Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Abgehängt in Wolfsburg
Streit Aus einer Ausstellung wurde eine Vw-käfer-haube mit Hakenkreuz entfernt. Der Künstler schnaubt: „Zensur!“
Wolfsburg Wegen einer abgehängten Vw-käfer-haube mit Hakenkreuz in einer Kunstausstellung sieht sich die IG Metall in Wolfsburg mit einem Zensurvorwurf konfrontiert. „Das war ganz klar Zensur“, beklagt der Künstler Wolfgang Flatz. Die IG Metall weist den Vorwurf zurück. „Das Kunstwerk mit dem Hakenkreuz ist unserer Meinung nicht von allein erklärbar“, betont der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg, Hartwig Erb. Die auf die Ns-geschichte des Konzerns anspielende Haube mit dem Titel „Der Adolf war’s“hat er daher nach Ausstellungsbeginn entfernen lassen. +DXVKDOWVZDUHQ %HNOHLGXQJ +HLP WH[WLOLHQ )UHL]HLWDUWLNHO +HLPZHUNHUEHGDUI X Y P
„Wenn sie im Vorfeld der Ausstellungseröffnung entfernt worden wäre, wäre dagegen ja nichts zu sagen gewesen“, meint der für provokante Aktionen bekannte österreichische Künstler, der seit langem in München lebt. „So aber war es ein massiver Eingriff, das grenzt schon fast ans Lächerliche.“
Die IG Metall dagegen weist darauf hin, dass es sich nur um Teile der Ausstellung handelte, bei denen die Besucher ohne erläuternde Führung die gezeigten Kunstwerke besichtigten. Ig-metall-mann Erb argumentiert, die Ausstellung sei kurzfristig im Foyer des Gewerkschaftshauses gezeigt worden. „Um Missverständnisse zu vermeiden, erachten wir es für sinnvoll, die Haube mit dem Hakenkreuz nicht auszustellen.“
Das Kunstwerk spielt auf die Wurzeln des Vw-konzerns an, die in der Zeit des Nationalsozialismus liegen. Adolf Hitler hatte einst den Grundstein für das Stammwerk Wolfsburg gelegt, das mit Geld aus enteignetem Gewerkschaftsvermögen entstand. Volkswagen hatte die eigene Ns-geschichte bereits in den 1990er Jahren untersuchen lassen. Der Konzern beteiligte sich zudem an der 2000 gegründeten Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).