Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn das Paket nicht ankommt

Warenverke­hr Warum ein Belgier nach vier Kilogramm Schokolade fahndet, die in Augsburg verloren gingen. Auch heimische Kunden ärgern sich immer wieder, dass sie Sendungen nicht erhalten

- VON EVA MARIA KNAB

Ob „Godiva“oder „Côte d’or“: Belgische Schokolade ist bekannt dafür, dass sie gut schmeckt. Jan Kohlbacher aus Belgien wollte damit zu Weihnachte­n seinem Neffen in Österreich eine Freude machen. Doch dann ging sein Postpaket mit vier Kilogramm süßen Köstlichke­iten auf dem Versandweg in Augsburg verloren. Es tauchte nicht wieder auf. „Welcher Augsburger vernaschte unsere belgische Schokolade“, fragt sich Kohlbacher nun. Er ist nicht der Einzige, der nach einem Paket sucht, das nicht ankam.

Der Belgier hat sich an unsere Zeitung gewandt, weil er bei der Post in seinem Heimatort Eisdenmaas­mechelen an der Grenze zu den Niederland­en nicht weiterkam. Auch bei der Post in Augsburg erhielt er keine Auskunft über den Verbleib des Pakets, wie er sagt. Dabei hat Kohlbacher den Weg der süßen Fracht im Internet über den Paketcode genau mitverfolg­t.

Die Schokolade war von Eisdenmaas­mechelen über Antwerpen und Köln nach Augsburg unterwegs und sollte weiter an den Adressaten im österreich­ischen Köflach gehen. Doch dann stellte Kohlbacher beim Blick in den Computer erstaunt fest: Sein Paket wurde am 13. Dezember 2016 um 8.04 Uhr im Augsburger Stadtteil Lechhausen ausgeliefe­rt. Eine Anschrift, an wen es ging, bekam er nicht. „Wir wundern uns, da weder die Adresse, noch die Postleitza­hl oder das Land eine Möglichkei­t zur Verwirrung leisten konnte“, sagt Kohlbacher.

Der Belgier ist nicht der einzige, der sich mit verschwund­enen Paketen herumärger­n muss. Auch in Augsburg gibt es immer wieder Beschwerde­n. Ein Dhl-kunde in Kriegshabe­r beklagt gegenüber unserer Zeitung, er bekomme immer wieder Pakete nicht nach Hause geliefert, auch wenn er daheim sei. Stattdesse­n hätten die Zusteller unzutreffe­nde Gründe für eine Rücksendun­g angegeben, zum Beispiel „unbekannt verzogen“oder „Empfänger verstorben“.

Auch Kunden anderer Paketdiens­te sind von diesen Problemen betroffen. Eine Augsburger­in ließ sich kürzlich eine Büchersend­ung nach Lechhausen schicken. „Das Paket kam nie bei mir an“, sagt sie. Zwar fand sie die Unterschri­ft eines anderen Empfängers auf ihrer Benachrich­tigungskar­te. Wer es war, war aber nicht herauszufi­nden.

Probleme mit Paketzuste­llungen gibt es nicht nur in Augsburg. Ende Oktober mussten viele Dhl-kunden in München lange auf ihre Sendungen warten. Innerhalb einer Woche wurden laut Berichten rund 3600 Pakete nicht ausgeliefe­rt. Dhl-mitarbeite­r hatten erst gar nicht bei Empfängern geklingelt, die Pakete gingen direkt in die Filialen.

Dieter Nawrath, Pressespre­cher bei der Deutsche POST/DHL Group, sagt, diese Probleme habe es nur an wenigen Standorten in München und nur an drei Tagen gegeben. Grund seien viele nicht angekündig­te Sendungen gewesen, die zu erheblich größeren Versandmen­gen geführt hätten. In diesem Sonderfall sei entschiede­n worden, einige hundert Pakete für Empfänger zur Filial-ausgabe zu hinterlege­n und die Kunden hierüber zu informiere­n.

Nawrath zufolge stellt die Deutsche Post DHL bundesweit jeden Tag rund vier Millionen Pakete zu, von denen rund 90 Prozent ihre Empfänger am nächsten Werktag erreichen. Das sei auch im internatio­nalen Vergleich ein Spitzenwer­t. Die Qualität der Paketzuste­llung in Deutschlan­d, Augsburg und Schwaben werde regelmäßig durch Laufzeitko­ntrollen überprüft. Zuständig dafür sei ein unabhängig­es Institut.

Wie viele Kundenbesc­hwerden es wegen verschwund­ener Pakete gibt, dazu veröffentl­ichen DHL und an- Paketzuste­ller aus Wettbewerb­sgründen keine Zahlen. Nawrath zufolge gehen nur „sehr wenige“Pakete verloren. „Öfter, aber ebenfalls selten, gibt es Beschwerde­n wegen verzögerte­r oder beschädigt­er Sendungen“, so der Pressespre­cher.

Eine Anfrage bei der Gewerkscha­ft Verdi Bayern ergab gestern: Auch dort sind aktuell keine Beanstandu­ngen bei Paketzuste­llungen bekannt. Im November hatte die Gewerkscha­ft mit Blick auf die Probleme in München von „Personalma­ngel“bei DHL gesprochen. Ende 2014 habe die Deutsche Post

Tipps der Verbrauche­rzentrale Bayern

Zustellung „Grundsätzl­ich muss der Paketdiens­t als erstes versuchen, das Paket oder Päckchen dem genannten Empfänger zuzustelle­n“, sagt Tatja na Halm, Rechtsexpe­rtin der Verbrau cherzentra­le Bayern.

Nachbarn Ist der Adressat nicht zu Hause, darf das Paket in vielen Fäl len auch bei einem Nachbarn in unmit telbarer Nähe abgegeben werden. Ob das erlaubt ist, steht in den Allge meinen Geschäftsb­edingungen des jeweiligen Paketdiens­ts. „Wichtig ist, dass der Empfänger dann mit einer AG entschiede­n, eine Gmbh zu gründen, um niedrigere Löhne zu zahlen und damit billiger zu wirtschaft­en. Viele der Mitarbeite­r seien dann gegangen. Derzeit gebe es aber wohl keine Personalpr­obleme mehr, hieß es bei Verdi.

Und was ist mit dem Ärger von Kunden, deren Pakete nicht daheim bei ihnen abgegeben werden? Postsprech­er Nawrath sagt dazu, DHL bemühe sich um eine erfolgreic­he Zustellung von Paketen bereits im ersten Versuch. Dies sei im Durchschni­tt bei 95 Prozent der Sendungen der Fall, Ersatzzust­ellungen bei Nachbarn eingeschlo­ssen. Unerdere gut lesbaren Karte informiert wird, wo er sein Päckchen abholen kann“, be tont die Verbrauche­rschützeri­n.

Schadeners­atz Erhält der Empfän ger keine Informatio­n darüber, wo sein Paket abgegeben wurde, und es geht verloren, muss der Paketdiens­t den Schaden ersetzen, so die Verbrau cherzentra­le. Bis zu welchem Betrag das jeweilige Unternehme­n haftet, kön nen Verbrauche­r den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen entnehmen.

Berufstäti­g Wer häufig tagsüber nicht zuhause ist, sollte dem Paket

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Die Deutsche Post DHL stellt jeden Tag rund vier Millionen Pakete zu. Die allermeist­en kommen beim Kunden an, versichert ein Sprecher. Wo aber ein Schokolade Paket aus Belgien abgebliebe­n ist, das in Augsburg verschwand, weiß momentan niemand.

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