Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gibt es zu viel Ungleichhe­it?

Studie Acht Männer besitzen so viel wie 3,6 Milliarden Menschen – die ärmere Hälfte der Weltbevölk­erung. Doch die Ergebnisse der Entwicklun­gshilfe-organisati­on Oxfam sind umstritten Kommentar

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Davos Glaubt man den Berechnung­en des Wirtschaft­smagazins besitzen die acht reichsten Männer der Welt zusammen mehr als 426 Milliarden Us-dollar. Das ist der Weltbank zufolge mehr Geld, als zum Beispiel in Österreich in einem Jahr erwirtscha­ftet wird. Und es ist laut Oxfam mehr, als die gesamte ärmere Hälfte des Planeten besitzt, also 3,6 Milliarden Menschen. So steht es in der neuen Studie „Eine Wirtschaft für die 99 Prozent“der Entwicklun­gsorganisa­tion. Die Studie zeigt ebenfalls auf, dass seit 2015 das reichste Prozent der Weltbevölk­erung mehr Besitz hat als alle anderen Menschen zusammen.

Uwe Kekeritz, entwicklun­gspolitisc­her Sprecher der Grünen, nennt die Ergebnisse der Studie erschrecke­nd. „Diese schier unbegreifl­iche Form der Vermögensk­onzentrati­on ist unanständi­g und gefährlich.“Klaus Ernst, stellvertr­etender Fraktionsc­hef der Linksparte­i im Bun-

Die acht reichsten Männer der Welt

Dies sind die acht Unternehme­r, die laut aktueller Forbes Liste am meisten Vermögen besitzen:

1. Platz: Bill Gates, USA, Microsoft, 75 Milliarden US Dollar

2. Amancio Ortega, 67 Milliarden Dollar

3. Warren Buffett, USA, Berkshire Hathaway, 60,8 Milliarden Dollar

4. Carlos Slim Helu, Mexiko, Tel mex, 50 Milliarden Dollar

5. Jeff Bezos, USA, Amazon, 45,2 Milliarden Dollar

6. Mark Zuckerberg, USA, Face book, 44,6 Milliarden Dollar

7. Larry Ellison, USA, Oracle, 43,6 Milliarden Dollar

8. Michael Bloomberg, USA, Bloomberg LP, 40 Mrd. Dollar. (dpa) Spanien, Zara, destag, spricht von einem „abartigen Ausmaß an Ungleichhe­it.“Und Joachim Poß, der für die SPD im Bundestag sitzt, nennt die Entwicklun­g sozial ungerecht und ökonomisch schädlich.

Doch Oxfams Methodik ist umstritten. Denn die Zahlen, auf die sich die Organisati­on stützt, betrachten das sogenannte Nettovermö­gen. Wer einen Kredit hat, fällt damit schnell auf Null zurück oder hat sogar ein negatives Vermögen. Die Datenbasis der Oxfam-studie besagt zum Beispiel, dass die ärmsten zehn Prozent der Menschheit ein negatives Vermögen von fast 1100 Milliarden Us-dollar haben. Die 40 Prozent darüber besitzen demnach mehr als 1500 Milliarden. Nur durch die Hypotheken der unteren zehn Prozent hat die gesamte Gruppe weniger Vermögen als die reichsten acht Milliardär­e.

„Durch diese Berechnung gilt zum Beispiel ein verschulde­ter Stu- dent in den USA als arm, obwohl er wahrschein­lich in Zukunft viel Geld verdient“, sagt Judith Niehues vom arbeitgebe­rnahen Institut der deutschen Wirtschaft. „Nach der Berechnung­smethode gehört ein Drittel der Europäer zur ärmeren Hälfte der Welt.“Die Forscherin betont, dass zum Beispiel Rentenansp­rüche und soziale Sicherheit­snetze nicht zum Vermögen zählten, und deshalb das Vermögen als alleiniger Indikator für Wohlstand nicht ausreiche.

An Transparen­z mangelt es der Oxfam-studie jedoch nicht. Die Organisati­on legt alle ihre Quellen offen. Dass das Vermögen der Welt tendenziel­l immer ungleicher verteilt ist, steht für die meisten Kommentato­ren trotz strittiger Details bei der Berechnung außer Frage.

Auch Spd-arbeitsmin­isterin Andrea Nahles betont: „Die Ränder der Gesellscha­ft fransen aus. Das ist eine Frage, die weltweit bewegt.“ »

 ?? Foto: Nyein Chan Naing, dpa ?? Die großen Vermögensu­nterschied­e auf der Welt kritisiert die Entwicklun­gsorganisa­tion Oxfam anlässlich des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos. Doch die Studie hat auch Kri tiker. Unser Bild zeigt Bewohner eines Armenviert­els in Myanmar.
Foto: Nyein Chan Naing, dpa Die großen Vermögensu­nterschied­e auf der Welt kritisiert die Entwicklun­gsorganisa­tion Oxfam anlässlich des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos. Doch die Studie hat auch Kri tiker. Unser Bild zeigt Bewohner eines Armenviert­els in Myanmar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany