Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schmid will am Ball Spaß haben

FC Augsburg Die Karriere des Profis ist zuletzt ins Stocken geraten, nun will der Offensivsp­ieler an frühere Leistungen anknüpfen. Welche Rolle dabei der Trainer spielt und was er sich gegen seinen Ex-klub Hoffenheim vornimmt

- VON JOHANNES GRAF Foto: Christian Kolbert

Erinnert sich Jonathan Schmid an die Zeit bei seinem früheren Arbeitgebe­r, wirkt er nachdenkli­ch. Im Sommer 2015 hatte er sich der TSG Hoffenheim angeschlos­sen, nachdem er zuvor mit dem SC Freiburg in der Bundesliga für Furore gesorgt hatte. Sein Können zeigen durfte er allerdings in Hoffenheim selten. Erst recht, als Julian Nagelsmann zum Trainer aufstieg. Schmid saß plötzlich auf der Tribüne, wusste fortan, er muss etwas ändern.

Den Grund für seine Ausbootung hat der Profi nie erfahren. Vor dem Wiedersehe­n am Samstag in der Augsburger Arena hegt Schmid deshalb aber keinen Groll gegen Nagelsmann oder Tsg-verantwort­liche. Sein Wechsel sei kein Fehler gewesen, meint Schmid, er sei auch nicht böse. Der 26-Jährige stuft das Erlebte vielmehr als Teil seines Berufs ein. „Das gehört zum Fußball dazu“, sagt er beiläufig.

Schmids Erscheinun­gsbild ist extroverti­ert. Sein Körper ist übersät von Tattoos, er trägt glitzernde Ohrstecker und modisch ausgefalle­ne Klamotten. Im Gespräch wirkt er jedoch zurückhalt­end. Als wolle er nicht allzu viel preisgeben.

Bereits als Jugendlich­er hat der gebürtige Straßburge­r die teils harten Gepflogenh­eiten der Profifußba­ll-branche kennengele­rnt. Als ihn ein Trainer für nicht gut genug befand, musste sich Schmid einen neuen Klub suchen. Über die französisc­he Oberliga empfahl er sich schließlic­h für den Nachwuchs des SC Freiburg, Bundesliga­trainer Christian Streich holte Schmid in die Profimanns­chaft. Diese Höhen und Tiefen waren für Schmid lehrreich. „Das zeigt, dass ich mental stark bin“, sagt er.

Seine Erfahrunge­n halfen ihm ebenso in Augsburg. Der zweifache Vater hat sich mit seiner Familie gut eingelebt, sportlich hingegen blickt Schmid auf ein durchwachs­enes halbes Jahr zurück. Zunächst fehlte ihm körperlich­e Fitness, er spielte nicht von Beginn an, kam zu Kurzeinsät­zen. Als die Außenbahns­pieler Raúl Bobadilla und Caiuby sich verletzten, beorderte ihn der damalige Trainer Dirk Schuster in die Startelf. Überzeugen konnte Schmid allerdings nicht. Er selbst begründet, mit der defensiven Taktik Probleme gehabt zu haben. Schmid verrichtet­e Abwehraufg­aben, musste in der Rückwärtsb­ewegung Laufarbeit leisten. Das habe Kraft gekostet, erklärt er. Kraft, die für Angriffsak­tionen fehlte.

Trainer Manuel Baum lässt mutiger verteidige­n, die Ballerober­ung soll näher am gegnerisch­en Tor erfolgen, der Weg zum Torabschlu­ss verkürzt sich. Eine Spielidee, die Schmid entgegenko­mmt. „Einem Stürmer macht es nun mal mehr Spaß, nach vorne zu spielen als hinten zu stehen.“

Bisher haben die Augsburger lediglich 13 Treffer erzielt. Das hatte einerseits mit dem Spielsyste­m zu tun, anderersei­ts mit der Abschlusss­chwäche. „Uns hat das Selbstvert­rauen vor dem Tor gefehlt“, sagt Schmid.

Der Franzose ist Teil des Offensivko­nzepts. Den Siegtreffe­r gegen Mönchengla­dbach hat der 26-Jährige per Eckstoß vorbereite­t. Was ihm weiterhin fehlt, ist ein eigener Treffer. Die Begegnung mit dem Exverein bietet sich an für den Premierent­reffer. Hoffenheim­s Torhüter wird etwas dagegen haben: Oliver Baumann, ein Weggefährt­e Schmids aus Freiburger Tagen.

Baumann hatte Schmid einst zum Wechsel nach Hoffenheim geraten. Schmid kündigt an, dem Torhüter vor der Partie eine SMS zu schicken. Der Inhalt? Schmid grinst. Er versichert jedenfalls, bei einem Tor würde er jubeln – und nicht den Gebaren einiger Profis folgen, die sich aus alter Verbundenh­eit zur Schau getragene Torfreude gegen den Exklub verkneifen.

Fca-trainer Baum will Schmid nicht allein anhand statistisc­her Werte beurteilen. Der Profi sei lernwillig, seine Stärke sei das schnelle Umschalten, seine Geschwindi­gkeit. Soll Schmid Tore erzielen, seien ebenso seine Mitspieler gefordert, betont Baum. Und fügt hinzu, man müsse Schmid in passende Spielsitua­tionen bringen. „Ich bin überzeugt, dass er dann die Tore macht“, sagt der Trainer.

 ??  ?? Kalt war’s gestern auf dem Trainingsp­latz des FC Augsburg. Jonathan Schmid und seine Mitspieler bereiten sich auf das erste Bun desligaspi­el in diesem Jahr vor. Gegner ist die TSG Hoffenheim, Schmids Ex Klub.
Kalt war’s gestern auf dem Trainingsp­latz des FC Augsburg. Jonathan Schmid und seine Mitspieler bereiten sich auf das erste Bun desligaspi­el in diesem Jahr vor. Gegner ist die TSG Hoffenheim, Schmids Ex Klub.

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