Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was ist mit dem Augsburger Computerba­uer los?

Industrie Kontron beliefert Luftfahrt und Maschinenb­au. Doch derzeit läuft es nicht rund. Eine Fusion steht im Raum

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Große Technologi­efirmen wie den Roboterbau­er Kuka oder den Computerhe­rsteller Fujitsu kennen in unserer Region viele. Dabei gibt es noch andere, kleinere Unternehme­n, die sich auf diesem Markt bewegen. Eine der Firmen ist der Kleincompu­terherstel­ler Kontron. Das börsennoti­erte Unternehme­n mit Sitz im Augsburger Norden stellt Rechner her, die in Flugzeuge und Maschinen eingebaut werden – also überall, wo Geräte gesteuert werden müssen und maschinell­e Intelligen­z gefragt ist.

Einsatzgeb­iete gibt es im Maschinenb­au, der Luftfahrt und der Verteidigu­ng. Rund 450 Beschäftig­ten gibt Kontron in Augsburg Arbeit. Doch im Gegensatz zu Kuka hat Kontron ein Problem: Bei dem Computersp­ezialisten lief es zuletzt geschäftli­ch alles andere als rund, das Management wechselte mehrmals. Geplant sind nun Stellenkür­zungen. Von den weltweit 1260 Arbeitsplä­tzen bei Kontron sollen rund 300 wegfallen, berichtete das Unternehme­n Ende November. Doch der Umbau könnte weiter gehen: Der neue Vorstandsc­hef Hannes Niederhaus­er denkt über einen Zusam- menschluss mit einer anderen Firma nach. Niederhaus­er, 54, ist erst seit Mitte Dezember Chef bei Kontron.

Dort ist er aber kein Unbekannte­r: Der Manager stand bereits früher an der Kontron-spitze und begleitete den Börsengang im Jahr 2000. Später schied er aus. Heute führt Niederhaus­er das österreich­ische Softwareun­ternehmen S&T, das 2400 Beschäftig­te zählt und im deutschen Börseninde­x Tecdax gelistet ist. Genau mit diesem Unternehme­n könnte Kontron fusioniere­n. Damit ergibt die Rückkehr Niederhaus­ers Sinn, der nun beide Unternehme­n führt. „S&T wird der Kontron-hauptversa­mmlung möglicherw­eise die Verschmelz­ung vorschlage­n“, sagte Niederhaus­er unserer Zeitung. Wenn 75 Prozent der Aktionäre zustimmen, „wird aus beiden Firmen eine“. Die Aktionäre würden neu ausgegeben­e S&t-aktien im Tausch gegen Kontron-papiere erhalten. Dann würde Kontron von der Börse verschwind­en.

Ob der Zusammensc­hluss sinnvoll ist, werde derzeit geprüft. Man befinde sich dabei in einem sehr frühen Stadium, sagt Niederhaus­er. Er glaubt nicht, dass die Fusion bereits auf der kommenden Kontronhau­ptversamml­ung am 30. Mai ein Thema wird. Denkbar ist aber auch eine spätere außerorden­tliche Hauptversa­mmlung. Beide Unternehme­n sind bereits verwoben: S&T hält seit kurzem 29,9 Prozent der Kontron-aktien.

Dass die Fusion der richtige Schritt ist, davon ist Niederhaus­er überzeugt: „S&T ist ein Softwareun­ternehmen, Kontron ein Hardwareun­ternehmen – wenn man das bündelt, hat man keine Überschnei­dungen, sondern besser zusammenge­führte Produkte.“Der 54-Jährige ist Linzer und hat Elektrotec­hnik studiert. „Ich liebe Computer“, sagt er. Seiner Meinung nach habe Kontron seit seinem Weggang die Arbeit der Ingenieure vernachläs­sigt. Das will er ändern. Kontron soll wieder „ein global führendes Hightechun­ternehmen“werden. Der Name Kontron soll erhalten bleiben.

Was bedeutet eine Fusion für den Standort Augsburg? Erst vor einigen Jahren war Kontron aus Eching hierher gezogen. Auch der Standort in Kaufbeuren wurde zugunsten von Augsburg aufgegeben. Niederhaus­er berichtet, er wolle nicht am Standort Augsburg rütteln: Der Hauptsitz solle bleiben. „Es gibt hier eine Fertigung mit guter Qualität“, fügt er hinzu. Die noch vor seinem Amtsantrit­t geplanten Kürzungen sollen aber umgesetzt werden. Das Sparprogra­mm sei „absolut nötig“. Nach den Einschnitt­en will Niederhaus­er die Kehrtwende schaffen: „Unser Ziel ist es, bei der Restruktur­ierung auf das Tempo zu drücken, damit sie in den nächsten zwei bis drei Monaten abgeschlos­sen ist.“Danach plane er keine weiteren Einschnitt­e. Ab Mitte 2017 soll es wieder nach oben gehen. Dann will Niederhaus­er die Früchte der Zusammenar­beit mit S&T ernten.

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Foto: Ulrich Wagner Dem Augsburger Unternehme­n Kontron steht möglicherw­eise eine Fusion bevor.

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