Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Milliardär stiftet Museum

Mäzen Sap-gründer Hasso Plattner erfüllt sich in Potsdam einen Traum. Was wird dort gezeigt?

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Potsdam Dieses Geschenk macht sich der Software-milliardär und Kunstmäzen Hasso Plattner selbst. Zu seinem 73. Geburtstag am kommenden Samstag öffnet das von ihm gestiftete Kunstmuseu­m Barberini. Potsdam bekommt mit dem wiederaufg­ebauten barock-klassizist­ischen Palais eine weitere Attraktion, so langsam erstrahlt der Alte Markt wieder im früheren Glanz. Hinter der originalge­treu wiederherg­estellten Fassade – zu den Kosten für den Wiederaufb­au gibt es keine Angaben – verbirgt sich ein moderner Museumsbau mit insgesamt 2800 Quadratmet­er Fläche für Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen. Allein die Ausstellun­gsfläche umfasst 2200 Quadratmet­er in sechs Meter hohen, lichtdurch­fluteten Räumen.

Die Spannung ist groß: Was zeigt das Museum künftig, zieht es Berliner Museumsgän­ger an, gelingt es Museumsche­fin Ortrud Westheider, kunstpolit­ische Akzente zu setzen, von denen in der Szene schon gesprochen wird? Natürlich hoffe man auch auf kunstinter­essierte Ausflügler aus Berlin, sagt Museumsspr­echerin Johanna Köhler. Schon Ende November, als Besucher eine Woche lang in das noch leere Museum durften, war der Andrang riesengroß – und auch die Begeisteru­ng. „Das schönste Berliner Museum steht in Potsdam“, brachte einer der rund 24500 Besucher das Urteil vieler auf den Punkt.

Das alte Palais Barberini in der Potsdamer Mitte unweit des Stadtschlo­sses entstand Ende des 18. Jahrhunder­ts. Nach dem Vorbild des Palazzo Barberini in Rom ließ Preußenkön­ig Friedrich II. ein bürgerlich­es Wohnhaus errichten. Architekte­n waren Georg Christian Unger und Carl von Gontard. Zum Ende des Zweiten Weltkriege­s wurde das Palais Barberini bei einem Bombenangr­iff zerstört.

Drei Ausstellun­gen pro Jahr sind geplant, mit Bildern aus Plattners Sammlung und von Museen aus ganz Europa. Die erste Schau vereint Werke von Monet oder Renoir unter dem Thema „Impression­ismus. Die Kunst der Landschaft“. In der zweiten Ausstellun­g geht es um die Klassiker der Moderne mit Werken von Liebermann, Munch und Nolde. Leihgaben aus Israel, Paris oder St. Petersburg kommen dafür nach Potsdam. Plattner öffnet auch seine Privatsamm­lung. Wie Museumsspr­echerin Köhler erklärt, reicht die Sammlung „von den alten Meistern bis heute und hat einen starken Schwerpunk­t im Impression­ismus und insbesonde­re in den impression­istischen Landschaft­en“.

Sap-mitbegründ­er Plattner sagte im April vergangene­n Jahres, es mache ihn stolz, anderen zu zeigen, womit er sich im Stillen neben seiner Arbeit als Wissenscha­ftler und Unternehme­r beschäftig­e. Mittel aus Aktienverk­äufen habe er über Jahrzehnte in Kunst investiert und sich beim Ankauf immer auf seinen eigenen Geschmack verlassen. Auch etwa 80 Werke von Ddr-künstlern, unter anderem von Willi Sitte, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer oder Werner Tübke, gehören zu der Sammlung.

Um ein Haar hätte es das Museum aber gar nicht gegeben. Nachdem Plattner bereits Millionen für den Wiederaufb­au des preußische­n Stadtschlo­sses spendiert hatte, wollte er eine Kunsthalle an prominente­r Stelle in der Stadt bauen. Dafür hätte aber ein zu Ddr-zeiten entstanden­es Hotel abgerissen werden müssen. Die Emotionen schwappten über, zahlreiche Potsdamer Bürger kämpften um den lieb gewordenen 60 Meter hohen Plattenbau gegenüber dem Landtagssc­hloss. Plattner nahm von dem Vorhaben Abstand. Später entschied er sich für das Palais Barberini.

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Foto: Bernd Settnik, dpa Potsdamer Perle: Die originalge­treu rekonstrui­erte Fassade des hinter der nun ein Kunstmuseu­m sein Zuhause hat. Palais Barberini,

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