Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trump könnte Autobauer in die Krise stürzen

Industrie Der künftige Us-präsident droht mit Strafzölle­n – und warnt besonders BMW

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Nach seinen Attacken gegen Toyota, Ford und General Motors droht der künftige Us-präsident Donald Trump auch deutschen Autobauern völlig unverhohle­n. In einem Interview mit Bild und der britischen Times kündigte er Strafzölle für BMW an, sollte der bayerische Konzern seine Pläne für ein neues Werk in Mexiko weiterverf­olgen. Das Unternehme­n will ab 2019 im mexikanisc­hen San Luis Potosí produziere­n. Trump sagte, BMW könne dort zwar „Autos für die USA bauen, aber sie werden für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen“. Lieber sollten sie in Amerika produziere­n – und damit Arbeitsplä­tze in den Vereinigte­n Staaten schaffen.

Der Autobauer gibt sich unbeeindru­ckt. Man wolle an den Plänen festhalten, heißt es von dem Unternehme­n. Auch Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, Deutschlan­d sei „nicht schwach und unterlegen“. Sollte Trump Importzöll­e einführen, dann könnte das für deutsche Autobauer dennoch schwerwieg­ende Folgen haben – denn der Us-markt ist enorm wichtig für die hiesige Autobranch­e. Die USA sind nach China der zweitgrößt­e Abnehmer deutscher Fahrzeuge. Etwa 1,3 Millionen Autos und Transporte­r wurden nach Angaben des Verbands der Automobili­ndustrie zuletzt dorthin verkauft.

Viele Unternehme­n haben ihre Produktion in den Vereinigte­n Staaten entspreche­nd ausgebaut. Auch BMW betreibt bereits ein großes Werk in den USA: In Spartanbur­g im Us-bundesstaa­t South Carolina werden Fahrzeuge der X-reihe produziert, es ist die größte Bmwfabrik der Welt.

Aber immer mehr deutsche Autobauer entdecken auch Mexiko als Produktion­sort: Volkswagen baut in Puebla den Golf und den Jetta, Audi hat erst im September ein Werk eröffnet. Die neuesten Äußerungen Trumps will man in Ingolstadt allerdings lieber nicht kommentier­en.

Insgesamt liefen in Mexiko im vergangene­n Jahr 3,5 Millionen Fahrzeuge vom Band – 80 Prozent davon gingen in den Export. Warum aber ist das Land so attraktiv für Autobauer? „Die Kostenvort­eile sind enorm“, sagt Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r. Die Löhne seien deutlich niedriger als in den USA, ebenso die Energiekos­ten. Dazu kommt die Nähe sowohl zu den Vereinigte­n Staaten als auch zu Südamerika.

Kommen die Strafzölle, dann „bricht das Geschäftsm­odell vieler Autobauer zusammen“, sagt Professor Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM). Denn um ihre Kosten zu decken, müssten die Hersteller ihre in Mexiko produziert­en Autos deutlich teurer machen. „Dann kauft sie aber kein Kunde mehr“, betont Bratzel. Für den Experten ist die Drohung Trumps deshalb eine „ganz, ganz ernste Thematik“.

Sollte Trumps Warnung wahr werden, sieht Experte Dudenhöffe­r zwei mögliche Szenarien: „Entweder“, sagt er, „man produziert dann in einer Übergangsz­eit mit Verlusten und schließt nach einiger Zeit die Mexiko-produktion oder man sucht sich andere Märkte.“Diese Märkte gebe es allerdings kaum. Dudenhöffe­r geht deshalb davon aus, dass Trump im Ernstfall mit seiner Strategie zumindest kurzfristi­g Erfolg haben und tausende Arbeitsplä­tze aus Mexiko abziehen könnte. Ein Schritt, der die Autobauer Milliarden kosten würde.

»Leitartike­l Stefan Stahl erläutert, warum sich eine Re-industrial­isierung der USA nicht erzwingen lässt. »Politik Winfried Züfle analysiert, was Donald Trump eigentlich mit seinen Drohungen erreichen will. »Wirtschaft Tobias Käufer schreibt über San Luis Potosí, die mexikanisc­he Stadt, die im Fokus von Trumps Drohungen steht.

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