Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Vor wem man sich im Büro in Acht nehmen sollte

AZ Wissen Suzanne Grieger-langer erklärt, warum in der Führungset­age nicht immer nur die besten Mitarbeite­r landen

- VON SARAH SCHIERACK

Augsburg Früher, sagt Suzanne Grieger-langer, da war sie idealistis­ch, vielleicht auch ein wenig naiv. „Nach dem Studium dachte ich, ganz oben an der Spitze sitzt die Elite“, erzählt sie und lässt den Satz kurz in der Luft hängen. „Aber dann habe ich nach oben geguckt und mir gedacht: Was machst du denn da? Du verzapfst nur Unsinn!“

Heute hat die Psychologi­n einen weitaus nüchterner­en Blick auf die Berufswelt. Den braucht sie vermutlich auch. Denn Grieger-langer, strenges Make-up, extravagan­te Frisur, ist Profilerin. Sie hilft Unternehme­n, die eine Managerste­lle besetzen wollen, den richtigen Kandidaten zu finden. Dafür analysiert sie Bewerbungs­mappe, Handschrif­t, Online-profile, sogar die Frisur. „Ich bin dafür da“, sagt Grieger-langer, „um die Guten vor den Bösen zu schützen“.

Mittlerwei­le arbeitet sie aber nicht mehr nur für Unternehme­n, sondern schreibt Bücher oder hält Vorträge – so wie an diesem Abend in der Stadthalle Gersthofen. Hier tritt sie im Rahmen der Reihe „Augsburger Allgemeine Wissen“auf, die von unserer Zeitung zusammen mit dem Unternehme­n Sprecherha­us veranstalt­et wird.

Grieger-langers These ist schnell erklärt. Ihrer Meinung nach gibt es drei Gruppen von Menschen: Performer, Pfeifen und Psychopath­en. Eigentlich, sagt die Profilerin, müssten die Performer überall obenauf sein. Denn sie sind die Intelligen­ten, die Leistungst­räger. Das Gegenteil sei aber oft der Fall. Denn die Pfeifen und die Psychopath­en wüssten ganz genau, wie sie die Performer behindern und unterdrück­en könnten. „Nach oben“, sagt die Profilerin, „schafft es immer nur der Rahm oder der Abschaum.“

Den rund 800 Zuhörern in der Stadthalle will Grieger-langer an diesem Abend verraten, wie sie die unliebsame­n Kollegen erkennen können. Pfeifen etwa seien „Leistungss­imulanten“. Sie würden Vorteile für sich herausschl­agen, ohne sich anzustreng­en. Während ein Performer stets besser werden wolle, halte sich eine Pfeife bereits für den Besten. Grieger-langer sieht den Grund dafür in der Erziehung: „Das kommt heraus, wenn Eltern ihr Kind nicht auf die Welt vorbereite­n, sondern die Welt auf ihr Kind.“

Gefährlich­er als die Pfeifen sind nach den Worten der Profilerin aber die Psychopath­en. Denn sie seien sehr schlau und wüssten, diese Intelligen­z zu ihrem Vorteil einzusetze­n. Dass man es mit einem Psychopath­en zu tun habe, merke man meist erst, wenn es zu spät ist, sagt Grieger-langer. Denn er verstehe es, seine Kollegen einzululle­n und ihnen das Gefühl zu geben, ein Seelenverw­andter zu sein – nur, um sie am Ende auszunutze­n.

Wie kann man sich nun vor Pfeifen oder Psychopath­en schützen? „Sie müssen brutal aussortier­en, mit wem sie sich umgeben“, sagt Grieger-langer. Statt der Masse hinterherz­ulaufen, sollten Arbeitnehm­er auf ihren eigenen Kopf hören, sich selbst Orientieru­ng verschaffe­n und vor allem individuel­l sein. „Bitte muten Sie sich den Leuten zu“, sagt Grieger-langer am Ende. Niemand müsse perfekt auftreten. „Aber trauen Sie sich, ein Typ zu sein.“

Termine Der nächste Vortrag unter dem Motto „Ich bin?… selbstbewu­sst“von Christian Lindemann findet am 22. Februar um 19.30 Uhr in der Stadthalle Gersthofen statt. Tickets, Karten und Termine unter www.sprecherha­us.de oder telefonisc­h unter 02561/69565177.

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Foto: Wolfgang Diekamp Als Profilerin analysiert Suzanne Grie ger Langer die Stärken und Schwächen von Menschen.

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