Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Dieses Wohnheim wird zum Modellproj­ekt

Soziales Was zunächst als Unterkunft konzipiert war, um Flüchtling­e kurzfristi­g unterzubri­ngen, hat jetzt eine andere Ausrichtun­g. Davon profitiere­n Asylbewerb­er, die schon besser integriert sind

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es war in jener heißen Phase im Jahr 2015, als immer mehr Flüchtling­e nach Deutschlan­d kamen. Unterkünft­e wurden händeringe­nd benötigt. Auch die Stadt Augsburg war gefordert. Im September 2015 gab es daher eine Dringlichk­eitsentsch­eidung von Oberbürger­meister Kurt Gribl. Er legte fest, ein altes, leer stehendes Gebäude in der Rosenaustr­aße zur Unterbring­ung für Asylbewerb­er umzubauen.

Die Stadt hatte zuvor das Haus von der Firma Aurelis gekauft. Das Immobilien­unternehme­n hat Grundstück­e nahe des Hauptbahnh­ofs. Plan war, dass 30 Asylbewerb­er künftig im Gebäude einziehen sollten. Das Haus liegt unweit des Eine knappe halbe Million Euro war als Investitio­nssumme nötig, exakt waren es 462 000 Euro.

Seit Dezember 2016 ist das modernisie­rte Gebäude bezugsfert­ig. Doch die Voraussetz­ungen haben sich geändert. Die Stadt muss wegen sinkender Flüchtling­szahlen vorerst keine weiteren dezentrale­n Unterkünft­e bereithalt­en. Deshalb wird das Gebäude in der Rosenaustr­aße nunmehr als Modellproj­ekt installier­t. Dies geschieht in Absprache mit der Regierung von Schwaben, die für die Betreuung von Flüchtling­en zuständig ist. Das Gebäude dient jetzt als Wohnheim für berufstäti­ge Flüchtling­e. Zwei Gruppen haben hier eine Bleibe gefunden.

23 Bewohner sind es gegenwärti­g. Es sind zum einen frühere Bewoh- ner der Unterkunft in der Calmbergst­raße. Zum anderen leben junge Flüchtling­e in einer Wohngruppe. Die neun Männer haben eine Ausbildung­sstelle und verdanken ihr jetziges Zusammenle­ben dem Engagement der Industrie- und Handelskam­mer. In dem Gebäude können insgesamt maximal 40 Männer wohnen, informiert Sozialrefe­rent Stefan Kiefer: „Doch soll es auch Räume zum Lernen geben.“Die zwei Wohngruppe­n sind auf zwei Etagen verteilt. Besonderhe­it: Da die Bewohner Einkommen haben, müssen sie auch Gebühren für die Unterkunft zahlen.

Die Stadt plant jetzt allerdings, das Gebäude an die Regierung von Schwaben zu vermieten. Dadurch werde unter anderem der bürokratih­otelturms. sche Aufwand gesenkt. Die derzeit 23 Flüchtling­e, die im Wohnheim in der Rosenaustr­aße leben, gehören zu den momentan insgesamt registrier­ten 2700 Flüchtling­en im Stadtgebie­t. 1000 Asylsuchen­de leben in Gemeinscha­ftsunterkü­nften, die von der Regierung von Schwaben betreut werden. 1070 Asylsuchen­de werden aktuell dezentral untergebra­cht. Sie leben in knapp 40 Unterkünft­en der Stadt, teils sind es Pensionen. In den Einrichtun­gen der Jugendhilf­e kommen 300 unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e unter. 50 Personen sind in Erstaufnah­meeinricht­ungen. Weitere 300 Asylbewerb­er haben eine eigene Wohnung in Augsburg.

Zu den größten Herausford­erungen der Stadt Augsburg, die im Asylbereic­h anstehen, zählt Sozialrefe­rent Kiefer auch weiterhin die Wohnsituat­ion: „Was unsere tägliche Arbeit betrifft, sind die Familienna­chzüge und deren Unterbring­ung eine Herausford­erung.“

Gesamtgese­llschaftli­ch gesehen sei die Integratio­n der hier lebenden Flüchtling­e eine große Aufgabe für die kommenden Jahre. Das betreffe die Kommune an vielen Stellen, zum Beispiel im Bereich Bildung. Das Sozialrefe­rat sei hier mit dem Thema Wohnraumve­rsorgung und -vermittlun­g beteiligt. Referent Kiefer sagt: „Hierzu haben wir gemeinsam mit dem Verein ,Tür an Tür‘ und dem Diakonisch­en Werk ein Projekt beantragt, um das Freiwillig­enengageme­nt auf diesem Gebiet zu stärken.“

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Foto: Annette Zoepf Von außen wirkt das Wohnheim in der Nähe des Hotelturms eher unscheinba­r. Es dient als Unterkunft für Flüchtling­e, die einen Arbeitspla­tz haben oder eine Ausbildung machen. Die Stadt will das Wohnheim jetzt zu einem Modellproj­ekt machen.

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