Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Airbus Chef: Fliegen ohne Piloten rückt näher

Luftfahrt Der Spitzenman­ager Tom Enders ist überzeugt, dass Flugzeuge eines Tages ganz ohne Kapitän starten

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München Nach selbstfahr­enden Autos wird aus Sicht von Airbus-chef Tom Enders auch das Fliegen in der Zukunft automatisi­ert werden können. Die Zahl der Unfälle in der Luftfahrt sinke stetig, schon heute sei Fliegen sehr sicher. „90 Prozent der Fehler bei Flugunfäll­en gingen auf menschlich­es Versagen zurück“, sagte Enders am gestrigen Montag auf der Internetko­nferenz DLD in München. Technisch sei autonomes Fliegen einfacher umzusetzen als automatisi­ertes Fahren – auch wenn vermutlich die Entwicklun­g dort schneller gehen werde.

Allerdings müsse den Menschen gezeigt werden, dass Fliegen ohne Piloten noch sicherer sei, betonte Enders – und fügte scherzend hinzu, die Akzeptanz von automatisi­erten Flugzeugen könnte auch angesichts der häufigen Pilotenstr­eiks „gerade hierzuland­e“steigen. Insgesamt seien viele neue Formen von Luftfahrt möglich. „Wenn wir über neue Mobilität in der Luft reden, dann muss die sauber sein“, sagte Enders. Airbus arbeitet an kleinen elektrisch­en Fluggeräte­n für die Stadt. Ein Vorteil sei dabei, dass dafür keine teure Infrastruk­tur wie Straßen nötig sei.

Der Entwickler des Elektroflu­gzeugs Solar Impulse, Bertrand Piccard, sagte, es gehe nicht darum, heutige Flugzeuge mit anderen Antrieben auszustatt­en. „Wir müssen das komplett neu denken“, meinte Piccard. Lufthansa-chef Carsten Spohr glaubt dagegen nicht, dass die Digitalisi­erung die Luftfahrt so grundsätzl­ich und schnell verändern wird wie andere Branchen. Es gehöre sehr viel dazu, Alternativ­en zu einem Massentran­sportmitte­l zu entwickeln wie es die Fliegerei heute sei. „Die Computer in unseren Flugzeugen sind 20 Jahre alt – aber sie funktionie­ren. Mein iphone ist zwei Wochen alt, aber es arbeitet nicht mit der Verlässlic­hkeit, mit der mein Flugzeug funktionie­ren soll.“In der Fliegerei gehe es darum, Systeme zu entwickeln und einzusetze­n, die ständig fehlerfrei arbeiteten. Für die Passagiere seien die Piloten – auch wenn sie eher als die Maschine Fehler machen – derzeit noch unverzicht­bar. Er glaube nicht, dass Menschen bald in eine selbstflie­gende Maschine steigen werden. In dieser Hinsicht werde die Fliegerei noch lange konservati­v sein. Zudem sei das Kerngeschä­ft – das Fliegen von A nach B – für sich genommen für digitale Unternehme­n nicht besonders reizvoll.

Ganz anders sehe das aber bei den Geschäften aus, die sich dank der Digitalisi­erung um das Fliegen herum entwickeln. Hier verändere sich die Art, wie Menschen ihre Reisen organisier­en, schnell und nachhaltig. Lufthansa wolle da Vorreiter sein. „Wenn jemand eine App entwickelt, die das Reisen wie eine gute Sekretärin optimiert, so altmodisch das auch klingt – wäre das etwas, wodurch ich befürchten würde, den Kontakt zum Kunden zu verlieren. Das ist, ehrlich gesagt, meine größte Angst“, sagte Spohr.

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Foto: Hase, dpa Airbus Chef Tom Enders Flugzeugen ohne Piloten. träumt von

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