Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das war der alte Trump. Und nun?

„Ich habe mein Bestes gegeben. Vielleicht war es nicht genug.“Analyse Der künftige Us-präsident gibt ein großes Interview. Was er über Deutschlan­d, die Autoindust­rie und die Nato sagt, klingt wie im Wahlkampf. Viele fürchten radikale Änderungen. Aber der

- VON WINFRIED ZÜFLE

Der CDU Politiker Günther Oettinger auf der Münchner Internet Konferenz DLD zu seiner Bilanz als EU Digitalkom­missar Augsburg Man kann Donald Trump nicht nachsagen, dass er nicht auch Charme hat. In dem großen Interview, das er der deutschen

und der britischen gegeben hat, schmiert er seiner Leserschaf­t auch Honig ums Maul: Ja, er liebe die Deutschen, schließlic­h stamme sein Vater von dort, bekundet der in die Politik gewechselt­e Immobilien­mogul. Und die Engländer mag er auch, schließlic­h sei seine Mutter Schottin gewesen und habe zeitlebens die Queen verehrt ...

Aber sonst lautet die Botschaft des 70-Jährigen, der am Freitag in sein neues Amt eingeführt wird, unmissvers­tändlich: Wer nicht in meinem Sinne spurt, der wird meine harte Hand zu spüren bekommen. Das ist ganz die Tonlage aus dem Wahlkampf. Sie hat sich nicht verändert. Bis in die Wortwahl hinein.

So erklärt Trump auch im aktuellen Interview die Nato für „obsolet“. Genau diese Vokabel hat er bereits im vergangene­n Juli im Gespräch mit der gebraucht – Monate, bevor der Exzentrike­r im November überrasche­nd die Präsidente­nwahl gewann. Doch noch immer kann er damit Verunsiche­rung auslösen. Das westliche Verteidigu­ngsbündnis habe die Äußerung „mit Besorgnis aufgenomme­n“, teilt Bundesauße­nminister Frank-walter Steinmeier gestern nach einem Treffen mit der Nato-spitze in Brüssel mit.

Worum geht es bei der Nato? In erster Linie ums Geld. Trump will nicht mehr hinnehmen, dass die USA einseitig die finanziell­e Hauptlast tragen. Washington gibt rund 3,6 Prozent der amerikanis­chen Wirtschaft­sleistung (Bruttoinla­ndsprodukt) für die Verteidigu­ng aus. Doch nur weitere vier der insgesamt 28 Nato-länder erreichen wenigstens die Marke von zwei Prozent des BIP, auf die man sich seit langem geeinigt hat (Großbritan­nien, Estland, Griechenla­nd, Polen). Deutschlan­d zum Beispiel wendet nur 1,2 Prozent für Verteidigu­ngs- auf. Die Folge: Die USA bezahlen rund 70 Prozent des Natohausha­lts, weil andere viele Milliarden zu wenig beisteuern. Das wollten schon etliche Us-präsidente­n ändern. Aber keiner hat bisher so unverblümt wie Trump mehr Geld eingeforde­rt.

Will der künftige Us-präsident nun die Nato auflösen, der er überdies zu wenig Engagement im Kampf gegen Terroriste­n anlastet? So weit geht er nicht, es bleibt bei dunklen Drohungen. Im Wahlkampf hatte er einst gesagt, die Beistandsg­arantie gelte im Falle seiner Wahl zum Präsidente­n nur noch für jene Länder, die „ihre Verpflicht­ungen uns gegenüber erfüllt haben“. Experten rechnen dennoch nicht mit radikalen Veränderun­gen. Zum einen misstrauen viele republikan­ische Politiker Russlands Präsident Wladimir Putin und halten deswegen die Nato für unverzicht­bar. Zum anderen haben Trumps Kandidaten für das Außen- und das Verteidigu­ngsministe­rium impulsive Wahlkampf-äußerungen ihres Chefs längst relativier­t.

Konkreter wird Trump mit seinen Drohungen gegenüber der Auausgaben tomobilind­ustrie, die er für die Vernichtun­g von industriel­len Arbeitsplä­tzen in den USA verantwort­lich macht. Im spricht er auch einen deutschen Hersteller an und droht ihm dieselben Sanktionen an wie Ford und anderen Us-unternehme­n: „Ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-steuer, dann können sie das vergessen.“

Doch auch damit kann er keinen allzu großen Schrecken auslösen. Zum einen fertigt BMW die für den Us-markt wichtigen sportliche­n Geländelim­ousinen ohnehin großenteil­s in den USA. Zum anderen rütteln die Münchner aber auch nicht am geplanten Werk im mexikanisc­hen San Luis Potosí. Dort sollen von 2019 an 3er-limousinen für den Weltmarkt vom Band laufen.

Zweifel, ob Trump alles wahr machen kann, was er so sagt, machen sich breit. So meint der Präsident des deutschen Verbands der Automobili­ndustrie, Matthias Wissmann, gestern listig, es müsse sich erst noch zeigen, „ob und wie“Trumps Ankündigun­gen umgesetzt werden. Mit Importsteu­ern könnten sich die USA auch „langfristi­g ins eigene Fleisch schneiden“.

Und wie wird Trumps Verhältnis zu Bundeskanz­lerin Angela Merkel aussehen? „Ich respektier­e sie, ich mag sie, aber ich kenne sie eben nicht“, sagt Trump im

„Ich respektier­e sie, ich mag sie, aber ich kenne sie eben nicht.“

über die Cdu-chefin – um ihr dann gleichzeit­ig einen „äußerst katastroph­alen Fehler“anzulasten, nämlich „all diese Illegalen ins Land zu lassen“. Diesen Vorwurf hat die Kanzlerin schon oft gehört. Sie hat dies zwar nie als Fehler eingestand­en, aber auf dem Cdu-parteitag im Dezember in Essen sagte sie: „Eine Situation wie die des Sommers 2015 kann, soll und darf sich nicht wiederhole­n.“Sich über die Bewertung der Flüchtling­skrise mit Trump zu streiten, wird sich also für niemanden lohnen.

Folglich geht die Kanzlerin, ihrer Art gemäß, ganz pragmatisc­h an die Sache heran: Sie werde „natürlich“die Zusammenar­beit suchen – „wenn er im Amt ist“, sagt sie. Merkel wartet also erst einmal ab, wie lange Trump noch im Wahlkampfm­odus bleibt. Dass sie von ihm dafür umgehend eine Nackenmass­age erhält wie einst von George W. Bush, ist nicht zu erwarten.

Trump über Angela Merkel

 ?? Foto: Evan Vucci, dpa ?? Donald Trump äußert sich kurz vor der Amtseinfüh­rung als US Präsident immer noch im Wahlkampfm­odus. Aber die Zweifel, ob er alles umsetzen kann, was er so ankündigt, wachsen.
Foto: Evan Vucci, dpa Donald Trump äußert sich kurz vor der Amtseinfüh­rung als US Präsident immer noch im Wahlkampfm­odus. Aber die Zweifel, ob er alles umsetzen kann, was er so ankündigt, wachsen.

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