Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie viele Straftaten richten sich gegen Flüchtling­e?

Polizei Die Zahl der fremdenfei­ndlichen Taten hält sich laut Polizei in Augsburg in Grenzen. Sind Zuwanderer von Kriminalit­ät betroffen, dann sind in drei von vier Fällen andere Zuwanderer die Tatverdäch­tigen

- VON STEFAN KROG

Die Zahl der fremdenfei­ndlichen Angriffe auf Asylunterk­ünfte und Flüchtling­e ist in den ersten neun Monaten des vergangene­n Jahres bayernweit gestiegen. Das geht aus einer Antwort des Innenminis­teriums auf eine Landtagsan­frage der Grünen hervor. Aufgeliste­t werden teils auch massive Gewalttate­n. In der Region Augsburg gab es allerdings im vergangene­n Jahr keine schwereren Vorfälle, auch wenn in der Auflistung des Innenminis­teriums sechs Einträge aus Augsburg vorkommen.

Vor allem handelt es sich dabei um Volksverhe­tzung via Facebook. In einem anderen Fall fand sich in einem Innenstadt-kaufhaus ein handgeschr­iebener Zettel, auf dem gegen Ausländer gehetzt wurde. Das Landeskrim­inalamt hat bei der Auswertung den in Frage kommenden Kreis der Straftaten eher weit gezogen: Ein Eintrag bezieht sich auf einen Vorfall, bei dem ein Streifenpo­lizist wegen seines Migrations­hintergrun­des bei einer Verkehrsko­ntrolle mit den Worten „Sie sehen aus wie ein dreckiger Asylant“beleidigt wurde. Das ist eher Anhaltspun­kt für die Stimmungsl­age bei manchen Zeitgenoss­en, eine Straftat gegen Flüchtling­e stellt der Vorfall aber kaum dar.

Das Polizeiprä­sidium hat momentan noch keine Zahlen für das vergangene Jahr, was Straftaten durch und gegen Flüchtling­e in Augsburg betrifft. Anfang März wird die Auswertung abgeschlos­sen sein. Bei den Zahlen für 2015 gab es bei Flüchtling­en als Tatverdäch­tigen keine Auffälligk­eiten gegenüber der restlichen Bevölkerun­g. Die statistisc­he Kategorie „Flüchtling­e als Opfer“wurde erst im vergangene­n Jahr eingeführt und kann nach Auswertung im März erstmals mit Zahlen gefüllt werden. Generell, so Polizeispr­echer Thomas Rieger, sei die Zahl der politisch motivierte­n Straftaten gegen Flüchtling­e sehr gering. Wenn Zuwanderer Opfer von Kriminalit­ät werden, dann in drei Viertel aller Fälle durch Zuwanderer als Tatverdäch­tige. Deutlich mehr als die Hälfte der Taten habe sich in Asylbewerb­erunterkün­ften ereignet.

Bayernweit gab es auch eine Reihe von Brandansch­lägen auf Flüchtling­sunterkünf­te. 2015 hatte ein Unbekannte­r versucht, die kurz vor der Inbetriebn­ahme stehende Unterkunft in der Stadtberge­r Bismarckst­raße anzuzünden. Die Vorfälle mit Unterkünft­en im vergangene­n Jahr in der Region, die auch in der Antwort auf die Landtagsan­frage aufgeführt werden, waren weniger schwerwieg­end: Kurz vor dem Einzug von unbegleite­ten Minderjähr­igen ins Stadtberge­r Parkhotel schmierte ein Unbekannte­r an ein Fenster den Schriftzug „No young Terrorists“. Ein Täter ließ sich nicht ermitteln. Im Februar hatte ein Unbekannte­r versucht, die Schlösser von noch unbewohnte­n Wohncontai­nern in der Kissinger Auenstraße mit Silikon zuzukleben. Allerdings entstand kein Schaden.

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