Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mord am Mesnerpaar und ein Pudel mit feurigen Augen

Geschichte Um die Wallfahrts­kirche Sankt Jodok bei Haunswies ranken sich Geschichte­n und Sagen / Serie (15)

- VON CLAUDIA BAMMER

Affing Haunswies Ihre Lage ist idyllisch. Die kleine Wallfahrts­kirche Sankt Jodok liegt am Waldrand, etwa einen Kilometer außerhalb des Affinger Ortsteils Haunswies gleich neben der Straße, die nach Igenhausen (Gemeinde Hollenbach) führt. Doch um das Kirchlein ranken sich mehrere gruselige Geschichte­n und Sagen. Kirchenpfl­eger Peter Echter kennt sie alle.

Da ist zum Einen die Geschichte von dem älteren Mesner-ehepaar, das am Karfreitag des Jahres 1870 mit einer Axt brutal erschlagen wurde. Das Paar lebte in der Klause, die damals noch an die Kirche angebaut war. Damals wurde vermutet, es könnte sich um einen Racheakt gehandelt haben: Der Mesner war zugleich auch Waldaufseh­er. Er könnte seinen späteren Mörder „erwischt“haben, wurde gemunkelt. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Er inspiriert­e aber später den Augsburger Buchautor Arno Loeb. Sein Krimi „Jodok“erschien unter dem Pseudonym Peter Garski 2009.

Gleich mehrere Sagen drehen sich um den Pudel, den das Mesnerehep­aar besessen haben soll. Nach dem Mord hieß es, dass in der Gegend der Joaspudel „umgehe“, also spuke. Dieser soll mehrfach Menschen erschienen sein und sie in Angst und Schrecken versetzt haben. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von den Musikanten aus Griesbecke­rzell. Sie begegneten dem Pudel auf dem Heimweg. Der Hund saß an der Abzweigung nach Schreitbac­h. Zwar tat er den Menschen nichts, doch er wuchs und wuchs, bis er ebenso groß war wie sie. Schlimm ausgegange­n sein soll seine Spottlust für einen Bauern aus Igenhausen. Er soll sich über die Spukgeschi­chten um den Joaspudel lustig gemacht haben. Der Sage nach wurde er eines Tages tot auf der Straße bei St. Jodok gefunden – mit durchgebis­sener Kehle.

Eine andere Geschichte erzählt von einem Bauern aus Igenhausen, der dem Pudel auf dem Weg nach Augsburg begegnet sein soll. Von Igenhausen her geht der Weg durch 55 rätselhaft­e Orte einen Hohlweg bergauf. Als der Bauer mitten im Hohlweg war, kam der Sage nach plötzlich ein Pudel mit feurigen Augen und sprang auf den Wagen. Die Pferde schwitzten und wollten nicht mehr gehen. Der Pudel ließ sich nicht vertreiben. Erst als das Fuhrwerk an die Jodokkirch­e kam, verschwand der Pudel. Der Bauer konnte leichter weiterfahr­en.

Eine andere Sage bezieht sich auf den nahegelege­nen, mittlerwei­le verlandete­n Jodoker Weiher. Dort sollen, erzählt man sich, in der Walpurgisn­acht die Hexen tanzen.

Wer das Kirchlein besichtige­n will, kann das in der Regel nur von außen tun. 1972 wurde die Kirche bei zwei Einbrüchen ausgeräumt. Selbst die drei Altarbilde­r wurden herausgesc­hnitten, heißt es im Kirchenfüh­rer aus dem Jahr 2002. Zwar ist die Ausstattun­g seitdem erheblich reduziert, dennoch ist die Kirche normalerwe­ise verschloss­en, so der Kirchenpfl­eger. Geöffnet ist sie nur bei den Bittgängen der Pfarrei Haunswies, denen sich auch die Nachbarpfa­rreien Igenhausen und Edenried (Stadt Aichach) anschließe­n, und zum Patroziniu­m, das in der Regel nicht am 13. Dezember, sondern im Herbst gefeiert wird.

Geschichte erleben

Sankt Jodok Die katholisch­e Wallfahrts­kirche Sankt Jodok an der Kreisstraß­e AIC 4 von Haunswies (Gemeinde Affing) nach Igenhau sen (Gemeinde Hollenbach) wurde Ende des 17. Jahrhunder­ts erst mals erwähnt. 1730 wurde sie wie derhergest­ellt und erweitert, 1793 umgestalte­t. 1963 wurde eine west lich angebaute ehemalige Klause abgerissen und die Kirche verlängert. Nach mehreren Einbrüchen wurde die Innenausst­attung in den 1970er Jahren erheblich reduziert (Quelle: Denkmäler in Bayern).

Einkehr Gasthof zum Bachwirt in Haunswies, Telefon 08207/96010

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Foto: Erich Echter Um die Wallfahrts­kirche Sankt Jodok ranken sich mehrere gruselige Geschich ten und Sagen.
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