Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Lucky Strike raucht Camel
Übernahme Immer weniger Menschen greifen zur Zigarette. Das setzt die Tabak-konzerne unter Druck. Jetzt schluckt einer den anderen. Was das für den Marlboro-hersteller bedeutet
London/winston Salem Unter dem Druck rückläufiger Zigarettenverkäufe stärkt sich der Tabakkonzern British American Tobacco (BAT) mit der Übernahme des Us-konkurrenten Reynolds. Beide Firmen haben sich nun auf die Bedingungen zum Kauf der 57,8 Prozent der Reynolds-anteile geeinigt, die noch nicht im Besitz von BAT sind.
Das Übernahmeangebot von BAT beläuft sich auf 59,64 Dollar je Reynolds-aktie und damit insgesamt auf 49,4 Milliarden Dollar (46,3 Milliarden Euro). Die Briten mit ihrer bekannten Marke Lucky Strike mussten einen tieferen finanziellen Zug nehmen als geplant. Zuletzt hatte der Camel-hersteller Reynolds eine Bat-offerte über rund 47 Milliarden Dollar zurückgewiesen. Ist die Übernahme vollzogen, wird BAT wohl der weltweit größte börsennotierte Tabakkonzern nach Umsatz und Ertrag. Er würde damit den Marlboro-hersteller Philip Morris an der Spitze ablösen.
Mit dem Zusammenschluss geht die Neuordnung in der Branche weiter. Tabakkonzerne stehen unter Druck, da in vielen Ländern weniger geraucht wird. In Deutschland ist die Zigarettenproduktion nach Informationen des Deutschen Zigarettenverbandes seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2000 wurden demnach über 160 Milliarden Zigaretten in Deutschland produziert, 2015 waren es nur noch 81 Milliarden. Weil immer weniger Menschen rauchen, hatte BAT im vergangenen Sommer verkündet, am Standort Bayreuth 950 Stellen abzubauen.
Hierzulande wurden die Vorschriften für die Tabakbranche in den vergangenen Jahren stetig verschärft. Seit Mai 2016 müssen Zigarettenanbieter zudem Schockfotos und größere Warnhinweise auf Tabakschachteln drucken. Nach der Einführung hat auch der Staat 2015 weniger an Zigaretten verdient. Mit der Übernahme verschafft sich BAT zumindest etwas Luft.