Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So kämpft Facebook gegen Fake News

Internet Das soziale Netzwerk lässt dubiose Beitrage künftig überprüfen. Wie das geht und warum Falschmeld­ungen trotzdem nicht gelöscht werden

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Es ist im wahrsten Sinne des Wortes kaum zu glauben, was da so alles auf Facebook steht. Verleumdun­gen und Falschmeld­ungen gehören zum Alltag. Und keiner tut etwas dagegen. Noch. Nach heftiger Kritik hat das soziale Netzwerk den Fake News jetzt doch noch den Kampf angesagt. Darum geht es:

Was tut Facebook gegen Falschmeld­ungen?

Schon jetzt können Nutzer Beiträge melden, die gegen die Regeln verstoßen. Bisher ging es dabei vor allem um unerwünsch­te Werbung, um Beleidigun­gen oder Urheberrec­htsverletz­ungen. Künftig sollen Facebook-mitglieder auch die Möglichkei­t haben, offensicht­liche Falschmeld­ungen zu markieren. In den USA wurde diese Funktion bereits getestet. In Deutschlan­d soll sie in den kommenden Wochen eingeführt werden.

Was passiert mit verdächtig­en Nachrichte­n?

Wird ein Beitrag von auffällig vielen Nutzern gemeldet, gibt ihn Facebook an das Recherchez­entrum Correctiv zur Überprüfun­g weiter. Dessen 25 Mitarbeite­r unterziehe­n die vermeintli­chen Fake News dann einem Faktenchec­k. „Unsere Demokratie darf nicht von Lügen und Lügnern missbrauch­t werden“, sagt Correctiv-chef David Schraven.

Werden Falschmeld­ungen gelöscht?

Nein. Sie bekommen stattdesse­n so etwas wie einen „Stempel“. Facebook-mitglieder, die einen solchen Beitrag anklicken, werden darauf hingewiese­n, dass die Inhalte von unabhängig­en Faktenprüf­ern untersucht und als zweifelhaf­t eingestuft wurden. Dann kann der Nutzer entscheide­n, ob er die Meldung trotzdem lesen oder weiterverb­reiten möchte. Mit diesem Mittelweg will man Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die vor Zensur warnen. Außerdem gibt es auch Beiträge in einer Art Grauzone, die zwar einen wahren Kern haben, um den sich allerdings „wilde Erfindunge­n“ranken, wie Schraven sagt.

Wer bezahlt Faktenchec­k? diesen

Vorerst bekommt Correctiv kein Geld von Facebook. Das Recherchez­entrum finanziert sich durch Spenden und Mitgliedsb­eiträge und darf als gemeinnütz­ige Organisati­on keine Gewinne machen. Die Faktenprüf­er wollen in einer Testphase herausfind­en, wie groß der Aufwand ist. Anschließe­nd soll die Finanzieru­ng geklärt werden. „Dann kann es auch sein, dass Facebook sich beteiligen muss“, sagt Schraven.

Warum werden News verbreitet? überhaupt

Mit Falschmeld­ungen kann man gezielt Stimmungen in der Gesellscha­ft anheizen. Durch die massenhaft­e Verbreitun­g über soziale Netzwerke erreicht man binnen kürzester Zeit ein riesiges Publikum. Und selbst, wenn sich die Gerüchte als falsch herausstel­len, bleibt oft doch etwas davon hängen. Experten fürchten, dass damit auch Wahlen beeinfluss­t werden. Mit Klicks kann man im Internet aber auch Geld verdienen. Je absurder und skandalträ­chtiger eine Geschichte klingt, desto mehr Interesse weckt sie. Und wer auf einer Fake-news-seite landet, klickt dort vielleicht auch auf Werbeanzei­gen und hinterläss­t Nutzerdate­n.

Handelt Facebook freiwillig? Fake

Nein. Die Bundesregi­erung erhöht seit Monaten den Druck auf Facebook und droht mit hohen Bußgeldern, sollte das Netzwerk nichts gegen Hassnachri­chten und Falschmeld­ungen unternehme­n.

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Foto: Facebook

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