Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Chatten statt schlafen
Studie Viele Jugendliche sind nachts online. Das hat Folgen
Augsburg Früher verschwanden Jugendliche schon mal heimlich mit Buch und Taschenlampe unter der Decke, um noch zu lesen. Heute nehmen viele das Smartphone mit ins Bett – statt zu schmökern wird übers Display gewischt. Und das nicht nur kurz vor dem Einschlafen. Forscher der Universität in Cardiff haben herausgefunden, dass einer von fünf Jugendlichen nachts regelmäßig aufwacht und in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Whatsapp aktiv wird. Meistens lesen oder beantworten die Teenager dann Textnachrichten.
Mittels Fragebogen wurden über 900 Schüler zwischen zwölf und 15 Jahren befragt. Einer von fünf Jugendlichen gab an, „fast immer“aufzuwachen, um sich einzuloggen. Über ein Drittel wacht mindestens ein Mal pro Woche auf und geht dann online.
Die nächtlichen Aktivitäten haben Folgen, wie die Studie weiter zeigt. Jugendliche, die fast jede Nacht soziale Netzwerke nutzen, sind bis zu drei Mal müder als Durchschläfer. Und: Diejenigen, die unter Müdigkeit litten, gaben auch an, unglücklicher zu sein. Studienautorin Sally Power sieht Social Media gar als Bedrohung für das Schlafzimmer als „Zufluchtsort“.
Insgesamt halten Experten die Abhängigkeit vieler Jugendlicher von sozialen Netzwerken wie Facebook für gefährlich. So setzt die Selbstdarstellung im Netz junge Menschen unter Druck. Manche vernachlässigen auch echte Kontakte oder Pflichten wie Hausaufgaben. Suchttherapeuten raten Eltern, genau hinzuschauen und sich die Frage zu stellen: Wie viel Zeit verbringen meine Kinder im Internet?