder nutzen darf. Kulturmacher sind sauer. Sie sehen Augsburg als Veranstaltungsort in Gefahr
Die Stadt möchte die Zahl der Werbeplakate auf Ständern vor allem entlang der Hauptverkehrsstraßen reduzieren. Künftig soll die Zahl von bis zu 1200 auf 500 reduziert sein. „Unser Ziel ist eine Aufwertung des Stadtbildes, insbesondere durch eine Reduzierung stadtbildunverträglicher Häufungen von Werbeanlagen“, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU). Bei Veranstaltern von Konzerten kommt die Neuregelung schlecht an. Sie sehen Augsburg als Veranstaltungsort in Gefahr.
Die neue Regelung gilt seit Anfang des Jahres und wurde im Stadtrat Ende 2016 in einem Aufwasch mit der künftigen Verpachtung des Werbetafel-monopols auf öffentlichem Grund hinter verschlossenen Türen beschlossen. Hintergrund ist, dass die Stadt das Recht, Werbetafeln auf öffentlichem Grund zu errichten, im Zehn-jahres-rhythmus an ein Unternehmen verpachtet. Zum Zug kam wie in der Vergangenheit das Unternehmen Günther und Schiffmann. Bisher durfte die Firma gegen eine Pauschalgebühr an die Stadt neben den großen, teils beleuchteten Werbetafeln an Ausfallstraßen auch das Aufstellen von Plakaten auf Spanplatten-trägern vermarkten.
Damit ist jetzt Schluss. Man wolle das Stadtbild verbessern, indem man weniger Plakatständer als bisher erlaubt und diese statt aus Spanplatten aus Metall baut, so die Stadt. Die Ständer sollen fest verankert werden. Vermarkten wird die Stadt die 500 neuen Ständer selbst.
Allerdings sind diese Plakatständer nicht mehr für jedermann offen. Geschäfte etwa sind außen vor. Plakatieren dürfen die Stadt selbst (wie Bürgerversammlungen, Radlnacht, Imagewerbung) und deren Töchter wie der Zoo. Zudem dürfen Veranstaltungen im „städtischen Interesse“wie die Einkaufsnacht beworben werden, ebenso wie Vereinsfeste. Bei kulturellen Veranstaltungen wird es kompliziert: Was die Stadt macht (Theater, Kunstsammlungen) ist erlaubt, was die Stadt, Nachbarstädte oder der Staat fördern, auch. Bei anderen Kulturveranstaltungen ist eine Plakatierung nur möglich, wenn sie in Räumen stattfinden, die für maximal 500 Besucher zugelassen sind.
Gerade Letzteres stößt auf harsche Kritik. „Anders als die Stadt Augsburg glaubt, sind Konzerte bis 500 Personen wirtschaftlich wenig rentabel“, heißt es vom Verein „Club- und Kulturkommission“, in dem Augsburger Klubs, Diskos und Konzertveranstalter engagiert sind. Auch publikumsträchtige Veranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern seien Kultur.
„Die Kompetenz, dies zu unterscheiden und zu entscheiden, sprechen wir ausschließlich dem Besucher zu, nicht aber generellen Entscheidern in den Augsburger Amtsstuben“, so der Verein. Man sei zudem im Vorfeld nicht ausreichend eingebunden gewesen. „Plakatierung ist ein wichtiges Werbemittel“, sagt etwa Erwin Kistler vom KonAugsburg. Showkünstler wie Comedian Mario Barth oder die Ehrlich Brothers mit ihrer Magiershow bestünden auf Plakatständern an den Ausfallstraßen. In Zukunft werde man eher auf Hallen in München, Kempten und Ulm ausweichen. Regio-geschäftsführer Götz Beck, der für die Kongresshalle zuständig ist, kündigt an, nochmal mit der Stadt das Gespräch zu suchen.
Im Baureferat der Stadt kontert man die Kritik damit, d asses ja weiterhin Plakatierungs möglichkeiten für Konzert veranstalter und Klubs im üblichen Format zu ähnlichen Konditionen wie auf den 500 Stadtständern gebe, etwa auf Litfaßsäulen. Zudem ist offenbar auch geplant, dass künftig an Straßenbahnund Bushaltestellen geworben werden kann. Dafür müssen die dortigen Werbekästen, bisher für übermannsgroße Plakate ausgelegt, so unterteilt werden, dass sie auch die klassischen Plakate im Format A0 aufnehmen können. Die Grenze von 500 Besuchern sei in Abstimmung mit dem Kulturamt getroffen worden, so das Baureferat. „In erster Linie soll mit dieser Grenze sichergestellt werden, dass der zuschussbedürftigen lokalen Kleinkulturszene diese vergünstigte Werbemöglichkeit
Das Thema hat schon einmal hohe Wellen geschlagen
offensteht“, so das Baureferat. Wenn davon Künstler von nationalem und internationalem Bekanntheitsgrad profitieren würden, wäre dies nicht vermittelbar.
Das Thema Plakate hatte bereits vor 13 Jahren hohe Wellen geschlagen. Zwölf Verhandlungsrunden waren nötig, um die Wogen zwizertbüro schen Stadt und Kulturveranstaltern zu glätten. Damals waren die Preise für Veranstaltungsplakate gestiegen bzw. Rabatte gestrichen worden, nachdem die Stadt die Plakatierungsrechte an ihre Wirtschaftsförderungsgesellschaft Augsburg AG abgegeben hatte, die das Recht wiederum an Günther und Schiffmann verpachtete. Der damalige Oberbürgermeister Paul Wengert (SPD) musste vermitteln. Das Ziel war schon damals, den seit 1999 immer dichter werdenden Plakatwald zu lichten. Im Zusammenhang mit dem Thema Plakatwald hatte die FDP zuletzt auch eine Verkürzung der Standdauer von Wahlplakaten auf vier Wochen gefordert. Aktuell sind es sechs Monate.
Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) hatte drei Monate ins Gespräch gebracht, allerdings ist noch nichts entschieden. Kommentar