Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie viele Straftaten richten sich gegen Flüchtlinge?
Polizei Die Zahl der fremdenfeindlichen Taten hält sich laut Polizei in Augsburg in Grenzen. Sind Zuwanderer von Kriminalität betroffen, dann sind in drei von vier Fällen andere Zuwanderer die Tatverdächtigen
Die Zahl der fremdenfeindlichen Angriffe auf Asylunterkünfte und Flüchtlinge ist in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres bayernweit gestiegen. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage der Grünen hervor. Aufgelistet werden teils auch massive Gewalttaten. In der Region Augsburg gab es allerdings im vergangenen Jahr keine schwereren Vorfälle, auch wenn in der Auflistung des Innenministeriums sechs Einträge aus Augsburg vorkommen.
Vor allem handelt es sich dabei um Volksverhetzung via Facebook. In einem anderen Fall fand sich in einem Innenstadt-kaufhaus ein handgeschriebener Zettel, auf dem gegen Ausländer gehetzt wurde. Das Landeskriminalamt hat bei der Auswertung den in Frage kommenden Kreis der Straftaten eher weit gezogen: Ein Eintrag bezieht sich auf einen Vorfall, bei dem ein Streifenpolizist wegen seines Migrationshintergrundes bei einer Verkehrskontrolle mit den Worten „Sie sehen aus wie ein dreckiger Asylant“beleidigt wurde. Das ist eher Anhaltspunkt für die Stimmungslage bei manchen Zeitgenossen, eine Straftat gegen Flüchtlinge stellt der Vorfall aber kaum dar.
Das Polizeipräsidium hat momentan noch keine Zahlen für das vergangene Jahr, was Straftaten durch und gegen Flüchtlinge in Augsburg betrifft. Anfang März wird die Auswertung abgeschlossen sein. Bei den Zahlen für 2015 gab es bei Flüchtlingen als Tatverdächtigen keine Auffälligkeiten gegenüber der restlichen Bevölkerung. Die statistische Kategorie „Flüchtlinge als Opfer“wurde erst im vergangenen Jahr eingeführt und kann nach Auswertung im März erstmals mit Zahlen gefüllt werden. Generell, so Polizeisprecher Thomas Rieger, sei die Zahl der politisch motivierten Straftaten gegen Flüchtlinge sehr gering. Wenn Zuwanderer Opfer von Kriminalität werden, dann in drei Viertel aller Fälle durch Zuwanderer als Tatverdächtige. Deutlich mehr als die Hälfte der Taten habe sich in Asylbewerberunterkünften ereignet.
Bayernweit gab es auch eine Reihe von Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte. 2015 hatte ein Unbekannter versucht, die kurz vor der Inbetriebnahme stehende Unterkunft in der Stadtberger Bismarckstraße anzuzünden. Die Vorfälle mit Unterkünften im vergangenen Jahr in der Region, die auch in der Antwort auf die Landtagsanfrage aufgeführt werden, waren weniger schwerwiegend: Kurz vor dem Einzug von unbegleiteten Minderjährigen ins Stadtberger Parkhotel schmierte ein Unbekannter an ein Fenster den Schriftzug „No young Terrorists“. Ein Täter ließ sich nicht ermitteln. Im Februar hatte ein Unbekannter versucht, die Schlösser von noch unbewohnten Wohncontainern in der Kissinger Auenstraße mit Silikon zuzukleben. Allerdings entstand kein Schaden.