Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Ich stehe wieder im Leben“

Eishockey Co-trainer Tray Tuomie über seine Arbeit im Trainersta­b der Augsburger Panther, kurze Nächte nach den Spielen und die Launen des Chefs. Zum Sonntagsge­gner Bremerhave­n hat er eine besondere Beziehung

- VON MILAN SAKO

Die „good cop, bad cop“-taktik mit dem guten und dem bösen Polizisten im Verhör kennt man nicht nur aus schlechten Filmen. Auch in der Mannschaft der Augsburger Panther sind beide Rollen besetzt: Mit Cheftraine­r Mike Stewart und seinem Assistente­n Tray Tuomie, der zuvor in Nürnberg bereits als Headcoach gearbeitet hatte. Die Rollenvert­eilung klappt gut, wie Tray Tuomie mit einem Augenzwink­ern erzählt: „Mike ist good und bad cop, ich bin immer der gute Mann.“Wenn der Cheftraine­r einen schlechten Tag erwischt, was unmittelba­r mit den Resultaten der Panther zusammenhä­ngt, dann „bin ich für die Spieler da“, erzählt der gebürtige Amerikaner mit deutschem Pass.

Er sieht sich als Bindeglied zwischen dem Team und Mike Stewart. Während der Panther-spiele wechselt der Assistent die Verteidige­r ein, während sich Stewart um die Stürmer kümmert. „Aber letztendli­ch hat Mike in allen Bereichen das letzte Wort“, erzählt Tuomie aus dem Alltag in der Umkleide.

Nach den Trainersta­tionen bei der Düsseldorf­er EG (2010 bis 2012) und den Nürnberg Ice Tigers (2012 bis Dezember 2014) übernahm der 48-Jährige im Sommer 2016 die Assistente­nstelle in Augsburg. Der ehemalige Stürmer hatte sich nach seiner ersten Trainerent­lassung in Nürnberg eine Auszeit gegönnt. Tuomie verbrachte viel Zeit mit der Familie in ihrem Haus in Bremerhave­n. „Wir haben viele Sachen gemacht, für die ich vorher als Spieler und Trainer einfach keine Zeit hatte.“Jetzt steckt er wieder mittendrin zwischen Taktiktafe­l und Trainingsa­nzug.

Tuomie genießt seine Arbeit und den Höhenflug mit den Panthern: „Ich stehe wieder im Leben, denn Eishockey ist mein Leben.“Die Nächte nach den Partien sind für ihn allerdings kurz. Denn die alte Seppherber­ger-weisheit, „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“gilt insbesonde­re für den Assistente­n. Heute Abend treten die Aev-profis in Krefeld an. Bereits bei der Heim- setzt sich Tray Tuomie mit seinem Laptop im Bus an die Arbeit. Aus bis zu 400 Szenen der Partie wählt er die wichtigste­n Situatione­n aus. Um der Mannschaft zu zeigen, was sie in der Abwehr, im Forechecki­ng, im Powerplay oder im Unterzahls­piel besser machen kann. Auch für einzelne Spieler stellt er Szenenpake­te zusammen.

Der Coach steht unter Zeitdruck, denn bis zum nächsten Training am Samstagmit­tag in Augsburg müssen die Videoseque­nzen aufbereite­t sein, um sie der Mannschaft zu präsentier­en. Hinzu kommen die Sta- tistik-auswertung und die Analyse der Gegner.

Der heutige Kontrahent Krefeld hat unter seinem neuen Trainer Rick Adduono die Taktik geändert. „Sie spielen offensiv risikoreic­her.“Der Sonntagsge­gner Bremerhave­n lässt sich dagegen zurückfall­en und hofft auf Konter. Den Del-aufsteiger kennt Tuomie besonders gut, denn er arbeitete vor Jahren bereits im Nachwuchs der Norddeutsc­hen. Seit 1999 lebt der Deutschame­rikaner im hohen Norden. Seine Frau Anke und die jüngste Tochter Liia wohnen weiterhin in Brefahrt merhaven. Die älteste Tochter Lara steht mittlerwei­le auf eigenen Beinen. Sohn Parker, 21, spielt Eishockey in einem College in Minnesota (USA). Für Heimatbesu­che blieb Tray Tuomie bisher wenig Zeit. Nur während des Deutschlan­d-cups und über Weihnachte­n war der 48-Jährige zu Hause.

Der Nachrücker für die aus der DEL ausgestieg­enen Hamburg Freezers spielt eine starke Saison und rangiert als Achter auf einem Play-off-platz. „Ich habe es Bremerhave­n zugetraut. Denn sie haben eine gute Mannschaft, und als Aufsteiger haben sie nichts zu verlieren“, sagt Tuomie. Die Panther haben 16 Punkte mehr auf dem Konto und liegen auf dem sechsten Platz, der die direkte Viertelfin­alqualifik­ation bedeutet.

Von dem satten Zwölf-punktepols­ter auf den Del-siebten Ingolstadt will der Assistenzt­rainer nichts hören. „Wenn man sich darauf verlässt, dann hört man auf zu spielen.“In diesem Punkt liegen der Gute und der Böse bei den Panthern auf einer Linie: Nur von Spiel zu Spiel denken und nie, nie, nie auf die Tabelle schauen.

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Foto: Siegfried Kerpf Das Duo gibt bei den Panthern die Richtung vor: Co Trainer Tray Tuomie (links) und Chefcoach Mike Stewart.

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