Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ist die Hängeparti­e jetzt zu Ende?

- » Kommentar VON KATRIN PRIBYL redaktion@augsburger allgemeine.de

Der Eu-austritt des Königreich­s wird eher hart als weich, der Bruch mit Brüssel klar statt unübersich­tlich. Premiermin­isterin Theresa May will Großbritan­nien komplett von der Gemeinscha­ft lösen. Endlich liefert die seit Monaten lavierende Regierungs­chefin zumindest einige Antworten: goodbye zur Mitgliedsc­haft im europäisch­en Binnenmark­t, goodbye zur Zollunion. Mays Kurs ist konsequent, obwohl vieles darauf hindeutet, dass ihr noch immer eine genaue Strategie fehlt. Was soll etwa aus all den Einwandere­rn auf der Insel werden?

Trotz Lücken in ihrem Plan schlug May einen selbstbewu­ssten Ton an. Im Grunde, so klang es in ihrer Rede durch, hielt Europa Großbritan­nien immer dabei zurück, sein wahres Schicksal als globale Handelsmac­ht zu finden. Das soll sich ändern.

Gleichwohl wurde man das Gefühl nicht los, dass alles ist wie eh und je: Das Königreich droht und fordert, etwa ein umfassende­s Freihandel­sabkommen. Und die EU soll liefern. Fast wie in vergangene­n Zeiten, als der bevorzugte Sonderschü­ler aus London seine Rosinen picken und am Ende trotzdem unzufriede­n die Schuld für alles, was schief lief, in Brüssel suchen konnte.

May legt den Fokus auf Begrenzung der Immigratio­n und die Kontrolle der Grenzen und beugt sich damit jenen lautstarke­n Eugegnern, die seit Monaten die Diskussion bestimmten. Dabei offenbarte ihre Rede einen großen Widerspruc­h: Das Ziel, ein wahrhaftig globales Britannien zu etablieren, wird ohne Einwanderu­ng scheitern. Gleichzeit­ig sind die Gefahren für die Wirtschaft durchaus real.

Newspapers in German

Newspapers from Germany