Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dem Geheimnis der Kreativen auf der Spur

Literatur Der Augsburger Thomas Hammerl hat weltweit 31 Personen über Intuition und Inspiratio­n, Erfolg und Flops befragt. Jetzt weiß er, ob es ein Erfolgsrez­ept gibt

- VON MIRIAM ZISSLER

Die Idee zu seinem Buch hat Thomas Hammerl schon lange mit sich herum getragen. 1992 hat er den Musiker Carlos Santana interviewt. „Natürlich geht es Profis wie Santana in erster Linie darum, ihr Produkt zu bewerben, wie etwa eine neue Platte. Aber unser Gespräch hat sich in eine andere Richtung entwickelt. Wir haben uns über eine Sache unterhalte­n: über Inspiratio­n“, erzählt der Augsburger. Das ist ihm im Gedächtnis geblieben und hat ihn in all den folgenden Jahren beschäftig­t. Denn die Inspiratio­n steht bei allen kreativen Menschen ganz am Anfang.

Nur wie wird sie hervorgeru­fen? Woher stammen die Ideen der kreativen Menschen? Wie gehen Kreative mit dem Erfolg und mit dem Scheitern um? Hammerl, der über

Liste mit Namen von erfolgreic­hen Leuten

viele Jahre als freier Journalist arbeitete und 1997 eine Pr-agentur gründete, gingen diese Fragen nicht mehr aus dem Kopf. Er versuchte, Literatur darüber zu finden. „Doch es gab nichts Zeitgenöss­isches.“Hammerl beschloss 2014, ein eigenes Buch zu schreiben.

Er erstellte eine Liste mit Menschen im In- und Ausland, die ihn interessie­rten. Frauen und Männer, die unter anderem in den Bereichen Mode, Parfüm, Film, Produktdes­ign und Architektu­r arbeiteten. Auch die Magier Siegfried und Roy gehörten anfangs zu dem auserwählt­en Kreis.

Hammerl setzte sich mit Promotern, Agenten und Managern in Verbindung und verfasste einen umfangreic­hen Fragenkata­log. Hammerl sendete ihn den kreativen Personen, die ihm einen Einblick in ihre Inspiratio­nen gewähren sollten. Doch sein Projekt entwickelt­e sich nicht so, wie er sich das vorgestell­t hatte. „Siegfried und Roy hatten keine Zeit, von anderen habe ich nichts mehr gehört. Rund 300 Personen habe ich insgesamt kontaktier­t“, sagt er. Doch Hammerl gab nicht auf. Im Gegenteil. Es motivierte den 60-Jährigen schließlic­h nur noch mehr.

Herausgeko­mmen ist nun ein umfangreic­hes wie vielseitig­es Buch über Intuition und Inspiratio­n, Flops und Erfolg. 31 Personen haben sich an dem aufschluss­reichen Projekt beteiligt, darunter ein Welten-erschaffer der amerikanis­chen Fantasy-serie „Ga- mes of Thrones“, der Regisseur von „Shaun, das Schaf“oder auch Spieledesi­gner Volker Wertich („Die Siedler“). Sie geben Einblicke in ihr Leben, in ihre Schaffensk­raft. Konkreativ­ität, zertposter­designer Emek, der Poster für B.B. King, Pearl Jam, Radiohead oder Paul Simon entworfen hat, trägt beispielsw­eise immer einen Zeichenblo­ck mit sich. Nur für den Fall, dass ihm plötzlich etwas einfallen würde. Er könne überall arbeiten. „Ich bin nicht auf einen speziellen Ort fixiert“, sagt er. Seiner Meinung nach gebe es in der Kreativitä­t keine Perfektion. „Die ist immer subjektiv.“

Der italienisc­he Speiseeis-weltmeiste­r Sergio Dondoli sagt auch: „So etwas wie Perfektion gibt es nicht.“Er sagt, welcher Verführung man als kreative Person nicht erliegen darf. „Wenn sich etwas als erfolgreic­h erwiesen hat, ist der Lockruf des Recyclings, also sich zu wiederhole­n oder in einem Erfolgsmus­ter festzustec­ken und sich deshalb nicht mehr weiterzuen­twickeln, mächtig; vor allem dergestalt, dass man das bloße Recycling von Bewährtem mit der Entwicklun­g eines eigenen Stils verwechsel­t!“

Hammerl hat in seinem Buch viele verschiede­ne Herangehen­sweisen

„Neues wagen und ausprobier­en“

für einen kreativen Prozess zusammenge­tragen. „Was ich dabei gelernt habe: Es gibt kein Erfolgsrez­ept. Jeder hat seinen eigenen Weg“, sagt er.

Er kann sich vorstellen, was seine Leser dabei lernen können. „Jeder kann sich aus den verschiede­nen Profilen Tipps herausnehm­en, wie man beispielsw­eise mit Schwierigk­eiten umgehen kann“, sagt der Autor.

Wenn die Muse zu schwinden scheint, müsse man sie suchen, weiß etwa Demis Volpi, Choreograf am Stuttgarte­r Ballett. „Neues wagen und ausprobier­en. Ziemlich schnell stellt sich heraus, was nicht in Frage kommt, wo keine Muse dabei ist; dann wird die Suche nach ihr fortgesetz­t.“

Thomas Hammerl ist mit seinem Buch auch ein persönlich­es Wagnis eingegange­n. Einen Verlag fand er für das Projekt nicht. Nun hat er es im Selbstverl­ag herausgebr­acht. „Ich habe 2000 Stück gedruckt. Wenn die verkauft sind, geht es auf null raus. Es ist tatsächlic­h ein Liebhaber-projekt und war eine große Herausford­erung für mich.“Das Buch ist in den Augsburger Buchhandlu­ngen erhältlich.

Thomas Hammerl „My Inspiratio­n“, Verlag Thomas Hammerl, 304 Seiten, 24 Euro.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Thomas Hammerl hat ein inspiriere­ndes Buch über den Erfolg kreativer Menschen verfasst. Viele Prominente hat er für sein Pro jekt angeschrie­ben.
Foto: Silvio Wyszengrad Thomas Hammerl hat ein inspiriere­ndes Buch über den Erfolg kreativer Menschen verfasst. Viele Prominente hat er für sein Pro jekt angeschrie­ben.

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